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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Menschen sind.«
    Der Patriarch brummte: »Seit die Geflügelten mit den Töchtern der Menschen schlafen, gibt es keine Gewißheit mehr.« Er schaute O-holi-bamah an, aber sein Blick war nicht unfreundlich.
    Wieder berührte O-holi-bamah Dennys‘ Stirn. »Schhh. Ich tue dir nichts.« Sie nickte Yalith und Japheth zu. »Das Einhorn hat sein Fieber gelindert, aber er ist noch immer sehr heiß. Trafst du ihn in diesem Zustand an, Japheth?«
    Der schüttelte den Kopf. »Er litt schlimmer unter der Sonnenkrankheit als der andere, der Sand. Aber so arg zugerichtet wie jetzt sah er nicht aus.«
    »Du sagst, es seien zwei Riesen?« fragte der Patriarch.
    »Zwei. Sie gleichen einander aufs Haar. Ich ließ den anderen, den Sand, bei Großvater Lamech zurück und ging diesen da suchen. Als es dunkel wurde, gab ich die Suche auf und kam heim – und sehe auf einmal den Den mitten in unserem Zelt liegen.«
    O-holi-bamah unterbrach ihr Gespräch. »Wir müssen ihn mit Wasser kühlen und seinen Körper feucht halten.«
    »Wasser?« rief Matred. »Selbst die Mammuts spüren kaum noch Wasser auf! Aber wir haben genügend Wein.«
    »Hände weg von meinem Wein!« brüllte der Patriarch.
    »Weib, du weißt ja nicht, wie schwer ich für diese paar Tropfen schuften muß.«
    »Ich weiß es«, sagte Japheth mit leisem Spott. »Schließlich schufte ich an deiner Seite.«
    O-holi-bamah runzelte die Stirn. »Wein würde ihm kaum helfen.«
    »Higgaion besprühte den Sand mit Wasser aus Großvater Lamechs Krug«, sagte Japheth. »Und das tat dem anderen Riesen gut.« Er schaute auffordernd Selah an; das Mammut hatte sich wieder zu Matreds Füßen gekauert.
    Anah musterte abwechselnd ihren kraftstrotzenden Gatten Ham und den leblos daliegenden Dennys. »Sähe seine Haut nicht wie rohes Fleisch aus, wäre er sehr hübsch.«
    Elisheba fuhr sie zornig an: »Laß ihn in Ruhe, Anah! Du sahst doch, daß das Einhorn nicht vor ihm zurückwich. Ist er auch groß wie ein Riese, bleibt er doch ein kleines Kind. Und er zittert. Er hat Angst.«
    »Es soll ihm nichts mehr widerfahren«, sagte Matred mit Bestimmtheit.
    Yalith warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    »Weibervolk!« brummte der Patriarch zornig. »Immer muß ich mich von euch Weibern herumkommandieren lassen. Ihr mit euren guten Werken! Matred füttert jeden faulen Bettler, der ins Zelt kommt, und kaum ist der Suppentopf leer, füllt Elisheba ihn nach.«
    »Keiner ist gern arm und hungrig«, wies Matred ihn freundlich zurecht. »Wir haben genug, mehr als wir selbst brauchen. Ich dulde es nicht, Mann, daß diesem jungen Riesen noch mehr Leid geschieht.«
    »Mach mit ihm, was du willst«, knurrte der Patriarch. »Aber laß mich dabei aus dem Spiel.«
    »Wo bringen wir ihn denn unter?« fragte Yalith.
    »Er ist ja noch ein Kind«, sagte O-holi-bamah. »Warum darf er nicht im Frauenzelt wohnen?« – Yalith hatte ihre heimlichen Zweifel. In ihren Augen waren der Sand und der Den alles andere als Kinder.
    Matred nickte. »So mag es fürs erste sein. Entweder stirbt er ohnehin bald, oder er wird gesund und kann dann hier im großen Zelt schlafen.« Sie wandte sich an Elisheba. »Hole das Leinen aus meiner Truhe. Die Felle sind zu rauh für ihn.«
    Anah zog die Nase kraus und spottete: »Mutter weiß immer alles am besten, was, Ham?« Angewidert wandte sie sich ab.
    »Ich werde einige Feigen zerstampfen und ihm den Brei einflößen«, sagte Matred unbeirrt.
    »Werft ihn aber nur ja gleich aus dem Zelt, falls er euch unter den Händen wegstirbt!« befahl der Patriarch.
    »Vater!« rief Yalith erschrocken.
    Japheth faßte begütigend nach ihrer Hand.
    Der Patriarch sagte: »Tochter, du solltest endlich lernen, daß du nicht jeden flügellahmen Vogel oder verletzten Salamander gesund pflegen mußt.«
    »Aber ich kann es doch zumindest versuchen!«
    »Manchmal bewahrt man ein Geschöpf besser vor Schmerzen, wenn man es sterben läßt.«
    »Oh, Vater…«
    »Schluß jetzt«, fiel ihnen Matred ins Wort. »Japheth, komm und hilf, den Riesen ins Frauenzelt zu tragen. Beeilt euch!«

Großvater Lamech und
Großvater Enoch
    A ls Dennys die Augen öffnete und sich von kleinen, braunhäutigen Menschen umringt sah, erschrak er. Wieso war er schon wieder in diesem grauenhaften Zelt? Das Einhorn konnte ihn doch nicht ausgerechnet zu jenen Leuten zurückgebracht haben, die ihn bereits einmal in die Jauchegrube gestoßen hatten? Wo war das Einhorn?
    Ein Lichtblitz gegen seine geschlossenen Lider. Wieder
    Dunkelheit. Er

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