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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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schüttelte den Kopf. »Er sagte es mit aller Bestimmtheit. Und er sagte, El habe auch Großvater Lamech prophezeit, was kommen werde.«
    »Eine Arche.« O-holi-bamahs dunkle Brauen zogen sich zusammen. »Eine Arche in der Wüste. Das gibt keinen Sinn. Hat dein Vater es schon den anderen gesagt?«
    »Noch nicht.« Japheth zog O-holi-bamah zu sich. »Er sagt, sie werden ihn auslachen.«
    »Das werden sie«, stimmte O-holi-bamah ihm zu. Sie selbst aber lachte nicht.
    »Ich habe ihn noch nie so ernst gesehen«, sagte Japheth.
    »Und woraus soll er die Arche bauen?« fragte sie.
    »Aus Gelbholz. Daran herrscht ja bei uns kein Mangel. Und er soll das Schiff innen und außen mit Pech bestreichen, um es wasserdicht zu machen.«
    »Woher sollte das Wasser kommen?«
    Japheth schwieg. Sie wandte sich ihm zu, schaute ihm in die Augen. »Dein Vater verhält sich ungewöhnlich.«
    Er antwortete leise: »Auch El verhält sich ungewöhnlich. «
    Sie strich ihm über die Wangen. »Darüber können wir nicht richten. El ist ein großes Geheimnis.«
    Japheth lachte. »Ein so großes Geheimnis wie ein großes Schiff in der Wüste.«
    »Wie groß soll es werden?«
    Japheth breitete die Arme aus. »Dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch.«
    O-holi-bamah staunte. »So genau gab El die Maße an?«
    »Behauptet Vater.«
    »Ich begreife das nicht«, sagte sie. »Ach, hättest du doch mit Großvater Lamech darüber sprechen können!«
    Japheth wischte sich heimlich die Tränen aus den Augen.
    »Und die Zwillinge?« rief O-holi-bamah plötzlich. »Was soll nun mit unseren Zwillingen geschehen?«
    »Sie werden wahrscheinlich weiterhin den Garten betreuen. Aber auch dessen bin ich mir nicht wirklich sicher. Ich glaube, Großvaters Tod war der Beginn einer ungeheuren Veränderung.«
    O-holi-bamah nickte. »Der Gesang der Sterne ist gestört. «
    »Hast du ihnen gelauscht?« fragte Japheth.
    Wieder nickte sie. »Ihr Lied hat sich verändert. Aber warum soll das und Großvater Lamechs Tod der Beginn einer ungeheuren Veränderung sein?« Sie überlegte. »Vielleicht besteht zwischen Lamechs Tod und Els seltsamen Anweisungen an dessen Sohn ein innerer Zusammenhang?«
    »Ach, meine Liebste«, sagte Japheth. »Du bist klug. Manchmal wünschte ich, du wärest nicht so klug.«
    Sie umarmten einander. Japheth drückte ihr einen Kuß auf die Lippen, und sie fanden Trost in ihrer Liebe.
    Matred, Noah, seine Söhne und deren Frauen und Yalith standen trauernd vor Lamechs Zelt. Als sich herausstellte, daß Sandy weder zurückgekehrt noch in Noahs Zelt geblieben war, gerieten alle in Sorge.
    »Wir haben ihn unterwegs nicht getroffen«, sagte Japheth beunruhigt. »Wir dachten, er sei dir gefolgt.«
    »Und wir haben in unserem Gram gar nicht bemerkt, daß er…« Yalith verstummte.
    Noah zupfte nervös an seinem Bart. »Er wollte mir aber nachkommen.«
    »Die Sonne geht auf«, stellte Ham sachlich fest. »Jetzt können wir uns nicht auf die Suche machen.«
    Das mußte Sem Dennys erklären. »Weil es bei uns so heiß ist, müssen wir die Toten rasch bestatten.«
    Dennys hatte Mühe, nicht in Panik zu geraten. Matred legte mütterlich den Arm um ihn. »Jetzt salben wir Großvater Lamech und bereiten bis zum Sonnenuntergang alles für das Begräbnis vor. Dann werden wir unseren Schmerz überwinden und den Sand suchen gehen. Es gibt bestimmt eine natürliche Erklärung für sein Verschwinden.«
    »Vielleicht ist er bei meiner Schwester?« gab Anah zu bedenken. »Ich glaube, die beiden finden Gefallen aneinander. «
    Dennys schüttelte den Kopf. Er konnte nicht glauben, daß Sandy sich mit Tiglah ausgerechnet dann davonmachen würde, wenn Großvater Lamech im Sterben lag.
    Yalith drückte ihm verstohlen die Hand und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange, ehe sie mit ihrer Mutter und den anderen Frauen das Zelt betrat. Die Männer blieben im Freien, während Lamechs Leichnam mit gewürzten Ölen eingerieben und in frische weiße Felle gehüllt wurde.
    Die Sonne stieg höher und brannte unerbittlich herab.Hätte Japheth ihn nicht gewarnt, wäre Dennys wahrscheinlich blindlings aufgebrochen, um seinen Bruder zu suchen. So aber fügte er sich widerstrebend.
    Bei Sonnenuntergang trugen Noah und seine Söhne Großvater Lamech zu einer kleinen Höhle am Rand der Wüste. Die Frauen folgten dem Zug.
    Noah, Sem, Ham und Japheth hoben am Höhleneingang das Grab aus. Dennys wollte helfen, aber man gab ihm freundlich zu verstehen, daß dieser letzte

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