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Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Jaenicke
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allein die Höhe des CO 2 -Ausstoßes.

    »Hubraum kann nur durch noch mehr Hubraum ersetzt werden.«
    (Aufkleber auf einem Münchner Porsche Cayenne, gesehen 2010)

    1912: Tausende Elektroautos schnurren durch die Städte der USA. Aber auch in Asien und Europa erfreuen sich die leisen, mit Strom betriebenen Automobile großer Beliebtheit – während der stinkende Benziner auf der Strecke bleibt. Er gilt mit seinem unpraktischen Kurbelantrieb und seinem gefährlichen Treibstoff als »die Hölle auf Rädern«. Das Elektromobil hingegen ist so leicht zu bedienen und so gut ausgestattet – manch eines kann sogar mit einer Fußheizung aufwarten –, dass es nach wenigen Jahren den Stempel »Frauenauto« verpasst bekommt. Tja, und hier kann der Benziner nun wieder punkten: mit Geknatter und Gestank – wie heute die Formel-1-Rennwagen. Lärmend. Sportlich. Dreckig. Männlich. Und als schließlich ein Herr Kettering aus Ohio/USA den elektrischen Anlasser erfindet, hat der Benziner endgültig die Nase vorn.
    2012: Von den knapp 43 Millionen Autos auf Deutschlands Straßen – hinzu kommen noch mal acht Millionen Motorräder, Lkw und Busse – sind spärliche 0,01 Prozent Batterie- respektive Elektroautos. Zwar gilt das Elektroauto inzwischen als das eindeutig klimafreundlichere Gefährt, aber konkurrenzfähig ist es deshalb noch nicht. Noch lange nicht? Das hängt auch davon
ab, wie das Tauziehen zwischen Klimaschutz- und Industriebelangen weitergeht. Denn solange die Anschaffung von E-Autos (mit Brennstoffzelle oder Batterie) unverhältnismäßig teuer und der Akku weder robust noch von hoher Speicherkapazität ist, werden sich potenzielle Autokäufer selbstverständlich für die preiswerte und praktischere Variante entscheiden. Was tun? Der Kostenhürde will die Autoindustrie durch Kaufprämien, die schwarz-gelbe Bundesregierung durch Steuererleichterungen zu Leibe rücken. Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) hingegen plädiert für eine technikunabhängige Kaufförderung. Entscheidend sei, dass bei allen Autos Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Ausstoß deutlich sinken. Und die Technikhürde? Schließlich fährt heutzutage kaum ein Elektroauto mit einer Akkuladung weiter als 100 Kilometer. Alles andere wäre wegen des erforderlichen Riesenakkus viel zu schwer und viel zu teuer. Angegebene Reichweite 150 Kilometer? Okay. Aber nur, wenn Sie ohne Licht fahren und nicht heizen ... Was nun, Frau Merkel? Die zückt einen Forschungszuschuss von einer Milliarde Euro, um diese vermaledeite Hürde aus der Welt schaffen. Das allein bringt jedoch wenig. Vielmehr muss das Gesamtkonzept aus Elektromobilität und Energiewende in sich stimmig sein. Denn ohne ausreichend sauberen Strom wäre ein E-Auto-Boom in Deutschland kein Gewinn – zumindest nicht für die Umwelt ... Aber vielleicht ist die Autoindustrie – ausnahmsweise – ja auch gar nicht so scharf auf dieses Merkel-Geld und die damit verbundene Verbesserung der E-Mobilität: Schließlich haben Elektroautos – abgesehen vom Akku – viel weniger Ersatzteilbedarf als Autos mit Verbrennungsmotor ... Und wer will sich schon selbst einen Geldhahn zudrehen? Zumal der Ersatzteilhandel inzwischen sogar ein fast konkurrenzloses Geschäft ist. Der Grund dafür ist ganz simpel: In den verschiedenen Automodellen findet
man heute kaum noch kostengünstige Standard-, stattdessen überwiegend teure Marken-Ersatzteile. Das hält nicht nur den Preis konstant hoch, sondern macht es auch den »gelben und silbernen Engeln« oft schwer, liegen gebliebenen Fahrzeugen vor Ort neues Leben einzuhauchen. Schließlich können die mobilen Mechaniker ja nicht alle möglichen Ersatzteile von zig Modellen im Koffer haben. Aufgrund der vielen elektronischen Komponenten in heutigen Autos (Sitzheizung, elektrische Fensterheber, Hifi-Anlage ...) ist inzwischen allerdings eine schlappe Batterie die häufigste Pannenursache. Denn die Industrie hat es schlicht und ergreifend verschlafen, die Autobatterien technisch fortzuentwickeln und den aktuellen Anforderungen ihrer top ausgestatteten Modelle anzupassen. Wirklich verschlafen? Oder kalkulieren sie einfach nur geschickt? Hier eine neue Bremsscheibe, da eine neue Wasserpumpe und hie und da eben mal eine neue Batterie ... Warum sollten die Teile denn länger halten? Für die Autokonzerne und Werkstätten bedeutet Verschleiß = Verdienst.
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