großgeschrieben. Dennoch gibt es auch bei der Fair Ware Foundation einen Wermutstropfen: Seit 2011 ist Takko ebenfalls FWF-Mitglied – mit der Begründung: Die wollen ja. Nun hat der Textil-Discounter, der im November 2012 noch einmal Negativschlagzeilen machte, weil er – ähnlich wie einst Ikea DDR-Häftlinge für sich arbeiten ließ – seine Billigklamotten in chinesischen Gefängnissen produzieren ließ, drei ganze Jahre Zeit, sich den FWF-Standards anzupassen. Aber ebenso lange darf sich Takko auch schon mal mit der FWF-Mitgliedschaft schmücken. »Fairarsche« oder echtes Umdenken?
Ja, es ist leicht, mit dem Finger auf all die anderen zu zeigen: die »Geiz-ist-geil«-Kunden, die profitgierigen Hersteller, die untätigen Politiker, die korrupten Billiglohnländer. Aber wie verhalte ich mich selbst? Wie oft kaufe ich ein neues T-Shirt, obwohl ich schon zehn in derselben Farbe im Schrank habe? Vielleicht würde es helfen, den entsprechenden Textilien einen Sticker anzuheften
mit der Aufschrift: »Hergestellt unter unmenschlichen und umweltzerstörerischen Bedingungen.« Dann würden wir unsere Klamotten tragen und reparieren, bis sie auseinanderfallen. Vermutlich gäbe es einen Boom des Secondhandmarktes statt containerweise Wegwerfkleider ...
KONSUMENTEN-NAVI
Die Modeindustrie – kräftig assistiert von den Lifestyle-Magazinen – will uns ständig neue Trends andrehen und zum Dauerpowershoppen animieren. Damit widerspricht sie dem Nachhaltigkeitsgedanken wie kaum eine andere Industrie. Brauchen wir wirklich für jeden Frühling, Sommer, Herbst und Winter eine neue Kollektion? Wo bleibt da der Individualismus, auf den wir sonst so viel Wert legen? Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom ...
Wegweiser
Eine wirklich nachhaltige Alternative: Secondhandkleidung (vor allem für Kinder, die immer in null Komma nichts aus ihren Hosen, Schuhen und Pullovern herausgewachsen sind).
Die niederländische Marke K.O.I (Kings of Indigo) produziert möglichst nachhaltige, vor allem langlebige Jeans aus biologischer und recycelter Baumwolle. Chef Tony Tonnaer: »Nachhaltigkeit ist nichts Besonderes. Es ist normal.« 57
Selbst Marken, die wie Nudie Jeans und Kuyichi mit ihren Öko-Jeans werben, kommen ihrer sozialen Verantwortung während des Produktionsprozesses nicht immer nach. Das Öko-Institut untersucht zurzeit, inwieweit es realisierbar ist,
ökologische und soziale Kriterien für mehrere Produktgruppen unter einem Label zusammenzufassen. [Kontakt: Öko-Institut e. V., Geschäftsstelle Freiburg, Tel.: +49 761 45295-252, E-Mail:
[email protected]].
Tchibo und PVH (Tommy Hilfiger, Calvin Klein) sind die ersten Modeunternehmen weltweit, die sich seit Kurzem an einem umfassenden Brandschutzprogramm in Bangladesch beteiligen. Dieses Programm, das die unterzeichnenden Firmen zu unabhängigen Gebäudeinspektionen und Schulungen über Arbeiter/innenrechte, zur Publikation von Zuliefererlisten und der Verbesserung von Sicherheitsstandards verpflichtet, wurde von diversen NGOs in Zusammenarbeit mit örtlichen Gewerkschaften und Arbeitsorganisationen ins Leben gerufen.
Puma bringt ab Frühjahr 2013 eine Öko-Kollektion heraus.
Der Schuhhersteller Snipe hat sich auf die Fahnen geschrieben, so ökologisch, nachhaltig und gesundheitsbewusst wie möglich zu produzieren ( www.snipe.com ).
Rundum-Vorbild G-Star: Die Marke hat – auf Druck von Greenpeace und der Clean Clothes Campaign (CCC / Kampagne für Saubere Kleidung) – erklärt, sowohl auf schadstofffreie Produktion umzusteigen als auch auf die Umsetzung von internationalen Arbeitsstandards in den Textilfabriken zu achten.
Vom Gift- zum Grünlabel: Valentino hat sich Anfang 2013 zum Detox-Programm 58 von Greenpeace verpflichtet.
Julia Starp, Deutschlands einzige komplett nachhaltig und umweltfreundliche Mode-Designerin ( www.juliastarp.net ).
TV-Dokumentationen: »Blood, Sweat and T-Shirts« (Episode 1–4, BBC, 2008), »Der Preis der Blue Jeans« (NDR, 5.3.2012) sowie »Todesfalle Textilfabrik« (NDR, 27.11.2012).
»Man kann ein Auto nicht wie ein menschliches Wesen behandeln.
Ein Auto braucht Liebe.«
Walter Röhrl, ehemaliger Rallye-Weltmeister
Böse Zungen behaupten, in Deutschland würden Autos besser behandelt als Kinder. Die müssen im Prinzip in der Garage bleiben, damit die Autos draußen spielen können. Und zum Spielen bevorzugt man hierzulande Fahrzeuge des Premiumsegments. Das hat uns die stolze Autoindustrie per milliardenschweren Werbe- und