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Die große Zukunft des Buches

Titel: Die große Zukunft des Buches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco , Jean-Claude Carrière
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Betonbauer, vielleicht sogar Umweltschützer angehörten, aber es war weder ein Philosoph noch ein Ägyptologe dabei. Michel Serres wunderte sich darüber. Und der Journalist wunderte sich über seine Verwunderung. »Wozu hätte ein Philosoph in einem solchen Komitee gut sein sollen?«, fragte er. »Er hätte das Fehlen eines Ägyptologen bemerkt«, antwortete Michel Serres.
    In der Tat, wozu kann ein Philosoph gut sein? Ist das nicht eine wunderbare Verbindung zu unserem augenblicklichen Thema, der Dummheit? In welchem Alter und auf welche Weise sollen wir die Bekanntschaft mit Dummheit, Vulgarität, idiotischem und grausamem Starrsinn machen, die unser tägliches Brot sind und mit denen wir leben müssen?In Frankreich gibt es eine Art Debatte darüber – es gibt über alles Debatten –, in welchem Alter man anfangen sollte, sich mit Philosophie zu beschäftigen. Heute kommen unsere Gymnasiasten in den letzten Schuljahren damit in Berührung. Aber warum nicht früher? Und warum die Kinder nicht ebenso in die Anthropologie einführen, die eine Öffnung hin zu einem kulturellen Relativismus bedeutet?
     
    U. E.: Es ist unglaublich, dass im philosophischsten Land der Welt, in Deutschland, Philosophie nicht am Gymnasium unterrichtet wird. An italienischen Schulen hingegen gibt es unter dem Einfluss der deutschen idealistischen Geschichtsphilosophie eine Einführung in die Philosophie, die drei Jahre dauert und etwas ganz anderes ist als das, was in Frankreich geboten wird, wo es mehr um die Einführung in die philosophische Aktivität geht. Ich glaube, es ist nicht nutzlos, etwas darüber zu wissen, was die Philosophen von den Vorsokratikern bis auf unsere Tage gedacht haben. Die einzige Gefahr für einen naiven Studenten ist, zu glauben, dass derjenige, der zuletzt denkt, recht hat. Aber ich habe keine Vorstellung, welche Wirkungen die Philosophie, wie sie in Frankreich verstanden wird, auf die jungen Leute haben kann.
     
    J.-C. C.: Von diesem Jahr ist in mir das Gefühl zurückgeblieben, völlig verloren gewesen zu sein. Der Stoff war in mehrere Abschnitte eingeteilt: allgemeine Philosophie, Psychologie, Logik und Moral. Aber wie kann man ein Handbuch der Philosophie überhaupt konzipieren? Und im Übrigen, was ist mit den Kulturen, die das nicht gekannt haben, was wir Philosophie nennen? Daher meine Bemerkung vorhin über die Anthropologie. Die Auffassung vom »philosophischenBegriff« zum Beispiel ist eine rein abendländische Angelegenheit. Versuchen Sie, einem Inder, auch einem sehr gebildeten, zu erklären, was ein »Begriff« ist, oder einem Chinesen die »Transzendenz«! Weiten wir unsere Überlegungen auf die Frage der Erziehung aus, natürlich ohne den Anspruch, sie lösen zu wollen. Seit der Reform von Jules Ferry im Jahr 1881 gibt es die allgemeine und kostenlose Schulpflicht. Das heißt, die Republik unternimmt es, sämtlichen Bürgern dasselbe beizubringen, ohne Einschränkung, obwohl sie sehr wohl weiß, dass eine Mehrzahl unterwegs aufgeben wird, da es deklariertes Ziel ist, durch Selektion die Eliten auszubilden, die das Land führen werden. Ein System, dessen Nutznießer ich in idealtypischer Weise bin: Ohne Jules Ferry säße ich nicht hier, um mit Ihnen zu reden. Ich wäre heutzutage ein alter Bauer ohne einen Sou im Süden Frankreichs. Wer weiß, was ich sonst noch wäre?
    Jedes Erziehungssystem spiegelt zwangsläufig die Gesellschaft wider, die es hervorgebracht, erdacht und eingesetzt hat. Zur Zeit von Jules Ferry waren die französische und die italienische Gesellschaft völlig anders als heute. Während der 3. Republik waren 75 Prozent der Franzosen noch Bauern, Arbeiter stellten nur 10 oder 15 Prozent, und was wir die Eliten nennen, waren noch weniger. Diese 75 Prozent Bauern von damals sind heute noch 3 oder 4 Prozent, aber das Schulsystem ist noch genau dasselbe wie damals. Zur Zeit Ferrys konnten diejenigen, denen es nicht gelang, aus ihrer Schulbildung etwas zu machen, eine Anstellung in der Landwirtschaft, im Handwerk, als Industriearbeiter oder als Hauspersonal finden. All diese Arbeitsmöglichkeiten sind aber nach und nach verschwunden, zugunsten von Anstellungen im sogenannten Dienstleistungssektor oder auf der mittleren Führungsebene, und diejenigen, die vor oder nachdem Abitur gescheitert sind, befinden sich heute im freien Fall. Da ist nichts, was sie auffängt, nichts, was diesen Sturz abfedern könnte. Unsere Gesellschaft hat sich verändert, aber das Schulsystem ist im

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