Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Marchand, dem Befehlshaber der » Solide«, wurden zwei andere Kapitäne, Masse und Prosper Chanal, drei Lieutenants, zwei Aerzte und drei Freiwillige beigegeben; mit neununddreißig Matrosen zählte die ganze Besatzung fünfzig Mann.
Vier Kanonen, zwei Bomben, vier Steinmörser nebst der nöthigen Munition und vielen Waffen, vollendeten die Ausrüstung.
Obwohl man nach den Gewässern am Cap Horn erst im Winter gelangen konnte, segelte die »Solide« am 14. December 1790 von Marseille aus ab. Nach kurzer Rast in la Praya, an den Inseln des Grünen Vorgebirges, steuerte Marchand auf Staatenland zu, das er am 1. April 1791 erreichte, umschiffte Feuerland und drang in den Großen Ocean ein. Kapitän Marchand’s Absicht war es, sich ohne Aufenthalt nach der Westküste Amerikas zu begeben; von Anfang Mai ab zeigte sich das Wasser in den Tonnen aber derart verdorben, daß er an die Erneuerung desselben denken mußte.
Kapitän Marchand entschied sich für die Marquesas de Mendoca-Inseln unter 10° südlicher Breite und 140° westlicher Länge von Paris.
»Die Lage der genannten Inseln, sagt Fleurieu, der einen sehr interessanten Bericht über diese Reise veröffentlicht hat, erschien ihm um so geeigneter, als er sich, um den Calmen, auf welchen man weiter östlich zu leicht trifft, zu entgehen, von vornherein vorgenommen hatte, die Linie unter 142° westlicher Länge zu passiren.«
Von Mendoca 1595 entdeckt, war dieser Archipel im Jahre 1774 von Cook besucht worden.
Am 12. Juni kam die Insel Magdalena, die südlichste der Gruppe, in Sicht. Die vorherigen Rechnungen Marchand’s und des Kapitän Chanal erwiesen sich so zutreffend, daß die »Solide« schon nach einer Fahrt von dreiundsiebzig Tagen vom Cap Juan bei Staatenland aus an den Mendoca-Inseln ankerte, ohne ein anderes Land anzulaufen, und diese Sicherheit der Fahrtrichtung in einem Meere, wo die verschiedensten Strömungen alle gewöhnlichen Berechnungen und Methoden der Lagebestimmung unnütz machen, nur durch fleißige astronomische Beobachtungen gewann.
Marchand steuerte nun auf San-Pedro zu, das im Westen liegen blieb. Bald sah er Dominica-Santa-Christina und die Insel Hood, die nördlichste der Gruppe, und ging in der Bai von Madre de Dios vor Anker, wo die Eingebornen ihm unter dem tausendfach wiederholten Rufe:»Tayo! Tayo!« einen wahrhaft enthusiastischen Empfang bereiteten. Die Unmöglichkeit, den Bedarf an Schweinen hier zu decken, bestimmte Kapitän Marchand, andere Baien der Insel Santa-Christina zu besuchen, die er mehr bevölkert, fruchtbarer und pittoresker fand als Madre de Dios. Die Engländer verweilten früher zu kurze Zeit bei den Marquisen, um genaue und eingehende Beobachtungen über Land und Leute zu machen. Wir entlehnen hier also einige Züge der Beschreibung Etienne Marchand’s.
»Die Bewohner sind groß, stark und gewandt; die Farbe ihrer Haut ist hellbraun, doch unterscheiden sich Manche kaum merklich von Europäern aus niedrigen Volksschichten. Sie kennen keine andere Bekleidung des Körpers als die mit Tätowirungen, und das Klima verlangt auch keine weitere. Diese Zeichnungen sind mit größter Regelmäßigkeit ausgeführt; die eines Armes oder Beines entspricht gewiß vollständig der des betreffenden anderen Gliedes, und diese symmetrische Buntscheckigkeit macht wirklich einen gar nicht so unangenehmen Eindruck. Die Haartracht erscheint wechselnder, und die Modegöttin herrscht auf den Marquisen ebenso unbeschränkt wie anderswo. Die Einen tragen z.B. Halsbänder von rothen Körnern, Andere eine Art Ringkragen aus kleinen leichten Holzstückchen. Obwohl man bei Männern und Frauen sieht, daß die Ohrläppchen durchlöchert sind, bemerkt man doch nicht, daß sie gewöhnt wären, etwas an dieselben zu hängen. Dagegen sah man eine junge Schöne aus Mendoca sich brüsten mit dem als Halskragen getragenen verrosteten Rasirbecken des Geistlichen der ›Solide‹, das diesem gestohlen worden war, und ein Mann trug ohne Scheu den Ladestock von Kapitän Marchand’s Gewehr durch das Ohrläppchen gesteckt und an seiner Seite herabhängend.«
Cook behauptet, daß die »Kava« der Tahitier hier bekannt sei. Man kann dagegen nur sagen, daß sie dem, auf dem Schiffe angebotenen Branntwein den Namen der Pfefferpflanzen gaben. Sie schienen jedoch von einem derartigen Liqueur keinen übermäßigen Gebrauch zu machen, denn man sah hier niemals einen Betrunkenen.
Die Engländer erwähnen nicht einer Höflichkeitsbezeugung, welche bei den
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