Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Man hielt diese Frage schon lange für erstorben, bis ihr Schliemann’s Ausgrabungen in unserer Zeit plötzlich wieder neues Leben einhauchten.
    Guillaume Antoine Olivier, der gegen Ende des letzten Jahrhunderts einen großen Theil des Orients durchstreifte, konnte sich eines besonderen Schicksals rühmen. Von Berthier de Sauvigny zur Abfassung einer Statistik der Generalität von Paris berufen, sah er sich durch die ersten Stürme der Revolution sowohl seines Beschützers, als auch des Preises seiner Arbeit beraubt. Bestrebt, seine Kenntnisse der Naturgeschichte fern von Paris auszunützen, erhielt Olivier vom Minister Roland den Auftrag, die entferntesten und am wenigsten bekannten Gebiete des ottomanischen Reiches zu bereisen, wobei man ihm noch einen Naturforscher, Namens Bruguière, zur Begleitung gab.
    Von Paris gegen Ende 1792 abgegangen, warteten die beiden Freunde vier Monate lang in Marseille auf ein passendes Schiff und kamen erst Ende Mai des folgenden Jahres mit ihrem an de Semonville gerichteten Empfehlungsschreiben nach Constantinopel. Dieser Abgesandte war inzwischen jedoch abberufen worden. Sein Nachfolger, de Saint-Croix, hatte von ihrer Reise noch nichts gehört. Was sollten sie nun während der Zeit beginnen, wo de Saint-Croix erst noch einmal Instructionen von Paris einholte?
    Müßig konnten die beiden Gelehrten nicht bleiben. Sie entschieden sich also dafür, die Küsten Kleinasiens, einige Inseln des Archipels und Aegypten zu besuchen. Da der französische Minister sehr triftige Gründe hatte, ihnen nur wenig Geld zur Verfügung zu stellen und ihre eigenen Mittel auch ziemlich beschränkt waren, so konnten sie jene merkwürdigen Länder nur ganz flüchtig in Augenschein nehmen.
    Bei ihrer Rückkehr nach Constantinopel trafen Olivier und Bruguière wieder einen neuen Gesandten, Verminac an, der den Auftrag hatte, sie nach Persien zu senden, um womöglich bei der dortigen Regierung Sympathien für Frankreich zu erwecken und dieselbe zu einer Kriegserklärung gegen Rußland zu bestimmen.
    Persien litt damals unter der trostlosesten Anarchie, bei der sich die Usurpatoren zum größten Nachtheile des Landes auf dem Fuße folgten. Zur Zeit hatte Mehemet-Khan den Thron inne. Er führte eben einen Krieg in Khorassan, als die beiden Reisenden in Teheran eintrafen. Man veranlaßte sie, den Schah in jenem Lande aufzusuchen, das noch kein Forscher betreten hatte. Der Gesundheitszustand Bruguière’s hinderte sie leider an der Befolgung dieses Rathes und hielt sie volle vier Monate in einem unbekannten, im Gebirge verlorenen Dorfe zurück.
    Im September 1796 kehrte Mehemet nach Teheran zurück. Seine erste Sorge war es da, hundert am Ufer des Kaspischen Meeres gefangene russische Matrosen abschlachten und deren zuckende Glieder an den Thoren seines Palastes annageln zu lassen. Wahrlich, ein eines solchen Henkers würdiges Unternehmen!
    Im folgenden Jahre wurde Mehemet ermordet, und ihm folgte, wenn das auch nicht ohne neue Kämpfe abging, sein Neffe Fehtah-Ali-Schah. Bei diesem unaufhörlichen Wechsel der regierenden Personen wurde es Olivier natürlich schwer, den von der französischen Regierung erhaltenen Auftrag auszuführen Mit jedem neuen Fürsten mußte er auch neue Verhandlungen beginnen. Die beiden Naturforscher und Diplomaten-Reisenden erkannten, daß bei dieser Unbeständigkeit der Dinge hier nichts auszurichten sei, da kein Schah im Stande war, die Gewalt zu behaupten; sie wandten sich also nach Europa zurück und überließen es besseren Tagen oder geschickteren Händen, eine Allianz zwischen Frankreich und Persien zustande zu bringen. Ihren Rückweg nahmen sie übrigens über Bagdad, Ispahan, Aleppo, Cypern und Constantinopel.
    Welche Ergebnisse hatte aber dieser lange Aufenthalt. War deren diplomatischer Zweck auch vollständig verfehlt, bezeichnete sie auch keinerlei neue Entdeckung oder merkwürdige Beobachtung, so versichert Cuvier doch in seinem Nekrologe Olivier’s, daß dieselbe bezüglich der durch sie erhaltenen naturhistorischen Aufklärungen doch nicht als werthlos zu betrachten sei. Man muß das wohl für richtig halten, denn drei Monate nach seiner Rückkehr wurde Olivier an Stelle Daubenton’s zum Mitgliede des Instituts ernannt.
    Was seinen in drei Quartbänden veröffentlichten Bericht angeht, sagt Cuvier in akademischem Style, so erfreut sich dieser allgemein einer ausgezeichneten Aufnahme.
    »Man hat wohl ausgesprochen, fährt er dann fort, daß derselbe noch fesselnder

Weitere Kostenlose Bücher