Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
tummeln und setzte sich in den Stand, jene Stämme bei ihren Zügen durch die Wüste zu begleiten. Dem Schutze dieser Stämme verdankte er die Gelegenheit, die Ruinen der ausgestorbenen Städte Palmyra und Baalbek zu besichtigen, von denen man jener Zeit kaum noch die Namen kannte.
Seine phrasenlose und deshalb freilich etwas gar zu nüchterne Ausdrucksweise, sagt Saint-Beuve, zeichnet sich durch klare Darstellung und markige Strenge aus. Wenn er uns aber die Eigenthümlichkeiten des Bodens von Aegypten und dessen Unterschied von dem der Wüste erklärt, diesen »schwarzen, fetten und doch leichten Moorboden«, den der Nil mit sich führt und absetzt; wenn er uns die Natur der heißen Wüstenwinde schildert, ihre brennende Hitze, von der man den Eindruck empfängt, »als befände man sich vor der offenen Thüre eines Backofens, wenn das Brot herausgezogen wird,« den beklemmenden Zustand der Atmosphäre, wenn sich der Wind erhebt, jener »Luft, welche nicht neblig, sondern grau, pulverartig und wirklich erfüllt ist mit seinem vertheilten Staube, der sich nirgends niederschlägt, aber Alles durchdringt;« die Sonne, »welche nur noch als eine bläuliche Scheibe leuchtet« – so erreicht Volney bei allen diesen Schilderungen, deren Objecte man eigentlich an Ort und Stelle selbst kennen lernen muß, wirklich eine gewisse Schönheit, übertrifft Andere weit nach Seiten der physikalischen und gewissermaßen medicinischen Belehrung, die er bietet und welche fast an Hyppokrates in dessen Abhandlung »von der Luft, der Erde und dem Wasser« erinnert.
Verdankt man Volney auch keine neue geographische Entdeckung, so muß man ihn doch als den ersten Reisenden ansehen, der stets das Bewußtsein von der Wichtigkeit seiner Unternehmung vor Augen hatte. Er suchte vor Allem den »wahren« Eindruck der von ihm besuchten Oertlichkeiten wiederzugeben, was als nicht geringes Verdienst anzuerkennen ist, vorzüglich zu einer Zeit, wo sich kein Forscher scheute, seinen Bericht auszuschmücken, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen, welche Verantwortlichkeit er damit übernehme.
Durch seine Beziehungen zur besseren Gesellschaft und seine wissenschaftliche Stellung begann der Abbé Barthelemy, der im Jahre 1788 seine » Reise des jüngeren Anacharsis« veröffentlichte, Griechenland und dessen Nachbarländer wieder sozusagen in die Mode zu bringen. Offenbar erwuchs aus seinen Vorträgen auch z.B. de Choiseul’s Liebe zur Geschichte und Alterthumskunde.
Zum Gesandten in Constantinopel ernannt, nahm er sich vor, die Muße, welche ihm seine Functionen ließen, zu einer Reise durch das griechische Land Homer’s und Herodot’s zu benützen. Dieser Versuch sollte ganz mächtig zur weiteren Ausbildung des jungen, kaum vierundzwanzig Jahre zählenden Gesandten beitragen, der, wenn er sich auch selbst kannte, doch der Menschenkenntniß noch sehr entbehrte.
De Choiseul scheint auch selbst die ihm anhaftenden Mängel geahnt zu haben, denn er umgab sich mit anerkannten Gelehrten und Künstlern und zog z.B. den Abbé Barthelemy, den Hellenisten Ansse de Villoison, den Dichter Delille, den Bildhauer Fauvel und den Maler Cassas dazu heran. Die einzige Rolle, die er bei der Veröffentlichung seiner »Pittoresken Reise durch Griechenland« spielt, ist die des freigebigen Mäcens.
Als Privatsecretär hatte de Choiseul-Gouffier einen Professor, den Abbé Jean Baptiste Le Chevalier engagirt, der der Sprache Homer’s vollständig kundig war. Dieser begab sich, nach einem Abstecher nach London, wo ihn persönliche Angelegenheiten de Choiseul’s lange genug aufhielten, um sich auch die englische Sprache anzueignen, nach Italien, wurde hier aber von einer schweren Krankheit befallen, die ihn sieben Monate lang an Venedig fesselte, so daß er mit Choiseul-Gouffier erst in Constantinopel zusammentreffen konnte.
Le Chevalier’s Studien wiesen ihn hauptsächlich auf die Gegend von Troja. Mit der Iliade sehr gründlich vertraut, suchte Le Chevalier und glaubte er auch alle in jenem Heldengedichte genannten Oertlichkeiten wiederzufinden. Diese geistvolle historisch-geographische Arbeit führte gleich nach ihrem Erscheinen zu zahlreichen Controversen. Die Einen, wie Bryant, erklärten des Verfassers Entdeckungen einfach für illusorisch, auf die Annahme hin, daß Troja und der zehnjährige Krieg nur eine Erfindung Desjenigen seien, der es so herrlich besang. Andere und vorzüglich die englischen Archäologen, stimmten den Anschauungen des Franzosen bei.
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