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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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Aber ich habe ihn ja an der Stimme erkannt.
    Quemard lachte herzlich bei der Erinnerung, runzelte dann aber die Stirn.
    – Warum fragen Sie nach ihm? erkundigte er sich.
    Martine antwortete nicht.
    Sie waren in der Direktionsetage angelangt, und Quemard öffnete ohne Zeremonien eine der vier panzergrauen Türen. Sie kamen in ein fensterloses Vorzimmer, in dem mit knapper Not ein Schreibtisch, ein Schreibtischstuhl und ein Bücherregal Platz hatten. Ein wenig Tageslicht sickerte durch ein Paneel aus Gußglas in der Wand, die das Vorzimmer vom nächsten Raum trennte. Der einzige Wandschmuck war ein Kalender mit einem Bild von zwei Katzenjungen, die sich lebhaft mit einem Garnknäuel tummelten. Hinter dem Schreibtisch saß eine vollschlanke junge Frau mit krausen braunen Haaren und ernster Miene.
    – Hallo, Caroline, sagte Jean-Denis Quemard, wir wollen zu Lou, er erwartet uns.
    Caroline öffnete den Mund, brachte aber kein Wort über die Lippen, bevor Quemard die Tür aufgerissen hatte, die zum Betriebsleiter hineinführte. Sein Büro hatte schmutziggelbe Wände, zwei Fenster, die seit langem nicht geputzt worden waren, und einen Schreibtisch aus billigem Furnier. Es sah aus wie ein provisorisches Lager in der Wüste, dachte Martine, ein Platz für jemanden, der nicht plante, lange zu bleiben. Es gab keine Bilder an den Wänden, keine Bücher in den Regalen, keine Schmuckgegenstände auf dem Schreibtisch, nicht einmal einen Teppich auf dem Boden. Das einzige Persönliche im Raum war ein gerahmtes Foto, das mit der Rückseite zu Martine auf dem Schreibtisch stand. Sie hätte viel gegeben, um zu sehen, was es zeigte.
    – Unser Betriebsleiter, Monsieur Victor, stellte Jean-Denis Quemard vor. Lou, hier kommen Madame Poirot, Untersuchungsrichterin, und ihre Rechtspflegerin, Mademoiselle Wastia.
    Louis Victor stand hinter dem Schreibtisch halb auf und hielt Martine die Hand hin.
    – Angenehm, Madame Poirot, sagte er mit rollendem südfranzösischem »r«, willkommen, Mademoiselle Wastia.
    Sein Handschlag war fest, eigentlich zu fest. Er hatte lange, schmale Poetenfinger, aber die kräftigen Arme eines Schwerarbeiters, hungrige, dunkle Augen, aber die schmalen, zusammengekniffenen Lippen eines Wirtschaftsprüfers. Er war in den Fünfzigern, mit lockigen, dunklen Haaren, die auf dem Oberkopf dünn zu werden begannen, der Schlips hing schief über einem aufgeknöpften weißen Hemd. Er lächelte Martine zu, ein Lächeln, das die dunklen Augen nicht erreichte.
    – Setzen Sie sich, sagte er und machte eine Geste zu zweimäßig bequemen Besucherstühlen, Jean-Denis muß stehen, das tut ihm nur gut. Sie beschäftigen sich mit dem Fall des ermordeten jungen Mannes, der letzten Mittwoch hier auf dem Gelände gefunden wurde, wenn ich recht verstehe. Aber womit, glauben Sie, können wir hier bei Berger Rebar Ihnen helfen?
    – Mit vielem, hoffe ich, sagte Martine, es hat sich nämlich herausgestellt, daß der Ermordete in den Wochen vor seinem Tod Berger Rebar oft angerufen hat, und ich würde gern wissen, worum es dabei ging.
    Louis Victor sah verständnislos aus.
    – Sie haben vielleicht den Namen des Mordopfers noch nicht gehört, sagte Martine, wir haben ihn gerade veröffentlicht. Er hieß Fabien Lenormand.
    – Verdammt, sagte Louis Victor, er war das, der tot in diesem Prahm lag? Ja, er hat hier mehrmals in der Woche angerufen, er war für uns wie eine verdammte Klette. Aber Sie wollen doch nicht andeuten, daß das etwas mit seinem Tod zu tun hatte?
    – Sie sagten, er hat hier mehrmals in der Woche angerufen, sagte Martine, ohne die Frage zu beantworten. Haben Sie selbst mit ihm gesprochen?
    Louis Victor begegnete ihrem Blick mit gerunzelter Stirn. Er nahm einen Kugelschreiber vom Schreibtisch und drehte ihn in einer rastlosen Bewegung zwischen den langen Fingern, so daß das unruhige Hantieren mit dem Stift eine andere Botschaft vermittelte als der ruhige Körper und das bewegungslose Gesicht.
    – Ja, ein paarmal, sagte er.
    – Und worüber haben Sie gesprochen, sagte Martine, welche Fragen stellte er, und warum gingen Sie darauf ein, mit ihm zu reden?
    Louis Victor zuckte die Achseln.
    – Er log und trickste herum. Beim ersten Mal sagte er, daß er an einer Reportage darüber arbeitet, wie die Unternehmen ihre soziale Verantwortung für die Angestellten sehen, er erwähnte eine angesehene Zeitschrift. Aber er hatte keinen Auftrag von denen, das erfuhren wir, als wir es überprüften. Und was er fragte, ja, ob wir eine

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