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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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einmal davonlaufen, ohne mir zu sagen, wohin Ihr geht. Habt Ihr das verstanden?«
    Richard spürte, wie ihm ein Schauder den Rücken hochkroch. Es war nicht zu überhören, wer hier das Sagen hatte: nicht Berdine, die Frau, sondern Herrin Berdine, die Mord-Sith. Und es war auch keine Bitte gewesen, sondern eine Drohung.
    Richard gab sich einen Ruck. Er war müde, und sie hatte sich um Lord Rahl Sorgen gemacht. Seine Phantasie ging mit ihm durch. Was war nur los mit ihm? Wahrscheinlich hatte er ihr einen Schrecken eingejagt, als sie beim Aufwachen feststellen mußte, daß er fortgegangen war, um Brogan und seine Schwester, die Magierin, zu verfolgen. Sie hatten einen merkwürdigen Sinn für Humor, vielleicht war dies ihre Vorstellung von einem Scherz. Er zwang sich zu einem strahlenden Grinsen und beschloß, sie ein wenig zu beruhigen.
    »Berdine, Ihr wißt, daß ich Euch am liebsten mag. Ich habe die ganze Zeit an nichts anderes gedacht als an Eure strahlenden blauen Augen.«
    Richard machte einen Schritt in Richtung Tür. Plötzlich hatte sie den Strafer in der Faust. Sie stemmte seine Spitze an den gegenüberliegenden Rand des Türrahmens und versperrte ihm den Weg. So finster hatte er Berdine noch nie erlebt.
    »Ich habe Euch eine Frage gestellt. Ich erwarte eine Antwort. Zwingt mich nicht, Euch noch einmal zu fragen.«
    Diesmal gab es keine Entschuldigung für ihren Tonfall oder ihr Auftreten. Der Strafer befand sich genau vor seinem Gesicht und das nicht etwa zufällig. Zum ersten Mal erblickte er ihr wahres Mord-Sith-Wesen, den Menschen, den ihre Opfer kennengelernt hatten, ihren eigentlichen Charakter, der entstanden war durch ihre Unterweisung in Bösartigkeit – und der behagte ihm überhaupt nicht. Einen Moment lang sah er sie mit den Augen der gottverlassenen Opfer, die sie mit dem Strafer mißhandelt hatte. Niemand starb als Gefangener einer Mord-Sith einen leichten Tod, und niemand außer ihm hatte diese schwere Prüfung jemals überlebt. Plötzlich bedauerte er, an diese Frauen zu glauben, verspürte er einen Stich, weil sie sein Vertrauen enttäuscht hatten.
    Diesmal war es kein Schauder, sondern heiße Wut, die ihm in die Glieder fuhr. Er spürte, daß er kurz davor stand, etwas zu tun, was er vielleicht bedauern würde, und beherrschte augenblicklich seinen Zorn. Aber er merkte, daß der Zorn seinem wütenden Blick Kraft verlieh.
    »Berdine, wenn ich eine Chance haben wollte, Brogan zu finden, mußte ich ihm sofort hinterherreiten, nachdem ich von seiner Flucht erfahren hatte. Ich habe Cara und Raina gesagt, wohin ich wollte, und habe auf ihr Beharren hin Ulic und Egan mitgenommen. Ihr habt geschlafen. Ich sah keinen Grund, Euch aufzuwecken.«
    Sie rührte sich noch immer nicht. »Ihr wurdet hier gebraucht, Fährtenleser und Soldaten haben wir viele. Aber wir haben nur einen Anführer.«
    Die Spitze ihres Strafers zuckte herum und stoppte dicht vor seinen Augen.
    »Enttäuscht mich nicht noch einmal.«
    Es kostete ihn all seine Willenskraft, ihr nicht den Arm zu brechen. Sie zog ihren Strafer zurück und stapfte davon.
    Wieder in dem kleinen, dunkel getäfelten Zimmer, schleuderte er seinen schweren Fellumhang an die Wand neben dem schmalen offenen Kamin. Wie konnte er nur so naiv sein? Diese Frauen waren Vipern mit scharfen Zähnen, und er hatte zugelassen, daß sie sich gemütlich um seinen Hals schmiegten. Er war von Fremden umgeben. Nein, nicht von Fremden. Er wußte, was Mord-Siths waren. Er kannte so manches Verbrechen der D’Haraner. Er wußte ein paar der Dinge, die die Vertreter mancher Länder hier angerichtet hatten. Und doch war er so töricht anzunehmen, sie wären fähig, das Richtige zu tun, wenn man ihnen nur die Gelegenheit gab. Er stützte sich mit einer Hand an den Fensterrahmen, starrte hinaus in die dämmerige Burglandschaft und ließ die Wärme des heruntergebrannten, prasselnden Feuers in seinen Körper eindringen. Aus der Ferne blickte die Burg der Zauberer auf ihn herab. Er vermißte Gratch. Er vermißte Kahlan. Bei den Seelen, wie gerne hätte er sie in seinen Armen gehalten. Vielleicht sollte er das Ganze aufgeben. Er konnte irgendeinen Ort in den Wäldern Kernlands suchen, wo man sie niemals finden würde. Sie beide könnten ganz einfach verschwinden und den Rest der Welt sich selbst überlassen. Warum sollte er sich darum kümmern – die anderen kümmerte es doch auch nicht.
    Zedd, ich brauche dich hier, du mußt mir

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