Die Günstlinge der Unterwelt - 5
eleganteste Zimmer im Palast.«
Dort hatten er und Kahlan ihre Hochzeitsnacht verbringen sollen. »Im Augenblick würde ich mich nicht wohl dabei fühlen. Gibt es noch ein anderes Bett, das ich benutzen könnte?«
Fräulein Sanderholt machte eine Bewegung mit ihrer bandagierten Hand. Die Bandagen waren jetzt nicht mehr ganz so umfangreich und sauberer. »Diesen Gang hinunter, bis zum Ende und dann rechts gibt es eine Reihe Gästezimmer. Im Augenblick haben wir keine Gäste, Ihr könnt Euch also nach Belieben eines aussuchen.«
»Wo werden die Mord-Si … Wo schlafen Cara und ihre beiden Freundinnen?«
Sie schnitt eine Grimasse und deutete in die entgegengesetzte Richtung.
»Ich habe sie in die Gemächer für das Personal geschickt. Dort teilen sie sich ein Zimmer.«
Je weiter weg, desto besser, soweit es ihn betraf. »Das war sehr nett von Euch, Fräulein Sanderholt. Ich werde dann also eines der Gästezimmer nehmen.«
Sie stieß Ulic mit dem Ellenbogen an. »Was wollt ihr großen Kerle denn zu essen?«
»Was habt Ihr denn?« fragte Egan und legte dabei eine für ihn seltene Begeisterung an den Tag.
Sie zog herausfordernd eine Braue hoch. »Warum kommt ihr nicht in die Küche und sucht euch selber etwas aus?« Sie sah, wie sie hinüber zu Richard blickten. »Es ist nur ein kleines Stück. Ihr werdet nicht weit von eurem Schützling fort sein.«
Richard warf die Seiten des schwarzen Mriswithcapes über die Armlehnen seines Sessels. Er winkte sie fort, nahm einen Löffel Gemüseeintopf und einen Schluck Tee. General Reibisch schlug sich die Faust vors Herz und wünschte ihnen eine gute Nacht. Richard erwiderte den Salut mit einer schwungvollen Gebärde der Hand, in der er das Schwarzbrot hielt.
20. Kapitel
Es war eine Erleichterung, endlich alleine zu sein. Er war es leid, daß Menschen bereitstanden, um auf sein Kommando hin zu springen. Zwar hatte er versucht, den Soldaten ein wenig von ihrer Befangenheit zu nehmen, trotzdem waren sie stets angespannt, wenn er sie begleitete, und schienen zu befürchten, er würde sie mit seiner Magie niedermachen, falls es ihnen nicht gelang, Brogans Fährte zu finden. Sogar nachdem er erklärt hatte, er habe Verständnis dafür, daß sie es nicht geschafft hatten, ließ ihre Befangenheit nicht nach. Erst gegen Ende waren sie ein wenig unbekümmerter geworden, doch noch immer behielten sie ihn ständig im Auge, für den Fall, daß er leise einen Befehl erteilte, den sie vielleicht überhören könnten. Von Menschen umgeben zu sein, die ihm soviel Ehrfurcht entgegenbrachten, zehrte an Richards Nerven.
Immer wieder gingen ihm dieselben kummervollen Gedanken durch den Kopf, während er seinen Eintopf in sich hineinlöffelte. Er hätte kaum besser schmecken können, auch wenn er nicht halb verhungert gewesen wäre. Er war nicht frisch zubereitet, sondern hatte eine gute Weile auf dem Herd geköchelt, was ihm jenen reichen Geschmack verliehen hatte, den keine andere Zutat als die Zeit hervorbringen konnte.
Als er von seinem Becher Tee aufsah, stand Berdine in der Tür. Seine Muskeln spannten sich. Sie fing an zu sprechen, bevor er ihr sagen konnte, sie solle wieder gehen.
»Herzogin Lumholtz aus Kelton ist hier und wünscht Lord Rahl zu sprechen.«
Richard saugte sich einen Brocken Eintopf aus den Zähnen und heftete den Blick auf Berdine. »Ich bin nicht daran interessiert, Bittsteller zu empfangen.«
Der Tisch allein verhinderte, daß Berdine noch näher kam. Sie warf ihren braunen Zopf nach hinten. »Ihr werdet sie empfangen.«
Richard strich mit den Fingerspitzen über die vertrauten Kerben und Kratzer auf dem Hickorygriff des Messers an seinem Gürtel. »Die Bedingungen der Kapitulation stehen nicht zur Diskussion.«
Berdine stützte sich mit den Knöcheln auf den Tisch und beugte sich zu ihm vor. Ihr Strafer, am Ende einer feinen Kette an ihrem Handgelenk, kreiste um ihre Hand. Ihre blauen Augen funkelten kalt. »Ihr werdet sie empfangen.«
Richard spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. »Ihr habt meine Antwort gehört. Eine andere werdet Ihr nicht bekommen.«
Sie ließ nicht locker. »Und ich habe mein Wort gegeben, daß Ihr sie empfangt. Ihr werdet mit ihr sprechen.«
»Das einzige, was ich mir von Vertretern Keltons anhören werde, ist ihre bedingungslose Kapitulation.«
»Und die werdet Ihr auch hören.« Die melodische Stimme stammte von einer Silhouette, die sich in der Tür abzeichnete. »Vorausgesetzt, Ihr seid bereit, mich
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