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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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anzuhören. Ich bin nicht gekommen, um Drohungen auszustoßen, Lord Rahl.«
    Richard hörte den Unterton von Angst, in ihrer leisen, bescheidenen Art zu sprechen. Es weckte in ihm ein Gefühl von Sympathie.
    »Bittet die Dame herein« – sein funkelnder Blick wanderte zurück zu Berdine – »und macht auf dem Weg zum Bett die Tür hinter Euch zu.« Er ließ mit seinem Ton keinen Zweifel daran, daß dies ein Befehl war, und er keine Übertretung dulden würde.
    Ohne eine Regung zu zeigen, ging Berdine zur Tür und bat den Gast herein. Richard erhob sich, als die Herzogin in den warmen Schein des Feuers trat. Berdine warf ihm einen leeren Blick zu und schloß dann die Tür, doch er bemerkte es kaum.
    »Bitte, Herzogin Lumholtz, tretet ein.«
    »Danke, daß Ihr mich empfangt, Lord Rahl.«
    Einen Augenblick lang betrachtete er schweigend ihre braunen Augen, ihre geschwungenen roten Lippen und ihren dichten schwarzen Haarschopf, dessen Locken ihr makelloses, strahlendes Gesicht rahmten. Richard wußte, daß in den Midlands die Länge des Haares einer Frau ihren gesellschaftlichen Rang verriet. Die lange, verschwenderische Pracht dieser Frau zeugte von hohem Rang. Längeres Haar hatte er nur bei einer Königin gesehen, und dann noch bei der Mutter Konfessor.
    Benommen holte er Luft, und plötzlich besann er sich auf seine Manieren. »Bitte, laßt mich Euch einen Sessel holen.«
    Er hatte das Äußere der Herzogin nicht so in Erinnerung, diese reine, für sich einnehmende Eleganz – andererseits war er ihr auch noch nie so nahe gewesen. In seiner Erinnerung war sie protzig, mit überflüssigem Glitter, zuviel Schminke und einem Kleid, das alles andere war als schlicht und vornehm wie das, welches sie jetzt trug. Es war aus einfacher, geschmeidiger rosenfarbener Seide geschneidert, die leicht über die Rundungen ihres Körpers floß, ihren üppigen Körper umschmeichelte und knapp unterhalb des Busens gerafft war.
    Richard stöhnte innerlich, als er sich an ihre letzte Begegnung erinnerte. »Herzogin, es tut mir leid, daß ich im Ratssaal so schauderhafte Dinge zu Euch gesagt habe. Könnt Ihr mir je verzeihen? Ich hätte auf Euch hören sollen. Ihr wolltet mich nur vor Lord General Brogan warnen.«
    Als er den Namen nannte, glaubte er Angst in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Diese war jedoch so rasch wieder verschwunden, daß er nicht sicher war. »Ich bin es, Lord Rahl, die um Vergebung bitten sollte. Es war unverzeihlich von mir, Euch vor den versammelten Vertretern zu unterbrechen.«
    Richard schüttelte den Kopf. »Ihr wolltet mich doch nur vor diesem Mann warnen. Und wie sich herausgestellt hat, hattet Ihr recht damit. Ich wünschte, ich hätte auf Euch gehört.«
    »Es war falsch von mir, meiner Meinung auf diese Weise Ausdruck zu verleihen.« Auf ihrem Gesicht erschien ein geziertes Lächeln. »Nur ein äußerst galanter Mann würde versuchen, mir etwas anderes einzureden.«
    Richard wurde rot, als sie ihn galant nannte. Sein Herz klopfte so heftig, daß er befürchtete, sie könnte die Adern an seinem Hals pochen sehen. Aus irgendeinem Grund malte er sich aus, wie er mit den Lippen die losen Locken daunenweichen Haars, die vor ihrem äußerst reizenden Ohr hingen, zurückstreifte. Es tat fast weh, den Blick von ihrem Gesicht zu lösen.
    Eine leise warnende Stimme erklang in seinem Hinterkopf, wurde aber vom reißenden Strom seiner glühenden Leidenschaft übertönt. Mit einer Hand packte er das Gegenstück seines Quastensessels, drehte ihn vor dem Tisch um und bot ihn ihr an.
    »Ihr seid äußerst freundlich«, stammelte die Herzogin. »Verzeiht bitte, wenn meine Stimme ein wenig unsicher ist. Die letzten Tage waren anstrengend.« Als sie um den Sessel herumging, hob sie erneut den Blick und sah ihm in die Augen. »Außerdem bin ich einfach ein wenig nervös. Ich habe mich nie in Gegenwart eines so großen Mannes befunden, wie Ihr es seid, Lord Rahl.«
    Richard blinzelte, unfähig, den Blick von ihren Augen zu lösen, obwohl er überzeugt war, es versucht zu haben. »Ich bin nur ein Waldführer, der sehr weit fort ist von zu Hause.«
    Sie lachte, ein sanfter, seidiger Laut, der den Raum in einen behaglichen, wohligen Ort verwandelte. »Ihr seid der Sucher, Ihr seid der Herrscher D’Haras.« Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Amüsiertheit zu Ehrfurcht. »Eines Tages werdet Ihr vielleicht die Welt beherrschen.«
    Richard zuckte erschrocken mit den Achseln. »Ich will nichts beherrschen. Es ist nur so, daß…«

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