Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Verzückung aufstöhnte. Ihr Blick senkte sich, stellte die glühende Verbindung wieder her. Ihr Mund schloß sich um das Fleisch, und ihre makellos weißen Zähne rissen ein saftiges Stück heraus. Ihre Lippen glänzten. Er glaubte nicht, daß er jemals jemanden so langsam hatte kauen sehen.
Richard brach das weiche Brot in zwei Stücke und reichte ihr das, auf dem die meiste Butter war. Mit der Kruste löffelte er Reis aus der braunen Rahmsoße. Seine Hand zögerte vor seinem Mund, als sie die Butter mit einer einzigen, langsamen Bewegung vom Brot leckte.
Sie schnurrte kehlig, anerkennend. »Ich mag das weiche, glitschige Gefühl auf meiner Zunge«, hauchte sie, kaum lauter als ein Flüstern. Sie ließ das Brot aus ihren glänzenden Fingern aufs Tablett fallen.
Während sie den Knochen durch die Zähne zog und den Rand abknabberte, sah sie ihm tief in die Augen. Mit kleinen, saugenden Bissen nagte sie den Knochen ab. Das Stück Brot wartete noch immer vor Richards Mund.
Sie strich mit der Zunge über ihre Lippen. »Das beste Lamm, das ich je gegessen habe.«
Richard merkte, daß seine Finger leer waren. Er nahm an, daß er den Reis mit dem Brot gegessen hatte, bis er den weißen Klecks auf dem Tablett unter sich entdeckte.
Sie nahm ein Ei aus der Schale, schloß ihre roten Lippen darum und biß es entzwei. »Hm, köstlich.« Sie legte ihm das andere Stück mit dem runden Ende an die Lippen. »Hier, versucht es selbst.«
Die seidige Oberfläche hinterließ einen mild würzigen, scharfen Geschmack auf seiner Zunge und fühlte sich zugleich fest und nachgiebig an. Sie schob es mit einem Finger ganz hinein. Jetzt hieß es kauen oder ersticken. Er kaute.
Ihr Blick löste sich von seinen Augen und wanderte über das Tablett. »Was haben wir hier? Oh, Richard, sagt nur nicht, daß es…« Sie rührte mit zwei Fingern in der Schale mit den Birnen. Dann lutschte sie die weiße Soße von ihrem Zeigefinger ab. Ein Teil der Soße auf den anderen Finger rann herunter bis zum Handgelenk. »Hmmm, ja, Richard, das ist fabelhaft. Hier.«
Sie legte ihm den Mittelfinger an die Lippen. Bevor er merkte, was geschah, hatte sie ihn der Länge nach in seinen Mund geschoben. »Lutscht ihn ab«, beharrte sie. »Ist das nicht das Beste, was Ihr je gekostet habt?« Richard nickte und versuchte, wieder Luft zu holen, nachdem sie den Finger zurückgezogen hatte. Sie hielt ihm ihr Handgelenk hin. »Oh, bitte, leckt es ab, bevor es auf mein Kleid tropft.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seinen Mund. Ihr Geschmack elektrisierte ihn. Als seine Lippen ihre Haut berührten, fing sein Herz schmerzhaft an zu klopfen.
Sie stieß ein kehliges Lachen aus. »Das kitzelt. Ihr habt eine rauhe Zunge.«
Er ließ ihre Hand los, erschrocken über die intime Berührung. »Verzeiht«, sagte er leise.
»Redet keinen Unsinn. Ich habe nicht gesagt, daß es mir nicht gefällt.« Ihre Augen fanden die seinen. Das Licht der Lampe glühte sanft auf der einen Seite ihres Gesichts, das des Feuers auf der anderen. Er stellte sich vor, wie er mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Ihre Atemzüge paarten sich. »Das hat mir sehr gefallen, Richard.«
Ihm auch. Der Raum schien sich zu drehen. Der Klang seines Namens von ihren Lippen schickte Wellen von Hochgefühl durch seinen Körper. Mit allergrößter Mühe zwang er sich aufzustehen.
»Cathryn, es ist spät, und ich bin wirklich müde.«
Sie stand bereitwillig auf, in einer eleganten Bewegung, die den Körper unter dem seidenen Kleid erahnen ließ. Seine Selbstbeherrschung schien sich völlig aufzulösen, als sie ihren Arm in seinen gleiten ließ und sich eng an ihn schmiegte. »Zeigt Ihr mir, welches Euer Zimmer ist?«
Als er sie nach draußen auf den Korridor führte, spürte er, wie sich ihre feste Brust an seinem Arm drückte. Nicht weit entfernt standen Ulic und Egan, die Arme verschränkt. Ein Stück weiter, an den Enden des Ganges, erhoben sich Cara und Raina. Keiner der vier zeigte irgendeine Reaktion, als sie sahen, daß er Cathryn am Arm genommen hatte. Richard sagte nichts zu ihnen, während sie auf die Gästezimmer zusteuerten.
Mit aufdringlicher Beharrlichkeit streichelte Cathryn seine Schulter mit ihrer freien Hand. Die Hitze ihrer Haut ließ ihn bis in die Knochen erglühen. Er wußte nicht, ob seine Beine den Weg überstehen würden.
Als er den Flügel mit den Gästezimmern gefunden hatte, winkte er Ulic und Egan zu sich. »Teilt euch in Schichten auf. Ich will, daß zu jeder Zeit einer
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