Die Günstlinge der Unterwelt - 5
wenn wir Euch begleiten.«
Richard schüttelte den Kopf. »Eine ist genug. Wenn mir irgend etwas zustößt, kommt Ihr nicht mehr durch den Schild zurück. Falls etwas passiert und wir nicht zurückkommen, bin ich darauf angewiesen, daß Ihr unsere Sache weiterführt. Dann übernehmt Ihr die Führung, Cara, und holt Hilfe für uns, wenn Ihr könnt. Wenn nicht, nun, dann kümmert Ihr Euch um alles, bis mein Großvater Zedd und Kahlan hier eintreffen.«
»Tut es nicht!« Er hatte Cara noch nie so verzweifelt gesehen. »Lord Rahl, wir können es uns nicht erlauben, Euch zu verlieren.«
»Es wird schon gutgehen, Cara. Wir kommen zurück, das verspreche ich. Zauberer halten stets ihr Versprechen.«
Cara schnaubte verärgert. »Und warum gerade sie?«
Berdine warf ihr welliges, braunes Haar über die Schulter und blitzte Cara selbstzufrieden lächelnd an. »Weil Lord Rahl mich am liebsten mag.«
»Cara«, sagte Richard mit einem finsteren Seitenblick auf Berdine, »ich tue es, weil Ihr die Führerin seid. Wenn mir irgend etwas zustößt, möchte ich, daß Ihr die Führung übernehmt.«
Cara stand einen Augenblick da und dachte nach. Schließlich machte sich auch bei ihr ein selbstzufriedenes Lächeln auf den Lippen breit. »Also schön. Aber Ihr solltet nie wieder solche Tricks versuchen.«
Richard zwinkerte ihr zu. »Wenn Ihr es sagt.« Er blickte in den düsteren Korridor hinein. »Kommt, Berdine. Wir müssen uns umsehen, damit wir fertig werden und diesen unheimlichen Ort wieder verlassen können.«
36. Kapitel
Nach allen Seiten gingen Flure ab. Richard versuchte, sich an den zu halten, den er für den Hauptgang hielt, damit er den Rückweg wiederfand. Jedesmal, wenn sie an einem Zimmer vorbeikamen, steckte Richard den Kopf hinein, um nachzusehen, ob es dort Bücher gab oder sonst etwas, das vielleicht von Nutzen war. Bei den meisten handelte es sich um schlichte, leere, aus Stein gemauerte Kammern. In einigen standen Tische und Stühle, dazu Truhen oder andere schmucklose Möbel, aber nichts, was von besonderem Interesse gewesen wäre. Ein ganzer Trakt bestand aus Zimmern mit Betten. Es gab Tausende von Räumen, und er hatte erst ein paar davon gesehen.
Jedesmal, wenn er in ein Zimmer hineinsah, spähte Berdine über seine Schulter. »Wißt Ihr, in welche Richtung wir gehen?«
»Nicht genau.« Er warf einen Blick in den nächsten Seitenkorridor. Es war der reinste Irrgarten. »Aber ich denke, wir sollten eine Treppe suchen. Wir fangen unten an und arbeiten uns dann nach oben durch.«
Sie zeigte nach hinten. »Ich habe eine gesehen, im Korridor links von uns, gleich dort hinten.«
Die Treppe befand sich dort, wo sie gesagt hatte. Er hatte sie nicht bemerkt, denn es war nur ein Loch im Fußboden, mit einer steinernen Wendeltreppe, die hinabführte ins Dunkel, während er nach einem richtigen Treppenhaus Ausschau gehalten hatte. Richard schalt sich selbst, weil er nicht daran gedacht hatte, eine Lampe mitzubringen oder eine Kerze. Er hatte einen Feuerstein und einen Wetzstahl in der Tasche, und wenn er etwas Stroh oder einen alten Fetzen Stoff fand, konnte er vermutlich eine kleine Flamme zum Brennen bringen und eine der Kerzen anzünden, die er in den eisernen Haltern gesehen hatte.
Während sie in die Finsternis hinunterstiegen, spürte und hörte Richard ein leises Summen, das von unten kam. Das Gestein, das in der Dunkelheit immer mehr verschwunden war, offenbarte sich jetzt in einem bläulichgrünen Licht, so als hätte jemand den Docht einer Lampe hochgedreht. Als sie das untere Ende der Treppe erreichten, konnte er in dem unheimlichen Licht alles deutlich erkennen.
Gleich hinter der ersten Ecke nach dem Ende der Treppe entdeckte er die Lichtquelle. In einer ringförmigen Eisenhalterung lag eine Kugel, ungefähr so groß wie seine Hand und dem Anschein nach aus Glas. Von ihr rührte das Licht her.
Berdine schaute zu ihm hoch, ihr Gesicht hob sich in der eigenartigen Beleuchtung deutlich ab. »Was bringt sie zum Leuchten?«
»Nun ja, es gibt keine Flamme, vermutlich handelt es sich also um Magie.«
Richard hielt vorsichtig die Hand ins Licht. Es wurde heller. Er berührte sie mit einem Finger, und das bläulich-grüne Schimmern wechselte zu einer wärmeren gelben Farbe.
Offenbar war es nicht gefährlich, sie zu berühren, daher nahm Richard sie vorsichtig aus der Halterung. Sie war schwerer, als er erwartet hatte. Die Kugel war nicht hohl und aus geblasenem Glas, sondern schien eher massiv zu sein.
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