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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Ramus, der den Lehrstuhl für Mathematik am Königlichen Collegium begründet hat, versah diesen, als er unter dem Druck der Glaubensverfolgung seinen Abschied nehmen mußte, mit fünfhundert Livres Renten, welche dem nachfolgenden Inhaber zu zahlen waren. So kommt es, daß der ungelehrte Charpentier auf diesem Stuhle nicht nur nicht die Wissenschaft lehrt, welche er ja gar nicht kennt, sondern zu allem Überfluß auch noch kraft eines unwiderruflichen Vermächtnisses Ramus’ Geld einstreicht.«
    »Ha!« stieß ich mit geballten Fäusten aus, »das könnte die Engel zum Weinen bringen.«
    Gott sei es geklagt! einige Tage später, in der für die Meinen so unheilvollen Bartholomäusnacht, hatten die Engel weit mehr Ursache zu weinen: Ramus, welcher sich vor den Menschenschlächtern in einem Keller verborgen, ward dort entdeckt von den Schülern des Königlichen Collegiums, welche Charpentier, nachdem er in ihnen den Haß auf seinen genialen Gegenspieler entzündet, auf die Suche nach ihm gehetzt hatte. Sie preßten unter dem Versprechen, sein Leben zu schonen, ein Lösegeld aus ihm, doch sobald sein Geld in ihren Taschen klang, schlitzten sie ihm mit einem Spieße den Leib auf und zerrten ihn mit heraushängendem Gedärm durch die Gassen. Dieses abscheulichen Spieles müde geworden, machten sie sich dann in ihrer blinden, unstillbaren Wut über den Leichnam her und zerstückelten ihn.
     
    Die Sonne brannte bereits heiß vom Himmel, als ich mich von Pierre de l’Etoile verabschiedete unter tausend Danksagungen für das vorzügliche Mahl und das wunderbarliche Gespräch, woran ich das Glück gehabt, teilnehmen zu können.
    »Oh, Monsieur de Siorac«, sprach er auf der Schwelle seines Hauses zu mir, »die Zeiten sind so voller Verderbnis, Gemeinheit und Sittenverfall, daß es für mich ein höchst seltenes Vergnügen ist, das Gespräch mit edlen, rechtschaffenen Männernzu führen, denen allein das öffentliche Wohl und das Emporkommen des Menschengeschlechts am Herzen liegt. Anderenteils«, fuhr er fort, seine Stimme zu einem Flüstern senkend und die Augen wachsam auf die Vorübergehenden gerichtet, »gibt es bestimmte Personen, welche von einer so blinden, hirnwütigen Besessenheit erfaßt sind, daß davon schier die Luft verpestet wird, welche wir atmen. So Ihr Euch den kommenden Sonntag in die Kirche Saint-Eustache begeben wolltet, die Predigt dort zu hören, dann würde Euch eine wundersame Offenbarung zuteil.«
    »Ich werde nicht verfehlen, dies zu tun«, erwiderte ich mit heimlichem Spott, denn ich sah wohl, wohin seine Gefühle den guten Pierre de l’Etoile zogen, so papistisch er auch war oder zu sein vorgab.
    Im heißen Dunst des Tages lenkte ich meine Schritte in die Rue de la Ferronnerie, mich zu meinen Brüdern in Meister Recroches Haus zu begeben. Mein Samson zeigte sich sehr beglückt darob, die Stunden des Nachmittags mit mir verbringen zu können, und Giacomi erfüllte der Gedanke mit Freude, sich im Louvre wieder in seiner geliebten Fechtkunst üben zu können. Da ich sie nun so wohlgemut sah, beschloß ich, noch einen Dritten glücklich zu machen, und bedeutete Miroul, sich unserer Gesellschaft anzuschließen, obgleich seine Gegenwart ohne die Pferde eigentlich nicht vonnöten gewesen wäre. Doch was tat’s? War nicht mein wackerer Diener viel mehr für mich als nur ein Diener? Und hatte ihm mein Vater nicht anempfohlen, nicht von meiner Seite zu weichen, damit er mit seiner Besonnenheit mein hitziges Gemüt etwas mildern möge?
     
    Das Portal des Louvre war weit geöffnet, und eine große Menge, farbenprächtig gekleidet, strömte hinein und heraus, doch während der Strom der Herauskommenden sich frei durch das große Tor ergoß, stauten sich diejenigen, welche hineinwollten, denn sie mußten einzeln durch die kleine Seitenpforte eintreten, vorbei an zwei Edelleuten, deren einer von großer Leibesfülle war und auf einem Hocker saß, indes der andere neben ihm stand, einen roten Umhang über den Schultern. Als die Reihe an mir war, nannte ich den Namen meines Vaters und auch mein Anliegen, worauf der sitzende Edelmann, nachdem er mich, nicht ohne ein wenig über meinWams zu lächeln, von Kopf bis Fuß betrachtet, den Kopf zu seinem Gefährten hob und sprach:
    »Kennt Ihr einen Siorac, Baron von Mespech im Périgord?«
    »Ich nicht«, erwiderte der Edelmann im roten Umhang, »doch ich hörte seinen Namen oft aus dem Munde von d’Argence. Mespech focht unter Guise vor Calais.«
    »Ah!« ließ

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