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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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allergrößten Spötter ihre Augen zur Erde senkten, sobald sie den hoheitsvollen Blick ihres Herrn auf sich zu verspüren meinten.
    »Sehet an, alles scheint wie nach Maß gefertigt«, sprach der Herzog mit würdevoller Miene, »und paßt beiden verschworenen Freunden ganz vorzüglich. Quéribus«, so fuhr er fort, »ich weiß Euch Dank, daß Ihr meinem Wunsche willfahret; noch größeren Dank wüßte ich Euch indessen, so Ihr Euch entschließen könntet, Euch in dieser Ausstaffierung eine Stunde lang mit Monsieur de Siorac im Louvre zu ergehen.«
    »Oh, durchlauchtiger Herr!« rief Quéribus erbleichend, »muß es denn sein, daß ich mich einer solchen Pein unterziehe?«
    »Baron«, entgegnete der Herzog, »müßt Ihr vor uns, der wir dies verfügen, Scham empfinden, Euch in diesem Wams zu zeigen?«
    »Vor Euch nicht, durchlauchtiger Herr! Aber vor den anderen!«
    »Wo wir nicht sind, zählen die anderen nicht«, sprach der Herzog von Anjou so majestätisch, daß mich dünkte, er vergesse zuweilen, daß er nicht der König von Frankreich war.
    »Baron de Quéribus«, schloß er, »ich sehe Euch hier in einer Stunde wieder, desgleichen Monsieur de Siorac.«
    Damit war die Sache entschieden. Wir hatten uns zu fügen und verließen den Saal, ich in meinem neuen Glanz und er in meinem schäbigen Wams, gefolgt von Samson, welcher schwieg wie ein Fisch, doch sehr erleichtert war, mich munter und gesund zu sehen. Stumm war auch Monsieur de Quéribus, dazu schamrot; ob der übergroßen Erniedrigung zitterte er wie Espenlaub und hielt den Kopf gesenkt, denn dies war für ihn eine grausamere Strafe als der Tod, so groß ist die Eitelkeit unserer Höflinge, worin sie sich gar sehr unterscheiden von unseren hugenottischen Adligen, denen das Sein mehr am Herzen liegt als der Schein und der Besitz von Geld und Gut höher gilt denn pomphafte Zurschaustellung.
    »Ei!« sprach ich leise zu dem Baron, »ziehet doch nicht so ein griesgrämiges Gesicht. Je sauertöpfischer Ihr dreinblickt, desto mehr wird man über Euch lachen. Besser, Ihr zeigt Euch zufrieden und selbstsicher; und wer sich auf Eurem Wege verwundert über Euern Aufzug, dem solltet Ihr lächelnd sagen: ich habe mit Monsieur de Siorac gewettet und will die Wette gewinnen.«
    »Potz Blitz, Siorac!« erwiderte Quéribus, »Ihr habt soviel Witz wie Mut. Der Rat ist gut. Ich werde ihn befolgen. Die mich allhier nicht lieben, sollen nicht die Freude haben, mich wie einen begossenen Pudel herumlaufen zu sehen!«
    Worauf er sogleich eine aufrechte Haltung annahm und mit herausgestreckter Brust und hocherhobenem Haupte in die Sonnenhelle des Schloßhofes heraustrat, auf den Lippen ein Lächeln, das noch ein wenig gezwungen und gekünstelt war. Da ich ihn nun solchen Sinnes sah und auch entschlossen war, ihn darin zu bestärken, gedachte ich, ihm zu seiner Aufheiterung zu erzählen, was mir zu Montpellier mit der jungen Hexe Mangane widerfahren, welche mit mir Unzucht auf einem Grabe getrieben, weil sie mich für Beelzebub hielt, und mir, nachdem sie ihren Irrtum erkannt, aus Bosheit die Nestel geknüpft, so daß ich zehn Tage lang keinem Weibe beizuliegen vermochte, über welche Erzählung Quéribus sich den Buckel voll lachte, so daß er sich die Seiten halten mußte und ihm die Tränen in die Augen traten.
    »Ei, wie ergötzlich Ihr seid, Siorac!« rief er. »Und wenn man sich vorstellt, daß das Säckchen des Herrn von Montaigne das Wunder tat, Euch den Gebrauch Eures Feuerrohres zurückzugeben,obgleich es leer war! Potz Blitz, ich meine das Säckchen, nicht das Feuerrohr!«
    Worauf er wiederum zu lachen anhub, was ich ihm nachtat, und von neuem steigerte sich unsere Lustigkeit zu unbändigem Gelächter. Was unter den Höflingen (welche vielmehr
Lauflinge
heißen sollten, so sehr scheinen sie damit beschäftigt, den Großen dieser Welt hinterherzulaufen und um ihre Gunst zu buhlen) einige Aufmerksamkeit erregte; manch einer fragte Quéribus nach der Ursache seiner seltsamen Ausstaffierung und erhielt keine Antwort, weil dieser in einem fort lachte, so daß ihre Begierde nur um so größer ward, den Grund unserer großen Heiterkeit herauszufinden, zumal sie uns von dem nachdenklichen Samson gefolgt sahen, von Giacomi, welcher von seinen Fechtübungen zurückgekehrt, von meinem staunenden Miroul sowie von Montesquiou (welcher gewißlich achtgeben sollte, daß wir uns die Stunde lang nicht irgendwo verkrochen). Indes die Zahl der Neugierigen immer größer ward, zog alsbald

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