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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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und Freunde verbinden möge.
    Der Vater von Monsieur de Siorac hat meinem Großvater in Ceresole gedient und meinem Vater vor Calais, und wiewohl er der neuen Religion anhängt, hat er doch niemals den Degen gegen seinen König gezogen, denn er ist ein ehrlicher und königstreuer Hugenott gleich dem rechtschaffenen La Noue. Ich bin überzeugt, daß sein Sohn mir selbst wie auch dem König, meinem Herrn und viellieben Bruder, mit gleichem Eifer zu dienen gewillt ist. Da sein gegenwärtiges Vermögen ihm, wie ich sehe, nicht erlaubt, in diesem Schloß einen Platz gemäß seinem Rang einzunehmen, weise ich Du Guast an, ihm zweihundert Dukaten aus meiner Schatulle zu zahlen, auf daß er und sein so hübscher Bruder sich geziemend zu kleiden vermögen.
    Quéribus, Du liebes Schöngesicht, ich will Dich nicht mehr händelsüchtig sehen. Da ich Dir stets in Liebe zugeneigt war und noch immer bin, wird Dein Gehorsam nicht verfehlen, meine Liebe und Zuneigung zu Dir noch größer werden zu lassen. Baron, bleibt mir auf immer geneigt, darum bitte ich Euch. Ihr erweiset mir damit einen Liebesdienst, wofür ich mich ganz gewißlich erkenntlich zeigen werde.
    Euer guter Freund
    Heinrich«
     
    Mein Quéribus wußte sich gar nicht zu lassen vor Glück und Freude über das Wams, welches Seine Hoheit getragen. IndesDu Guast es ihm reichte, nicht ohne dabei grämlich zu lächeln (so sehr neidete er ihm wahrscheinlich dieses beispiellose Vorrecht), fuhr er hinein und knöpfte es mit freudezitternden Händen zu, das strahlende Gesicht voller Stolz. Ich wette, er fühlte sich durch dieses Geschenk unendlich mehr geehrt, als wenn er vom König die Ehrenkette des Sankt-Michaels-Ordens oder vom Nuntius einen vom Papst gesegneten goldenen Rosenkranz erhalten hätte.
    Das herrschaftliche Kleidungsstück war gefertigt aus blaßblauem Satin (wie jenes, das ich von Quéribus erhalten), und obzwar es mit ebenso vielen Edelsteinen und Perlen besetzt war wie das weiße Wams, welches der Herzog von Anjou bei unserer Unterredung getragen, bin ich gewiß, daß dem Baron die gar hohe Summe Geldes, welche er aus dem Schmuckbesatz hätte ziehen können, nichts bedeutete im Vergleich zu der besonderen freundschaftlichen Gunst, welche der Herzog ihm damit erwiesen, und den herzlichen Worten, womit er sie im Brief begleitet hatte.
    Indes Du Guast die glänzenden und klingenden Dukaten einen nach dem anderen in meinen Säckel zählte, war ich wohl gewahr, daß der Herzog den Baron und mich so eng verband, nur um uns beide enger an sich selbst zu binden. Er wollte zwei Tauben mit einem Flintenschuß erlegen: den Streithändeln am Hof einen Riegel vorschieben und uns durch seine Geschenke an sich binden wie durch die Schmeichelworte eines Briefes, von dem er wohl wußte, da er ihn in die Feder sprach, daß er dem einen wie dem anderen jetzt und in den kommenden Zeiten viel bedeuten würde, mehr noch als seine Gaben.
    Oh, gewiß, ich hatte nicht vergessen, daß der Herzog durch seine Mutter der Enkel eines florentinischen Edelmannes war, welchem Machiavelli sein berühmtes Werk über das Regieren der Menschen gewidmet hatte. Er wußte also nur zu genau, daß man den Arm und das Herz der Edelleute ebenso durch Ehre wie durch Lehensgaben beherrscht. Doch welch feinsinnige Geschmeidigkeit zeigte sein Brief bei der Inswerksetzung dieses Leitspruches! Welch italienische gentilezza, die es auch an wirklicher Gefühlsregung nicht fehlen ließ! Wie bemerkenswert dieser Übergang vom »Ihr« zum »Du«, wo er gewissermaßen im gleichen Satz die Ergebenheit des Untertanen fordert und seine Freundschaft begehrt! Dabei zeigte sich hinterall diesen Artigkeiten auch die Macht, die keinen Widerspruch duldet
( wo wir nicht sind, zählen die anderen nicht,
hatte er gesagt), und unter dem Sammetpfötchen war die Kralle zu verspüren.
    Zugleich bemerkte ich, daß der Herzog den Glauben der Hugenotten nicht, wie dies die eifernden Papisten in verunglimpfender Absicht taten, als die
angeblich reformierte Religion
bezeichnete, sondern uns in seinem Schreiben mit mehr Höflichkeit und Leutseligkeit die Anhänger der neuen Religion nannte – eine maßvolle Sprache, welche er beibehielt, auch als der König, den er seinen
Herrn und viellieben Bruder
nannte und welcher das erstere kaum und das zweite noch weniger war, ihm später befahl, La Rochelle zu belagern.
    Quéribus wollte sich am liebsten gar nicht von mir trennen, sondern mit mir und Samson zu Abend essen, und als ich ihm ins

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