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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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seine harten Mühen und Plagen um ganze fünfundzwanzig Tage im Jahre verlängert. Ein Gedanke, der auch unserem Müller Coulondre nicht ganz fremd gewesen, als mein Vater in meiner Kindheit das gesamte Gesinde des Hauses ungefragt zu unserer Religion bekehrte.
    ›Ach, Alizon‹, dachte ich bei mir, betrübt ob ihrer Worte, doch zugleich voller Rührung, da sich ihr Kopf leicht wie ein Vogel an meine Schulter schmiegte, ›ich bin Hugenott allein durch den Zufall meiner Geburt, und wie traurig ist es, daß du den Menschen in mir liebst, doch den Gläubigen haßt, so daß ich vor dir verbergen muß, was ich bin, um mir deine Freundschaft zu erhalten. Armes Weib! Und armes Königreich, wo die Herzen der Liebenden sich entzweien über die rechte Art, Gott zu huldigen!‹
    Wie erfreut war ich am Morgen des folgenden Tages über den Empfang, welchen mir im Saale des Louvre, allwo wir gewöhnlich unsere Fechtübungen abhielten, Baron von Quéribus bereitete, der, weniger fanatisch denn seine Kirche, sich den Teufel darum scherte, ob ich Hugenott war oder nicht, da er mehr irdischen Göttern huldigte.
    »Oh, Siorac!« rief er, mich halsend und küssend, »wie glücklich bin ich, Euch wiederzusehen, und wie unendlich lang dünkte mich Eure Abwesenheit.
Bei meinem Gewissen
, ich weiß nicht, was ich ohne Euch beginnen soll, wenn Ihr Paris verlaßt, wie Ihr es nach den Worten des Maestros Giacomi im Sinn habt, da Ihr es müde seid, länger auf Eure Begnadigung zu warten.«
    »Quéribus!« sprach ich, »ich bin kein Baron, sondern nurzweitgeborener Sohn, und so muß ich mich, ohne länger zu säumen, als Medicus niederlassen.«
    »Warum lasset Ihr Euch nicht zu Paris nieder? Es wäre mir gewißlich ein leichtes, den Herzog von Anjou zu bewegen, Euch dem Miron und Euerm Freund Fogacer beizugesellen.«
    »Quéribus«, erwiderte ich, »Ihr beschämt mich mit Euerm so hochherzigen Angebot, und ich danke Euch tausendmal. Doch mein Herz ist in der Provence geblieben, und so muß ich dorthin zurückkehren.«
    »Wie!« sprach er, »Ihr seid vernarrt in eine schöne Jungfrau aus Eurer Gegend und wollt sie zum Traualtar führen?«
    »So ist es.«
    »Und warum tut Ihr es nicht?«
    »Ihr Vater fürchtet, der ewigen Verdammnis anheimzufallen, wenn er seine Tochter einem Hugenotten gibt.«
    »Ich könnte vergehen!«
erwiderte Quéribus lachend. »Potz Blitz! wie hasse ich diesen Aberglauben! Wird etwa der König von Frankreich in der Hölle braten, weil er einen hugenottischen Schwager erwählt hat, noch dazu gegen den Willen des Papstes? Doch kommen wir auf Euch zurück, Siorac. Wie kann man die Schwierigkeit beheben? Die Jungfer entführen, damit Ihr sie heiraten könnt! Potz Blitz! ich wäre mit Leib und Seele dabei. Nur ein Wort von Euch, und mein Vermögen, meine Kraft und meine Bedienten stehen zu Eurer Verfügung!«
    »O mein Bruder!« erwiderte ich, seinen Arm pressend, »ich bin im tiefsten Herzen gerührt von der Großherzigkeit, mit der Ihr mir Euern Beistand bietet. Doch Angelina würde in eine Entführung nicht einwilligen. Sie hat zuviel Achtung vor Herrn von Montcalm, auch wenn sie ihm zu trotzen wagt!«
    »Montcalm!« wiederholte Quéribus. »Der Montcalm von Nismes? Ist das ihr Vater? Den kenne ich, obgleich ich ihn niemals zu Gesicht bekommen. Er ist sogar ein wenig mit mir verwandt. Siorac«, fuhr er mit verschmitztem Lächeln fort, »ich werde ihm schreiben, in welcher Gunst Ihr ebenso wie Euer Bruder beim Herzog von Anjou steht. Doch wo zum Teufel steckt eigentlich Euer hübscher Samson? Er verläßt Euch doch sonst sowenig wie Kastor seinen Pollux. Der Herzog ist höchstlich angetan von ihm und erwähnt ihn gar häufig.«
    »Er steckt hinter den Arzeneigefäßen einer Apotheke zu Montfort-l’Amaury.«
    »Vielleicht ist es besser so«, sprach Quéribus darauf mit einem feinen Lächeln und einem vielsagenden Blick. »Dieser Hof ist gefährlich für ehrliche, wenig geschmeidige Leute. Siorac, ich werde also an Montcalm einen Brief schicken, welcher seinen Sinn besänftigen wird. Schließlich muß er sich denken können«, so fuhr er fort, die Stimme senkend und einen vorsichtigen Blick um sich werfend, »daß der Herzog unser künftiger König ist, wo doch Karl bei so schlechter Gesundheit ist und keinen Sohn hat. Wie ich gehört, soll Montcalm nach dem Amte des Seneschalls von Nismes streben. Vielleicht erscheint ihm die Hölle weniger heiß, wenn er weiß, daß der Ehegemahl seiner Tochter, wenngleich Ketzer, so

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