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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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heimatlichen Gefilde.«
    »Oh, Miroul«, sprach ich, nachdem ich mich einige Zeit bedacht, »dein Rat ist gewißlich gut und richtig, doch ich kann ihn nicht befolgen. Meine Ehre verbietet es mir.«
    Worauf mein wackerer Miroul mich nur stumm anblickte,sehr betrübt und den Kopf voller schwarzer Gedanken, nicht aus Furcht um seinen eigenen Tod, sondern um den meinen, so sehr fühlte er sich verantwortlich für mein Leben.
    Im Ballhaus kam der Ballmeister Delay sofort auf mich zu, und ohne mir die Zeit zu lassen, ihm meinen Dank abzustatten, zog er mich beiseite und fragte mich begierig nach dem Zustand des Admirals. Da ich indes ahnte, daß seine Neugier nicht wohlmeinend sei, war ich höchst vorsichtig in meiner Antwort; die Wunde an sich, sagte ich, sei nicht tödlich, doch eingedenk des Alters von Coligny und da die Wunde vom Brand befallen werden könne, sei augenblicklich nicht gewiß, ob eine Heilung eintreten werde.
    »Ha!« antwortete Delay leise, mich aus den Augenwinkeln heraus beobachtend, »es wäre wohl besser für ihn und die Seinen gewesen, wenn er sofort das Zeitliche gesegnet hätte. Zumal seine aufmüpfigen und hitzköpfigen Hugenotten sich wie wütende Hornissen gebärden, laut wettern und fluchen und in ihren aufrührerischen Drohungen selbst vor dem Hof nicht haltmachen und der königlichen Familie den Respekt versagen. Gäbe Gott«, setzte er mit einem verschlagenen Lächeln hinzu, »daß sie so besonnen wären wir Ihr, Monsieur de Siorac, der Ihr Eure Zunge im Zaum haltet, wenig Eifer für Eure Partei an den Tag legt und sogar zur Messe gehet, wie ich gehört.«
    »Ei, Meister Delay!« entgegnete ich lachend, um meine Verwirrung zu verbergen, »welch wunderbarlicher Klosterbruderschlag, und wie geschickt Ihr diesen Ball gelandet habt! Ich wär töricht genug zu glauben, Ihr wüßtet nicht, zu welcher Partei ich gehöre, obwohl Ihr doch über alles unterrichtet seid.«
    »Ich habe es gleich erkannt, als ich Euch das erste Mal gesehen«, sprach Delay, sich wie ein Gockel spreizend, »nicht so sehr an Euerm Aussehen, sondern an dem Eures Bruders, welcher sich so steif gebärdet, obgleich er schön wie ein Engel ist. Und von Monsieur de Nançay erfuhr ich dann den Rest.«
    »Doch trotzdem Ihr den Meinen so wenig zugetan seid, habt Ihr mir einen kapitalen Dienst erwiesen.«
    Worauf er mich schweigend anschaute – was mich verwunderte, denn für gewöhnlich schwatzte er wie ein Wasserfall – und dann mit ernster Miene sprach:
    »Mir gefällt Eure Leutseligkeit, Monsieur de Siorac. Mir gefällt, daß Ihr nicht Euern Adel herauskehrt im Umgang miteinem Nichtadeligen, wie ich es bin. Und ich billige es gar sehr, daß Ihr trotz Eures Adels die Arzneikunst studiert habt.«
    »Nun«, sagte ich, »wie mein Vater vermeine ich: Nicht die Geburt macht den Mann, sondern was er gelernt.«
    »Wohl gesprochen, wohl gesprochen!« erwiderte Meister Delay, welchem mein Denkspruch höchst schmeichelte. »Ver möge meiner Erfahrung und meines Fleißes bin ich dahin gekommen, die besten Spielbälle der Christenheit zu verfertigen und mein Ballhaus zum berühmtesten in Paris zu machen, welches unsere mächtigen Herren gar hoch schätzen.«
    Bei diesen Worten spreizte sich der gute Mann wie ein Gockel auf dem Mist. Doch trotz seiner eitlen dummen Ruhmsucht hegte ich keine Abneigung gegen ihn, denn Leute seines Schlages mit ihrem Fleiß und Geschick sind mir lieber als die aufgeblasenen Stutzer, die nichts anderes vermögen, als das auf ihren fernen Landgütern mit Schweiß und Mühe erarbeitete Geld am Hofe zu verschwenden.
    Zudem entging mir nicht, daß der Dienst, den er mir erwiesen, uns einander nähergebracht, und so wollte ich, ohne mich so listig und verschlagen wie er zu wähnen, ein wenig auf den Busch klopfen, um herauszufinden, was es mit dem Pariser Fieber, das ich ringsum steigen fühlte, auf sich habe.
    »Meister Delay«, sprach ich also mit gedämpfter Stimme, »erleuchtet mich in meinem Zweifel. Ist es allein der König von Paris, welcher hinter all dem steckt?«
    »Allein, gegen den Hof und den König, hätte er solches nicht gewagt«, erwiderte Delay, um sich blickend. »Mächtigere als er hatten die Hand im Spiele, wenn nicht gar Karl IX. selbst. Und man soll nicht glauben, daß sie auf halbem Wege stehenbleiben. Sie werden weiter gehen, wenn es sein muß.«
    »Aber der König«, so wandte ich ein, »schien doch im Ballhaus sehr erzürnt, als er von dem Anschlag hörte.«
    »Er ist diesen heutigen Tag

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