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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Dutzend seiner Schweizerwachen, die in den Farben Rot und Gelb gekleidet waren (die Farben Navarras und derVizegrafschaft Béarn) und außer dreien oder vieren gar keine Schweizer waren, sondern Béarneser.
    Nun trat ich meinerseits vor den Hauptmann der Torwache, welcher mir zu meiner großen Verwunderung, denn so viel Freundschaft hatte er mir bis dahin noch nicht erwiesen, die Hand reichte und meinen Druck lebhaft erwiderte, indes er gesenkten Auges sprach:
    »Lebet wohl, Herr von Siorac! Möget Ihr wohlbehalten in Eure Provinz zurückkehren!«
    Ein gewiß alltäglicher Wunsch, welcher mich dennoch überraschte, weil ich Monsieur de Rambouillet gar nicht mitgeteilt, daß ich im Abreisen begriffen sei, was ja nun auch nicht mehr zutraf, aus Mangel an Geld und Reittieren und da die Stadttore bereits versperrt.
    Vor dem Louvre gesellte sich Miroul wieder zu mir, dem ich mit traurigem Kopfschütteln bedeutete, daß ich nichts hatte ausrichten können; ich beschleunigte in der beginnenden Abenddämmerung meine Schritte, so daß wir bald Navarra mit seiner Eskorte einholten, welcher – wie ich vermeinte – auch zum Hause des Admirals wollte, denn er bog vor uns in die Rue des Fossés-Saint-Germain ein.
    Sobald er meiner ansichtig ward, wandte der Béarneser mir sein langes Gesicht mit der langen Nase zu und sprach in seiner leutseligen Art:
    »Seid Ihr nicht der Arzt, welcher der Ansicht war, man hätte den Admiral trotz seiner Verwundung in einer Sänfte wegbringen können?«
    »Der bin ich, Sire«, gab ich mit einer tiefen Verbeugung zur Antwort. »Ich werde Pierre de Siorac geheißen und bin der zweitgeborene Sohn des Barons von Mespech aus dem Perigord.«
    »Holla, Sohn eines Barons und Medicus: das will mir gefallen!« sprach Navarra. »Was vermeint Ihr, Monsieur de Siorac, zu der gegenwärtigen Lage?«
    »Sire, ich teile die Ansicht von Monsieur de Ferrières.«
    »Und dennoch«, hielt mir Navarra entgegen, »seid ihr nicht mit ihm auf und davon.«
    »Aus Mangel an Pferden, Sire, und an Geld, solche zu mieten.«
    »Das nenne ich offenherzig gesprochen!« erwiderte Navarra,»und auch mutig! Nur der Mutige fürchtet nicht zu sagen, daß es ihn gelüstet, sich vor einem Hinterhalt zu retten.«
    Worauf ich ihm von neuem eine gebührliche Reverenz erwies und mich ihm weit mehr als bisher zugetan fühlte, denn ich hatte sein Aussehen und sein rauhes Wesen nur wenig anziehend befunden, obgleich er etwas von einem Fürsten an sich hatte, leichtfertig und schalkhaft sein und schmeichlerische Reden zu jedermann führen konnte, wohl wissend, daß man mit einem Löffel Honig mehr Fliegen fängt denn mit zehn Fässern Essig.
    »Dieser Bruderzwist«, so sprach er weiter, nunmehr jedoch mit ernster Miene, »ist ein großes Unheil, und ich bedaure gar sehr all das viele Blut, das in Frankreich um der Religion willen vergossen wird. Ich weiß nicht, ob der Herr Admiral seinen Feldzug nach Flandern wird machen können. Mich deucht, daß man ihn gar um den Preis seines Lebens daran hindern will. Möge Gott Herrn von Coligny schützen und auf seinen irdischen Wegen in Sicherheit geleiten!«
    Er wandte den Kopf, da er hinter sich einen seiner Schweizer hatte klagen hören, daß er großen Hunger habe, und sprach, wieder in seinen leutseligen Ton verfallend:
    »Ha, auch ich bin hungrig, mein wackerer Fröhlich! Ein Stück Schwarzbrot, eine Knoblauchzwiebel und ein Becher Wein wären mir gerade recht.«
    »Sire«, erwiderte Fröhlich ohne Scheu, »im Louvre tafelt man Euch doch ganz anderes auf!«
    »Gewißlich, doch dort will sich der rechte Hunger nicht einstellen, wie ich ihn in meinen Kinderjahren in den Bergen der Pyrenäen verspürte.«
    »Ach«, erwiderte Fröhlich, »auch mir fehlen die Berge meiner Berner Alpen.«
    Dieser Soldat der Schweizerwache und echte Schweizer war selbst ein Berg von einem Mann, groß und stark an Leib und Gliedern, mit schenkeldicken Armen und Beine wie Eichenstämme, dazu ein rotes, gutmütiges Gesicht mit freundlichen Augen.
    »Gewißlich«, setzte da ein Béarneser aus der Eskorte hinzu, in der Mundart seiner Gegend sprechend, »auch mir gefallen meine Hügel besser als diese sappermentisch stinkende, verderbte, unfreundliche Stadt.«
    »Sprich französisch, Cadieu!« sagte Navarra leutselig, »damit dich mein wackerer Schweizer aus Bern zu verstehen vermag.«
    Worauf Cadieu, welcher kaum kleiner war als Fröhlich und ihm sehr freundschaftlich zugetan schien, seine Worte in einem Französisch

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