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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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wiederholte, welches ebenso schlecht war wie das des Berners, indes Navarra seine Lobesworte auf die Heimat mit augenscheinlichem Vergnügen hörte, dabei mit dem Kopf nickte und mir ab und zu einen Blick zuwarf.
    Navarras Miene verfinsterte sich jedoch gar sehr, als er in der Rue de Béthisy sah, daß die ganze Straße vor dem Haus des Admirals von vierzig königlichen Arkebusenschützen eingenommen war, welche zwei dort befindliche Kaufläden als Wachstuben gewählt und in der beginnenden Dämmerung bereits ihre Laternen angezündet hatten, als richteten sie sich ein, die Nacht dort zu verbringen.
    »Zum Teufel!« murmelte er, »das will mir nicht gefallen!«
    Er rief einen der Schützen herbei, der am Eingang der Straße Wache stand, angetan mit Brustpanzer und Sturmhaube wie die anderen, die Büchse auf der Schulter, und sprach:
    »Wache, wer befehligt dich?«
    »Oberst Cossain«, antwortete der Schütze.
    »Cossain!« wiederholte Navarra, und seine Miene verdüsterte sich noch mehr.
    Umgeben von seinen Schweizern, welche stumm und angespannt die königlichen Gardesoldaten ohne viel Vertrauen noch Freundschaft aus den Augenwinkeln musterten, zumal sie selbst nur einfache Waffenröcke trugen und lediglich mit Kurzschwert und Partisane bewaffnet waren, begab sich Navarra eilends zum Hause des Admirals, wo er in dem Moment anlangte, als dort ein lebhafter Streit im Gange war zwischen dem heißblütigen Monsieur de Guerchy und einem langen Kerl in voller Rüstung, so anmaßend, dünkelhaft und unverschämt, daß ich auf den ersten Blick sicher war, dies könne nur der Oberst sein, pflegte man doch im Louvre gemeiniglich zu sagen: »dünkelhaft wie Cossain«.
    »Was geht hier vor?« sprach Navarra lächelnd, so daß ich voller Bewunderung sah, wie meisterlich er sich beherrschte.
    »Sire«, antwortete Monsieur de Guerchy, aufs höchste erzürnt, »Cossain will diesem Pagen hier nicht verstatten, zwei Arkebusen ins Haus zu tragen, welche Monsieur de Téligny gehören.«Worauf der Zorn Navarras aufzuwallen schien, er sich jedoch unversehens beherrschte und mit gespielter Treuherzigkeit sprach:
    »Aber was soll das, Cossain? Wo ist da das Übel? Soll Monsieur de Téligny hier der einzige sein, der unbewaffnet ist?«
    »Sire«, sagte Cossain kleinlaut, »auf Befehl des Königs darf ich hier keine Feuerbüchsen hereinlassen.« Den dienstfertigen Untergebenen spielend, fügte er hinzu: »Doch wenn Euer Majestät es wünschen, will ich mich fügen, und der Page soll die Arkebusen hineintragen.«
    »So ist es recht!« erwiderte Navarra lächelnd, und dem Pagen einen kleinen Klaps auf den Nacken versetzend, sprach er: »Hinein mit dir, Bürschlein!«
    Darauf zog er den immer noch erzürnten Guerchy mit sich ins Haus, gefolgt von mir und Miroul, indes seine Schweizer mit unbewegten Gesichtern vor der Tür verharrten, voller Unbehagen darüber, sich vierzig geharnischten Haudegen gegenüberzusehen, welche ihre rot-gelben Röcke mit wenig Freundlichkeit betrachteten.
    »Guerchy«, sprach Navarra, sobald wir außer Hörweite waren, »was bedeutet dies alles? Was treibt Cossain hier?«
    »Er ist hier, um den Herrn Admiral vor dem Volkszorn zu schützen. Der Admiral hat am Nachmittag den König um einen solchen Schutz gebeten, denn er vermeint, daß der Anblick einiger Gardesoldaten in der Rue de Béthisy ausreiche, das Volk von einem Angriff auf das Haus abzuhalten.«
    »Ach!« sprach Navarra leise in einem Ton, der halb spöttisch, halb achtungsvoll schien, »der Admiral selbst hat um diesen Schutz ersucht?«
    Er warf seinen Kopf zurück, schnupperte in der Luft und fügte, über das Ergebnis wenig erfreut, murmelnd hinzu:
    »Wer aber wird den Admiral vor Cossain schützen?«
    »Eben das ist die Frage«, erwiderte Guerchy, dem noch die Zornesröte im Gesicht stand.
    Navarra seufzte, klopfte Guerchy freundschaftlich auf den Arm, wandte sich um und stieg leichtfüßig die Treppe zur Kammer des Admirals hinauf, kurz darauf erschien er wieder mit den Worten, daß Monsieur de Coligny eingeschlafen sei und sich wohl zu befinden scheine, so daß man diesbezüglich unbesorgt sein könne. Die Lider halb geschlossen und denBlick entlang seiner langen Nase zur Erde gesenkt, ging er indes mit sich zu Rate, das Gesicht mitnichten unbesorgt und heiter, sondern sehr ernst. Und nachdem er eine Zeitlang schweigend und unbeweglich verweilt hatte, befahl er sechs Schweizern seiner Begleitung, die Nacht über im Hause des Admirals zu wachen, dabei

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