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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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ihm die Wangen rötete, zu mir sprach:
    »Wisset Ihr, daß Dame Béqueret Normannin ist und aus derselben Gegend stammt wie Dame Gertrude de Luc? Vielleicht kennen sich beide sogar?«
    Hoho, Samson! dachte ich, Ihr seid also nicht in allen Dingen unbeugsam!
    »Warum fragt Ihr sie nicht?« entgegnete ich, innerlich belustigt.
    »Ich wage es nicht.«
    »Und nun vermeinet Ihr, vielleicht könnte ich es wagen?«
    »Ja«, sprach er mit gesenkten Lidern.
    »Ich werde mich bedenken«, antwortete ich, höchst ergötzt. »Inzwischen legt Eure Kleider an, Samson, die Messe beginnt zehn Uhr!«
     
    Da nun Meister Béqueret sah, daß er weder mich noch meinen Samson in Montfort-l’Amaury halten konnte, empfahl er uns dem Schmied im Ort so wohl, daß dieser mir des Montags gleich bei Sonnenaufgang meine Pompea beschlug.
    Wir hatten vermeint, zu dieser Stunde allein auf dem Wege zu sein, doch je näher wir der Hauptstadt kamen, desto größer wurde das Getriebe und übertraf alle Vorstellungskraft, so groß war die Zahl der Edelleute, die zu Pferde oder in Kutschen dahinzogen, und ebenso groß die der Bauernwagen, welche beladen mit Heu oder Holz, mit großen Stücken frischen Fleisches oder Gemüse, mit Weinfässern oder Körben voller Eier aus den nahen Dörfern heranströmten, den pantagruelischen Hunger einer Stadt zu stillen, in deren Mauern mehr als dreihunderttausend Menschen wohnen sollten: eine ungeheure und unglaubliche Zahl, wie ich eingestehe, welche mir jedoch von verläßlicher Seite bestätigt ward.
    Da alle diese guten Leute vom platten Lande mit ihren Ackergäulen oder Maultieren, zuweilen gar mit Ochsen als Zugtieren nur sehr langsam vorankamen, zogen wir in unserem munteren Trab an ihnen vorbei, wobei sie uns mit einer erstaunlichen Unverhohlenheit betrachteten und uns manches Scherzwort auf französisch zuriefen, was uns höchstlich erstaunte, denn in unserem Languedoc ist diese Sprache dem einfachen Volke unbekannt und wird nur von den Gebildeten gesprochen.
    Indes ich neben einem solchen Wagen einherritt, welcher unverdeckt war und darauf inmitten von Milchkrügen und Eierkörben eine kecke Milchfrau thronte, die Haube schmuck auf dem Kopf und ihre beiden Brüste, runder als ihre Eier undweißer denn ihre Milch, vom Busentuch kaum halb bedeckt, rief die Schöne, meine begehrlichen Blicke sehend, mir zu:
    »Hübscher Junker, da macht Ihr große Augen! Meine Rundungen gefallen Euch wohl?«
    »Leider, feins Lieb«, entgegnete ich scherzend, »kann man, wie unser Sprichwort im Périgord lautet, Schönheit nicht essen, sondern nur genießen.«
    »Dabei ist es schon viel, daß man sie genießen kann!« sprach die Schöne lachend, »in Paris genausogut wie im Périgord, falls es einen solchen Landstrich überhaupt gibt, denn der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, wo er gelegen.«
    »Dort, wo man okzitanisch spricht, feins Lieb, südlich der Loire.«
    »Daß man dort okzitanisch spricht, habe ich an Eurer Sprechweise erkannt. Schöner Herr, kommt Ihr hierher wegen der Hochzeit?«
    »Gewiß!«
    »Wohl bekomm Euch der Aufwand! Wozu all der Prunk auf der königlichen Hochzeit? Denn die Großen treiben’s im Bett nicht anders als wir, und der Bräutigam wird nicht besser taugen als mein seliger Mann. Sagt, schöner Herr, mit wem haltet Ihr es? mit Rom oder mit Genf?«
    Worauf ich ein wenig zögerte, ehe ich antwortete:
    »Ich bin derselben Religion wie der König.«
    »Der König?« entgegnete sie mit einem gar spöttischen Lächeln, denn sie hatte mein Zögern bemerkt. »Welchen König meint Ihr wohl? Den König von Frankreich oder den von Navarra? Denn sie haben nicht dieselbe Religion. Der eine geht zum Pastor und der andere zum Pfarrer, wiewohl der eine die Schwester des anderen heiratet. Nun ja«, fuhr sie fort, da ich schwieg, »was geht es mich an. Es ist Sache der Großen, über die Religion zu streiten. Bei mir geht, was der Pfarrer sagt, zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder heraus, denn ich habe darin so viel Verstand wie ein ausgeblasenes Ei.«
    »Hoho, Gevatterin!« sprach ich lachend, »das glaube ich nicht. Ihr seid keineswegs von geringem Verstande.«
    »Auch Ihr nicht«, entgegnete sie, »wiewohl Euer Französisch nach Okzitanisch klingt. Oje, jetzt seid Ihr beleidigt. Ich wollte Euch nicht kränken, mein Herr.«
    »Und so bin ich es auch nicht.«
    »Seid Ihr verheiratet?«
    »Gevatterin«, entgegnete ich lachend, »wenn ich es nicht wäre, würdet Ihr mich dann nehmen?«
    »Aber nein!«

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