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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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Henriette Kurt hat ja gerade ihre Fähigkeit bewiesen, aus dem Schlafzimmer zu verschwinden, ohne die Treppe zu benutzen.« Flemming schüttelte den Kopf. »Dan hat gesagt, sie sei über den Balkon geklettert, ohne während des ganzen Manövers ein einziges Mal zu zögern. Das deutet darauf hin, dass sie es schon vorher so gemacht hat.«
    »Tschüs, Alibi.«
    Flemming grinste und verließ das Haus.
     
    Als er ins Präsidium kam, lag an der Wache ein dicker gelber Umschlag für ihn bereit. Er kam von Svend Pedersen, der den blauen Mazda zum Betriebshof der Polizei begleitet hatte, wo der Wagen in den nächsten Tagen auf Spuren untersucht werden sollte. Auf den Umschlag hatte der Kriminalassistent geschrieben: »An Flemming Torp. Du hast recht gehabt. Beides lag auf dem Boden vor dem Vordersitz. Fingerabdrücke sind genommen, Du brauchst keine Rücksicht zu nehmen. VG Pedersen«.
    Er konnte sich denken, was der Umschlag enthielt, und öffnete ihn sofort. Flemming zog den schweren Messingschlüssel mit der Nummer 314 heraus und legte ihn auf die Schranke. »Würdest du jemanden bitten, den Schlüssel ins Hotel Marina zu bringen?«, bat er den Wachhabenden. »Sagt ihnen, sobald die Techniker fertig sind, kann das Zimmer wieder vergeben werden.«
    Der andere Gegenstand in dem Umschlag erforderte etwas mehr Aufmerksamkeit. Flemming glättete das schmuddelige Stück Papier, sobald er in seinem Büro war, und legte den abgerissenen Papierstreifen, den er in Frandsens Hotelzimmer gefunden hatte, daneben. Die beiden Papierstücke passten perfekt zueinander, er sah jetzt, wohin das Kartenfragment vom Sønder Strandvej gehörte. Der Ausdruck zeigte eine detaillierte Karte über ein Gebiet in der Nähe von Ommerup Strand, wo man Sallys malträtierte Leiche gefunden hatte. Irgendjemand hatte zwei ungelenke Vierecke nebeneinander in die Karte eingezeichnet, zwei mit Kugelschreiber geschriebene Worte standen daneben: BOOTSHAUS und BOOT . Entweder hatte irgendein Ortskundiger John Frandsen erklärt, wo er eine einsam liegende Hütte finden konnte, oder er hatte in den Tagen vor dem Mord an Sally selbst die Gegend ausgekundschaftet. Das deutete darauf hin, dass der Mord geplant war. Sallys Leiche hatte er vermutlich von dem Boot, das auf der Karte vermerkt war, in den Fjord geworfen. Eins war jedenfalls sicher. Flemming musste dort sein, bevor es dunkel wurde, ihm blieben noch zwei Stunden. Lone musste noch ein wenig warten.
    Adam Holck begleitete ihn. Den Wagen parkten sie ein paar Hundert Meter entfernt, und bevor sie das letzte Stück bis zu dem verfallenen Bootshaus gingen, zogen sie sich Schutzkleidung und Masken an. Ein kurzer Blick durch die Tür genügte, um zu wissen, dass es der Tatort war. Die Tür des rot gestrichenen Schuppens war aufgebrochen, innen waren die Wände, der Zementboden und das schmale Feldbett unter dem einzigen Fenster übersät mit schwarzbraunen Flecken, bei denen es sich nur um Blut handeln konnte. Ein kleines Ruderboot lag kieloben neben dem Schuppen, und als sie es umdrehten, sahen sie auf dem abblätternden weißen Boden des Bootes weitere dunkle Stellen. Sie legten es wieder auf den Kopf, damit die Spuren vor einem eventuellen Schauer geschützt blieben.
    »Ich nehme den Wagen, Holck«, sagte Flemming. »Du bleibst hier. Ich schicke dir sofort die Techniker.«
    Es wäre übertrieben zu behaupten, dass der Kollege der Kriminaltechnischen Abteilung, der die Nachricht entgegennahm, sonderlich begeistert reagierte. »Unsere Leute sind am Bøgebakken, im Hotel Marina und im Wald. Alles ist wahnsinnig eilig, und jetzt willst du, dass wir auch noch Leute nach Ommerup rausschicken? Heute ist Samstag, Torp, oder?«
    »Ja, aber es sieht nach Regen aus, und ich wäre sehr froh, wenn ihr …«
    »Ich schicke dem Hauptkommissar die Rechnung. Er wird sich bestimmt über die ganzen Überstunden freuen, für die du verantwortlich bist.« Daraufhin legte er auf, während Flemming sein Handy noch eine Weile überrascht am Ohr behielt, ehe auch er die Verbindung unterbrach.
    Als er ins Präsidium kam, stand Pia Waage bereit. Er bat sie, Lone Willumsen aus der Zelle zu holen, und ging selbst direkt ins Verhörzimmer. Kurz darauf kam eine uniformierte Beamtin mit einer Kanne Kaffee und drei Tassen.
    Pia ließ Lone Willumsen den Raum zuerst betreten. Die ehemalige Vizekriminalkommissarin sah nicht aus wie jemand, der eine Nacht ungestörten Schlafs hinter sich hatte. Die dunklen Schatten unter den Augen sprachen ihre

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