Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
Besonderen verhalten musste.
»Flemming?« Dan wedelte mit der Hand, um Flemmings Gedankenkette zu unterbrechen. »Bist du noch da?«
»Ja, ja, entschuldige.« Flemming richtete sich in seinem Sessel auf und setzte den Kugelschreiber aufs Papier. »Fang ganz oben an. Sebastian Kurt?«
»Niemand nennt ihn anders als Kurt«, begann Dan. »Er ist einige Jahre älter als wir, vielleicht Ende vierzig. Jedenfalls ist er noch keine fünfzig – an das Fest würde ich mich erinnern.« Er lächelte. »Bevor er mich einstellte, hatte ich nie mit ihm gearbeitet, aber wir hatten natürlich voneinander gehört und uns auch ein paarmal getroffen, bei Preisverleihungen und so. Kurt ist verdammt gut. Diplomkaufmann, soweit ich weiß. Er war jahrelang Verwaltungsdirektor der dänischen Abteilung einer der größten internationalen Agenturen, bis er vor gut zehn Jahren Kurt & Ko gründete und ein paar der größten Kunden mitnahm.«
»Danke für den Lebenslauf. Aber wie
ist
er?«
»Als Mensch? Ach so, ziemlich in Ordnung, aber auch ziemlich von sich eingenommen. Er mag keine Gespräche, bei denen es nicht wenigstens am Rande um ihn geht.« Dan machte eine Pause, bevor er fortfuhr: »Das Personal verabscheut ihn. Jedenfalls die Kreativen. Wenn du die Leute in meiner Abteilung fragst, dann ist er ein kleingeistiger Fliegenficker, ein auf die Umsatzkurve fixierter, unkultivierter, gefühlloser Kerl ohne jeden Anflug von Fantasie, geschweige denn von Ästhetik«
»Und was denkst du?« Flemming kam mit dem Mitschreiben kaum nach.
»Was ich von ihm halte? Ich kenne ihn auch von einer etwas anderen Seite, also nein, ehrlich gesagt, stimme ich in vielerlei Hinsicht mit den anderen überein«, sagte Dan. »Er hat wirklich keine Fantasie, und er geht wirklich sehr in seiner Buchführung auf. Aber das ist ja auch sein Job, oder? Immerhin sorgt er dafür, dass zweiundfünfzig Leute eine fette Heuer bei ihm beziehen; und wir können sicher sein, dass das Geld jeden Monat auf unseren Konten eingeht.«
»Ist er verheiratet?«
»Sogar gut verheiratet. Zum zweiten Mal. Sie heißt Henriette und ist Mitte dreißig. Soweit ich weiß, hat sie eine Ausbildung als Maklerin, aber ich glaube nicht, dass sie sehr viel mehr macht, als sich um ihr eigenes Haus zu kümmern. Du kennst es, das weiße riesengroße Palais am Ende des Bøgebakken, oben am Wald.«
Flemming nickte. »Ah ja, das – ein gewaltiger Kasten. Haben sie Kinder?«
»Zwillinge, zwei Mädchen im Alter von sechs oder sieben Jahren.«
»Seht ihr euch privat?«
»Eigentlich nicht.« Dan lachte auf. »Es gab mal ein Abendessen. Marianne und Henriette haben sich sofort in die Haare gekriegt, in aller Höflichkeit und mit nur leicht erhobenen Stimmen natürlich, aber danach hatte keine mehr Lust, diesen Erfolg zu wiederholen. Und wenn die Frauen nicht wollen …«
»So kenne ich Marianne ja gar nicht. Worum ging’s bei dem Streit denn?«
»Ich weiß es nicht mehr. Irgendwas mit Au-pair-Mädchen und Ausländerrechten. Du weißt ja, wie Marianne ist, wenn es um Ausländer geht.«
Flemming nickte.
»Das war es schon, was mir zu Kurt einfällt«, sagte Dan. »Lass uns mit Sara Kellerup weitermachen, sie ist die Finanzdirektorin, obwohl ich nie begriffen habe, was dieser Titel soll. Über alles, was mit den Finanzen der Firma zu tun hat, bestimmt eigentlich allein Kurt. In jedem anderen Laden wäre die Kellerup ganz einfach die Leiterin der Buchhaltung, aber es soll ja nach was klingen.«
»Bildet sie sich etwas darauf ein, Finanzdirektorin zu sein?«
»Nein, so meine ich das nicht. Wenn jemand eingebildet ist, dann Kurt. Je mehr Mitarbeiter er mit tollen Titeln hat, desto beeindruckter ist er von sich selbst.« Dan schüttelte den Kopf. »Nein, Sara ist okay. Sie ist ziemlich ruhig, Anfang dreißig. Unverheiratet, keine Kinder. Sehr vernünftig, sehr kontrolliert. Macht ihre Arbeit gut. Sie ist die beste Freundin unserer Empfangsdame, nur damit du gewarnt bist!«
»Wie ist das denn zu verstehen?«
»Dazu kommen wir noch. Pernille ist ein eigenes Kapitel!«
»Kommen wir zum Produktionschef.
Er heißt Christoffer Bidstrup, ist in unserem Alter und vielleicht das größte Planungsgenie, dem ich je begegnet bin. Er war in einer Unzahl von Agenturen beschäftigt, sowohl in Dänemark als auch im Ausland, und es gibt so gut wie nichts, was er nicht kann. Sein Job ist die Koordination aller technischen Bereiche. Er hat auch dafür zu sorgen, dass wir die richtige Software haben, dass
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