Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
ihrer Scheidung hierhergezogen. Keine Kinder. Sie war vorher zehn Jahre bei Ted Bates in Oslo.«
»Norwegerin?«
»Ja. Und zwar so richtig, mit roten Wangen und einem blonden Zopf im Nacken. Sie ist gut, und die anderen mögen sie. Ich habe sie vor knapp zwei Jahren eingestellt. Und dann ist da noch Anders Kiil, ein bald vierzigjähriger Kindskopf. Er ist fast ebenso lange in der Agentur wie ich. Anders kommt fast das gesamte Jahr über auf Rollschuhen zur Arbeit. Er sieht aus wie ein Ski-Freak und ist ein ganz fantastischer Konzeptentwickler.« Dan machte eine Pause. »Wenn ich mich entschieden habe, also, wenn ich kündige, bin ich mir ziemlich sicher, dass Anders K. meinen …« Dan zuckte mit den Achseln.
»Wieso das K? Gibt’s noch andere, die Anders heißen?«
»Einer der Texter. Anders der Rote.« Dan lächelte. »Sein voller Name ist Anders Madsen. Du kannst ihn nicht übersehen. Auf seinem Kopf sieht es aus, als würde es brennen. Er ist Ende zwanzig und Single, soweit ich weiß.«
»Es fehlt noch ein Artdirector.«
»Ja, Fiona. Fiona Krause. An ihr kommst du ebenfalls nicht vorbei. Sie ist in jeder Hinsicht gewaltig, schreit rum, macht Theater und lacht so laut, dass in der gesamten Firma sämtliche Arbeiten eingestellt werden müssen, wenn sie erst einmal loslegt. Du wirst sie mögen, Flemming. Marianne ist jedenfalls total begeistert von ihr.«
»Alter?«
»Fiona ist die Älteste von uns, Ende fünfzig, denke ich. Man trifft nicht allzu viele in so fortgeschrittenem Alter in dieser Branche.« Er verzog das Gesicht. »Das zeigt aber auch, wie gut sie ist. Fiona hat drei erwachsene Kinder und ist Witwe. Ihr Mann hat sich vor zehn Jahren das Leben genommen. Manisch-depressiv. Vielleicht ist sie deshalb die Einzige, die mich besucht hat, als ich krank war. Sie weiß, worum es geht.«
»Jetzt fehlen nicht mehr viele, Dan«, sagte Flemming und blätterte seinen Block um. »Noch zwei Texter … Wie sind die?«
»Eine ist eine Frau. Mai Schwerin. Sie ist etwas länger in der Firma als Lise, die beiden bilden fast immer ein Team. Sie sind gleichaltrig und ergänzen sich gut.« Dan lächelte. »Ich muss voller Schande gestehen, dass diese beiden Damen – trotz ihrer ansonsten guten Eigenschaften – ziemlich engagiert am Zickenkrieg zwischen Pernille und Elisabeth teilhaben.«
»Lass mich raten«, unterbrach ihn Flemming. »Sie sind auf Elisabeths Seite.«
»Hundert Punkte!« Dan lachte. »Wer fehlt uns noch?«
Flemming schaute auf seinen Block. »Der Regisseur. Ist das nicht ungewöhnlich – ein fest angestellter Regisseur?«
»Ja, sogar sehr. Aber René Holgersen ist auch nicht jemand, dem man alle Tage begegnet.« Dan lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte die Füße auf den Beistelltisch. »René hat bei einem Werbefilmproduzenten gearbeitet, mit dem wir eine Zeit lang viel zu tun hatten. Irgendwann haben wir uns mal unterhalten, und es stellte sich heraus, dass der Mann eine Menge völlig unkonventioneller Ideen dazu hatte, wie man Kurzfilme im Netz zu Marketingzwecken einsetzen könnte, insbesondere bei Jugendlichen.«
»Stopp.« Flemming hielt eine Hand in die Luft. »Wenn ich einen Kurs in neuen Kommunikationsformen brauche, sage ich Bescheid. Halt dich an die Person. Du hast ihn also eingestellt?«
»Und wie! Es gab eine heftige Auseinandersetzung mit Kurt, bis er endlich eingesehen hat, dass René sein Gehalt wert ist – sogar mehr als das. René ist Ende dreißig und verheiratet.«
»Jetzt kommen wir zum IT -Chef, oder?«
»Mann, es arbeiten wirklich viele in dem Laden!«
»Komm schon, Dan. Es fehlen nur noch vier.«
»Okay. Der IT -Chef heißt Kim, ist um die fünfundzwanzig Jahre alt und ein ziemlich ruhiger Bursche. Aber sehr effektiv, wenn man ihn erst mal an seinen Schreibtisch gebracht hat. Kahl auf die ungeile Art.« Dan ließ die Hand über seine Glatze gleiten.
Flemming zog eine Augenbraue hoch, unterdrückte aber einen Kommentar.
Die letzten drei hechelten sie in einem Abwasch durch: »Die drei Grafiker, früher nannte man sie Reinzeichner, heißen Jesper Blom, Thomas Keldsen und Rikke Würtz. Sie sind lieb und nett und … Ich kann nicht mehr, Flemming. Komm einfach wieder, wenn du etwas Konkreteres über sie wissen willst.«
Dan begleitete ihn in den Flur, wo Flemming sich seinen Schal besonders sorgfältig um den Hals legte und den Mantel bis oben zuknöpfte. Zwei Minuten später stand er auf der Straße und schaute auf die Uhr. Verdammt, es war fast eins!
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