Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
wurden.«
»Wir könnten also sehen, ob jemand das Gebäude zu dem Zeitpunkt verlassen hat, von dem Benjamin behauptet, er sei krank nach Hause gegangen?«
»Genau.«
»Wissen alle in der Firma davon?«
»Nein.« Auf Dans Gesicht zeigte sich ein schiefes Lächeln. »Kurt hat so einen Spionage-Spleen, er glaubt, damit die Leute beim Lügen erwischen zu können, die behaupten, viele Überstunden gemacht zu haben. Ich glaube, er hat es nie wirklich ausprobiert, aber als wir zu entscheiden hatten, in welches System wir investieren sollten, haben wir uns schon ein bisschen über ihn amüsiert.«
»Augenblick.« Flemming ging ins Wohnzimmer und telefonierte. Er gab ein paar kurze Anordnungen durch, klappte das Handy zusammen und setzte sich wieder in die Küche. »Janssen checkt das mit der Wach- und Schließgesellschaft.«
»Dieser James-Bond-Typ?«
Flemming lächelte. »Ach, der Smoking zeigt nur, dass er so schnell wie möglich am Tatort sein wollte. Als er informiert wurde, feierte er gerade den fünfundsechzigsten Geburtstag seines Vaters im Hotel Marina. Er wollte keine Zeit verlieren und nicht erst nach Hause fahren und sich umziehen. Janssen ist schon okay.« Er steckte sein Handy ein. »Ich freue mich auf die Liste.«
»Erwarte nicht zu viel. Du weißt ja nicht, wann die Terrassentür im Sitzungszimmer geöffnet wurde. Wenn die Alarmanlage nicht eingeschaltet war, weiß niemand, wie lange diese Tür offen gestanden hat. Ganze Heerscharen hätten im Laufe des Abends raus- oder reinkommen können.«
»Selbstverständlich. Aber trotzdem sollten wir es überprüfen.« Flemming kratzte sich am Arm. »Und um das Ganze noch verwirrender werden zu lassen, kann ich dir mitteilen, dass wir in einem der großen Küchenschränke eine deutliche Fußspur gefunden haben. Es sieht ganz danach aus, als hätte sich jemand dort stundenlang versteckt – mit Plastiküberzügen an den Schuhen. Mit anderen Worten: Im Laufe des Tages könnte sich so ziemlich jeder eingeschlichen und im Schrank auf das Opfer gewartet haben. Aber wir müssen mit den Leuten beginnen, die zum Haus gehören. Solange wir überhaupt nichts über Lillianas Leben außerhalb ihres Arbeitsplatzes wissen, sind die Mitarbeiter von Kurt & Ko und der Schrubberkompanie die einzige Spur, die wir haben.«
Eine Weile sagten beide kein Wort.
»Dann mal los, spuck’s schon aus. Was willst du von mir, Flemming?« Dan legte die Beine auf einen Stuhl und verschränkte die Hände im Nacken. »Du als viel beschäftigter Mann verlässt doch nicht deine aufregende Arbeit, um mich über einen Mordfall auf dem Laufenden zu halten. Und Kaffee habt ihr auf dem Präsidium doch auch.«
»Ja, natürlich, du hast recht«, erwiderte Flemming und zündete sich eine Zigarette an. »Ich bin hier, um dich um einen Gefallen zu bitten. So etwas mache ich normalerweise eigentlich nicht, aber du wirst zugeben müssen, dass die Situation ungewöhnlich ist. Wir haben ein Mordopfer, dessen Name und Adresse niemand kennt. Und wir haben einen Tatort, zu dem eine verhältnismäßig große Menge Menschen den ganzen Tag über Zugang hat. Andererseits haben wir auch eine Quelle, die sehr viel über diese Menschen weiß; eine Quelle, die deren Arbeitsplätze in- und auswendig kennt; eine Quelle, die beispielsweise weiß, wie das Zugangssystem funktioniert – und eine Quelle, die darüber hinaus über ein sicheres Alibi verfügt. Ich finde, es ist sehr naheliegend, was du für uns tun kannst, Dan. Du würdest uns eine Menge Zeit ersparen, wenn du mich über deine Kollegen informierst: Wie sind sie, wer schläft mit wem, wer hasst sich, so etwas. Natürlich reden wir mit allen in den nächsten Tagen, aber es wäre großartig, wenn wir das auf der Basis deiner Informationen tun könnten. Ist doch einen Versuch wert, nicht wahr?«
Dan nagte an seiner Unterlippe. »Du weißt, dass bei Kurt & Ko zweiundfünfzig Leute angestellt sind, oder? Und die Freelancer kommen auch noch dazu.«
»Sicher«, sagte Flemming und zog einen Stenoblock mit Spiralbindung und Kugelschreiber heraus. Er kritzelte irgendetwas auf den Block, um den Kuli auszuprobieren, während er fortfuhr: »Du könntest mit dem Führungsteam und den Menschen anfangen, die Kontakt zu den Putzleuten haben. Und dann natürlich diejenigen, die am meisten Überstunden machen. Sie haben zumindest die größte Gelegenheit, jemanden von den Reinigungskräften kennenzulernen. Wie viele sind das?«
»Ein Verwaltungsdirektor, ein Finanzdirektor,
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