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Die guten Schwestern

Die guten Schwestern

Titel: Die guten Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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gleichmäßig vor sich hin. Sie würden Probleme mit Irmas Anwalt kriegen. Besonders wenn sie, wie es jetzt aussah, zu hyperventilieren anfing. Der Anwalt würde sicher der Meinung sein, er sei zu weit gegangen, aber das war Toftlund jetzt egal. Endlich hatte ihr Panzer einen Riß bekommen. Er hatte einen Beweis nach dem anderen vor ihr aufgehäuft, daß Irma Edelweiß war und Edelweiß Irma, das hatte sie alles kaltgelassen. Nicht einmal die Nachricht, daß ihr Verrat im Baltikum Menschenleben gekostet hatte, hatte ihr eine Reaktion entlockt. Mit Ausnahme der stets aufs neue wiederholten Aussage, Geheimarchive bestünden aus Fiktion, verfaßt von unbedeutenden Männern, die sich wichtiger machen wollten, als sie waren. Ein Zeitungsartikel wurde als Geheimbericht ausgelegt. Ein unschuldiges Mittagessen als Informantentreffen. Als Forscherin würde ich den sogenannten Nachrichtenarchiven nicht übern Weg trauen. Die seien einfach nicht glaubwürdig. Das war ihr gleichbleibendes Mantra gewesen, aber jetzt war ein Riß entstanden, weshalb er den Druck aufrechterhielt.
    »Schau der Wahrheit ins Auge, Irma. Dein Vater war ein Mistkerl durch und durch, der nur an sich selber gedacht hat. Du bist ihm nichts schuldig. Du bist nur dir selbst was schuldig. Du bist dir selbst schuldig, dein Gewissen zu erleichtern und die Last loszuwerden, die du mit dir herumschleppst.«
    Irma stand immer noch an der Wand. Ihr Gesicht war weiß, aber sie bekam ihren Atem wieder besser unter Kontrolle. Sie hatte Tränen in den Augen, leider sah er aber auch, daß ihre gewohnte Härte zurückzukehren begann. Charlotte versuchte ihren Husten zu überwinden, und es ärgerte ihn, daß sie außer Gefecht gesetzt war, gleichzeitig hätte er sie gern getröstet.
    »Wer ist E.?« fragte Toftlund.
    »Ein besserer Mensch, als du es je werden wirst.«
    »Das heißt, er existiert?«
    »Im Unterschied zu dir ist er ein anständiger Mensch. Ein Mensch mit Prinzipien.«
    »Was heißt E.?«
    Sie sah ihn an und verschränkte die Arme über der Brust.
    »Ich möchte gern in meine Zelle zurück.«
    »Gleich, Irma. Was heißt E. und wo können wir ihn finden?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Irma!«
    »Ich weiß es nicht. Mehr möchte ich nicht sagen. Das ist mein Recht als Angeklagte.«
    »Wo ist deine Schwester?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Aber sie ist deine Schwester?«
    »Ja, sie ist meine Schwester«, schrie sie fast.
    »Wie ist ihr richtiger Name?«
    »Mira Majola.«
    »Wo ist sie?«
    »Hab ich doch gesagt. Weiß ich nicht.«
    »War deine Schwester am 12. März dieses Jahres in Dänemark?«
    »Weißt du doch selber.«
    »Was wollte sie hier?«
    »Mich besuchen.«
    »Damit du ihr vertrauliche Informationen liefern konntest?«
    »Du bist so dumm, Toftlund. Wie sollte ich denn an vertrauliche Informationen rankommen?«
    »Damit du sie mit E. zusammenbringen konntest?«
    »Vielleicht.«
    »Warum, Irma?«
    Sie entfernte sich von der Wand und schüttelte ihre Hände, als wären sie naß und als wollte sie Wasser oder eine unangenehme, klebrige Flüssigkeit von ihnen abschütteln.
    »Weil sich die beiden Menschen, die mir am meisten bedeuten, kennenlernen sollten.«
    »Das glaube ich dir nicht, Irma.«
    »Du darfst glauben, was du willst. Ich möchte nichts mehr sagen. Ich will mit meinem Anwalt sprechen. Das ist seelische Folter.«
    »Hat Mira für die Serben gearbeitet?«
    »Wenn du es sagst.«
    »Hat sie sie hintergangen? Sind sie hinter ihr her?«
    »Vielleicht.«
    »Wir können ihr helfen.«
    »Ich will nichts mehr sagen. Du nötigst mich.«
    »E. und du sollten ihr also helfen?«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Das ist doch sehr menschlich. Die Welt hat sich verändert.«
    »Laß mich in Ruhe.«
    »Oder wolltet ihr ein letztes Geschäft abschließen?«
    »Verstehst du nicht, daß ich nichts mehr zu sagen habe?«
    »Die beiden sollten sich treffen, weil es sich um die letzte Transaktion handelte, und die war groß, es ging um viel Geld.«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Das war sozusagen die Pension für E. und das Schwesterlein.«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Die Pension für Schwesterlein Mira, weil die Tage von Milošević und seiner Sippschaft allmählich gezählt sind. Jetzt hat er die NATO gegen sich und nicht mehr nur unbewaffnete Frauen und Kinder. Er ist dabei, seinen vierten Krieg zu verlieren. Das ist einer zuviel. Die Zeit des Schlachters verstreicht. Schwesterlein will noch ein bißchen Geld dabei herausschlagen. Und E. will auch

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