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Die Haarteppichknüpfer - Roman

Die Haarteppichknüpfer - Roman

Titel: Die Haarteppichknüpfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zu geben, allenfalls an einigen Stellen karge Vegetation. Man sieht ein paar Tiere weiden; möglicherweise gibt es hier Viehzucht.«
    Nargant warf einen prüfenden Blick auf den Rekorder. Das robuste Gerät lief unermüdlich und zeichnete jedes Wort auf.
    »Zu meiner Rechten mache ich eine dunkle, hoch aufragende Felsformation aus, die sich aus der Luft gut erkennen lässt. Die Abtastung lässt Höhlen darin vermuten. Ich werde dort landen; vielleicht eignet sich der Platz als Stützpunkt.«
    Nargant verzog das Gesicht. Höhlen! Als ob auf einem so öden Planeten keine andere – und vor allem sicherere – Stelle zu finden gewesen wäre, um ein Druckluftzelt aufzustellen.
    »Hoppla! Es gibt auch einige Gebäude im Umland außerhalb der Stadt. Manche sind ziemlich weit von der Siedlung entfernt; mehrere Stunden Fußmarsch, würde ich schätzen. Die Infrarotsensoren weisen die Bauwerke als bewohnt aus. Ich sehe auch etwas, das Rauch aus einem Kamin sein könnte.«
    Es war Wahnsinn. Das ganze Unternehmen war Wahnsinn. Nargant massierte seinen Nacken und wünschte, er wäre weit weg.
    »Ich fliege nun eine weite Schleife nach Süden, bis ich meinen Zielfelsen wieder sehe. Er eignet sich wirklich hervorragend als optische Marke aus der Luft. Ich fliege ihn jetzt an und werde landen.«
    Nargant zog einen Lappen hervor und begann, die Abdeckungen der Anzeigeinstrumente zu polieren. Ich habe ihm davon abgeraten, dachte er. Vielleicht hätte ich darauf bestehen sollen, dass meine ablehnende Haltung ins Logbuch eingetragen wird.
    Das harte Aufsetzgeräusch der Landekufen war zu hören und dann das sirrende Herunterfahren des Schwerkraftmotors.
    »Ich bin jetzt gelandet. Gerade habe ich die Luke geöffnet und atme nun planetare Atmosphäre. Die Luft ist atembar, ziemlich heiß und voller Gerüche – es riecht nach Staub und Exkrementen, und da ist noch ein süßlicher Geruch, wie nach Verwesung … Ich bin natürlich jetzt besonders empfindlich, nachdem ich monatelang nur sterile Schiffsluft geatmet habe, aber ich denke, ich komme ohne Atemfilter aus. Ich werde jetzt aussteigen und die Felsen hier absuchen nach einer geeigneten Stelle für das Zelt.«
    Nargant seufzte und sah auf. Durch die Sichtluke zu seiner Rechten hatte er den größeren der beiden Monde des Planeten im Sichtfeld. Der Planet hatte noch einen zweiten, wesentlich kleineren Trabanten, der ihn in entgegengesetzter Richtung umkreiste und für seinen Umlauf weniger als zwei Planetentage benötigte. Im Moment war der kleinere Mond jedoch nicht zu sehen.
    »Es ist ziemlich felsig und abschüssig hier. Ich denke, ich unterbreche die Verbindung für eine Weile, hänge das Gerät an meinen Gürtel und benutze beide Hände. Hörst du mich eigentlich noch, Nargant?«
    Nargant beugte sich zum Mikrofon hinüber und drückte den Einschaltknopf. »Natürlich.«
    »Es ist beruhigend, das zu wissen.« Er hörte Nillian auflachen. »Mir fiel gerade ein, dass ich einige Millionen Lichtjahre von zu Hause weg bin und dass das zu Fuß ziemlich weit ist, wenn du mich im Stich lässt. Also, bis nachher.«
    Ein kurzes Kratzen, dann war der Lautsprecher still. Der Rekorder stoppte von selbst. Die gewohnten Geräusche des Raumschiffes hüllten Nargant ein: das nahezu unhörbare Fauchen der Belüftungsanlage, ab und zu ein unheimlich klingendes Knacken aus dem Maschinenteil und das vielfältige Wispern und Klackern der Instrumente in der Steuerkanzel.
    Nach ein paar Minuten ertappte sich Nargant dabei, dass er wie hypnotisiert auf die Ziffern der Borduhr starrte und auf den nächsten Funkkontakt wartete. Gereizt stand er auf und stieg hinab in den Aufenthaltsraum, um einen Schluck zu trinken.
    Ich ärgere mich über mich selbst, erkannte er. Nillian hat jetzt sein Abenteuer, und ich hänge in der Umlaufbahn und komme um vor Langeweile.
    Es dauerte beunruhigend lange, bis Nillian sich wieder meldete.
    »Ich hatte gerade meinen ersten Kontakt mit einem Einheimischen. Ein älterer Mann. Die Verständigung funktionierte sehr gut, besser als erwartet. Aber wahrscheinlich habe ich ihn ein bisschen verwirrt mit meinen Reden. Eigentlich dachte ich, es sei hier ganz menschenleer, aber nach dem, was er mir erzählte, muss es in diesen Höhlen wohl irgendwelche Edelsteine geben, und ab und zu kommen Leute her, um danach zu suchen. Er war überhaupt sehr gesprächig; wir haben uns gut unterhalten. Interessanterweise betrachten sie den Kaiser hier nach wie vor als unsterblichen, gottgleichen

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