Die Haarteppichknüpfer - Roman
leiden.« Es klang schrecklich hölzern. Habe ich das überhaupt schon einmal zu jemandem gesagt?, überlegte er erschrocken.
»Danke. Ich kann dich nämlich auch ganz gut leiden, und darum regt es mich auf, wenn du so steifbeinig mit mir umgehst, als ob ich nach dem Flug ein Gesinnungsprotokoll über dich an eine Priesterkommission oder auch nur an den Rebellenrat einreichen müsste.«
»Steifbeinig …?«
»Ja! So vorsichtig, so behutsam, nur ja kein falsches Wort und es immer recht machen … Ich glaube, du solltest dich jeden Morgen und jeden Abend vor den Spiegel stellen und dir laut ins Gesicht verkünden: ›Es gibt keinen Kaiser mehr!‹ Und das ein paar Jahre lang.«
Nargant überlegte, ob er das wohl ernst meinte.
»Ich kann’s ja mal versuchen.«
»Es geht einfach darum, dass du diesen verdammten Zensor, den sie dir ins Hirn gepflanzt haben, ab und zu einmal ausschaltest und geradeheraus sagst, was dir in den Sinn kommt, egal, was ich davon halte. Glaubst du, das kannst du – wenigstens ab und zu?«
»Ich gebe mir Mühe.« Manchmal fand er den Rebellen ziemlich irritierend. Warum zum Beispiel lachte er jetzt bei dieser Antwort?
»Und glaubst du, du könntest auch einmal ein paar Vorschriften missachten? Ein paar Anweisungen etwas freier auslegen?«
»Hmm … ich weiß nicht. Was denn zum Beispiel?«
Ein verschwörerischer Zug trat in Nillians Augen. »Zum Beispiel die Anweisung, dass wir auf keinem Planeten landen sollen.«
Nargant stockte der Atem. »Du hast doch nicht etwa vor …?«
Nillian nickte heftig, und seine Augen funkelten unternehmungslustig.
»Aber das geht nicht!« Schon der Gedanke daran machte Nargant fassungslos. Und nach dem Gespräch eben fühlte er sich regelrecht in der Zange. Er spürte sein Herz schneller schlagen. »Wir haben strikte Anweisung- strikt! -, nicht auf den Planeten zu landen, die wir anfliegen.«
»Wir landen ja auch nicht.« Nillian grinste breit. Es war schwer zu entscheiden, ob es ein gehässiges oder ein vergnügtes Grinsen war oder beides. »Wir tauchen nur ein bisschen in die Atmosphäre ein …«
»Und dann?«
»Setzt du mich mit dem Flugboot ab.«
Nargant atmete tief durch und ballte die Fäuste. In seinen Schläfen pochte das Blut. Er schaute weg, ließ seinen Blick sich an einem der fremden Sterne festsaugen, die still und rätselhaft durch die Luken zu sehen waren. Aber der konnte ihm auch nicht helfen.
»Das können wir nicht machen.«
»Warum denn nicht?«
»Weil es ein Verstoß gegen einen ausdrücklichen Befehl ist!«
»Ts, ts«, machte Nillian. »Furchtbar.« Und er schwieg.
Nargant mied seinen Blick; er kannte den ehemaligen Rebellen schon gut genug, um zu wissen, dass der ihn jetzt lauernd beobachtete.
Der Planet G-101/2 hing wie ein großer, schmutzigbrauner Ball über ihnen. Mit bloßem Auge waren keine Städte zu erkennen.
»Ich weiß nicht, was du dir davon versprichst«, seufzte Nargant schließlich.
»Erkenntnisse«, sagte Nillian einfach. »Wir wissen noch nicht viel, aber eines wissen wir bereits mit Sicherheit: Wir werden nicht herausfinden, was hier vor sich geht, indem wir einen Planeten nach dem anderen anfliegen und aus dem Orbit die üblichen Standardmessungen machen.«
»Wir haben doch schon eine ganze Menge herausgefunden«, widersprach Nargant. »Alle Planeten, die wir bisher angeflogen haben, sind von Menschen besiedelt. Überall finden wir planetare Zivilisationen auf einem ziemlich primitiven Niveau. Und überall haben wir Spuren eines sehr lange zurückliegenden Krieges gefunden, bei dem atomare Waffen zum Einsatz kamen.«
»Langweilig«, versetzte der junge Nebenpilot. »Im Grunde bestätigt das doch nur, was wir ohnehin schon wissen.«
»Aber das waren nur wilde Legenden, kaum glaubwürdige Aufzeichnungen einer Hand voll Schmuggler. Erst jetzt wissen wir es aus eigener Erfahrung.«
Nillian fuhr so plötzlich hoch, dass Nargant zusammenzuckte. »Lässt dich das denn völlig kalt?«, rief er erregt. »Wir kreuzen hier in einer Galaxis, die offenbar seit undenkbaren Zeiten Teil des Kaiserreiches war – die aber auf keiner einzigen Sternkarte verzeichnet ist! Wir haben einen verschollenen Teil des Reiches entdeckt, über den es im Kaiserlichen Archiv keine Unterlagen gibt. Und niemand weiß, warum. Niemand weiß, was uns hier erwartet. Das ist doch ein unglaubliches Geheimnis!«
Er ließ sich wieder zurückfallen, als habe ihn dieser Ausbruch erschöpft. »Und wenn man sich vorstellt, dass selbst die
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