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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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dem Computer machen, was kein Problem war, kein Problem, ein Foto im Computer zu verändern. Ein Foto bewies nichts. Und jetzt umdrehen, so stellte er sich das vor, jetzt die andere Seite, und das war, fiel ihm ein, Hisham gewesen, der fotografiert hatte, der gesagt hatte, dreh dich um, ich will noch ein Foto, ja, genau so, du mußt dich nicht schämen, es ist nicht deine Schuld. Doch anscheinend hatte sie sich trotzdem geschämt und gezögert, die rechte Seite hinzuhalten, war das nicht so, die rechte und die linke Wange, auf die eine Wange wirst du geschlagen, die andere hältst du hin? Aber es war mit dem Messer. Der Schnitt mußte einen Muskel oder Nerv verletzt haben, der Mundwinkel war hochgezogen, wie von einem Krampf oder einem nervösen Tic, die Narbe zog sich vom rechten Auge bis zum Kinn, ein schneller, langer Schnitt, schlecht verheilt, uneben. Dann das Foto, das sie von vorn zeigte.
    Hinter ihm wurde die Tür aufgerissen, ein Junge stürzte an ihm vorbei in eine der Kabinen und übergab sich. Jim beugte sich zu dem Wasserstrahl, wusch sich, er hörte den Jungen würgen und ging zu ihm hin. –Verdammt, kannst du mal einen Schluck Wasser trinken und dann abhauen hier? Der Junge richtete sich auf, nickte ängstlich, kam brav aus der Kabine, trank gierig. –Raus hier, sagte Jim und nahm ihn am Arm, –an der Luft ist es besser. Er führte ihn durch den Seiteneingang in den Hof und auf die Straße. –Verpiß dich, da drinnen wird’s auch nicht lustiger. Er schaute ihm nach, wie der Junge davontrudelte, bemüht, lässig auszusehen, und einmal drehte er sich um, winkte. Jim stellte sich neben dem Seiteneingang auf. So lange, wie die beiden drinnen blieben, hatten sie vermutlich das meiste verkauft, wenn sie rauskamen. Dann hatte er Glück. Der erste kam raus, wartete einen Moment, sah ihn nicht, trabte los. Der Hieb traf ihn so überraschend, daß er nicht aufschrie. Jim packte ihn, schleppte ihn hinter die Mülltonnen. Er hatte ein Messer in der Hand, durchsuchte die Taschen, fand ein paar hundert Pfund, Tabletten, fünf Briefchen Kokain. Der zweite kam raus, schaute sich kurz um, rannte los. Gleichgültig schaute Jim ihm hinterher und wieder auf den Burschen vor sich. Es war nur der Körper, etwas Schlaffes, das Gesicht sah er nicht, und dann stöhnte der Junge, bewegte sich, da war seine Stimme, und Jim kniete neben ihm, das Messer in der Hand, während der Junge vergeblich versuchte etwas zu sagen, einen Namen zu sagen, dachte Jim, aber das war unvollständig, verstümmelt. Ein Fenster wurde aufgestoßen, Musik schwappte heraus wie eine Flüssigkeit. Er ekelte sich plötzlich. Nur ein paar Minuten, dann würde der Kerl aufwachen oder der zweite zurückkommen. Er schlug noch einmal zu.
    In Pang’s Garden bestellte er eine Tüte Pommes und eine Frühlingsrolle, er setzte sich auf den Holzkasten, aß. Die Nase war geschwollen, aber die Platzwunde am Kinn nicht tief. Er drehte sich um und schaute auf die Straße, um Dave zu sehen, falls er vorbeiging, aber da waren nur ein paar kichernde Frauen, die sich hereindrängten, eine hatte ein Kind dabei, ein kleines Mädchen mit verrotzter Nase, das erschreckt sein Gesicht anschaute. Er hätte Mae nicht wiedererkannt, nicht, wenn er sie von vorn gesehen hätte. Von weitem vielleicht doch, ihren Körper, ihren Kopf, wie sie sich bewegte, aber nicht das Gesicht. Sie hatte ihn verleumdet. All die Monate, die er in Damians Wohnung gewartet hatte, und sie war nicht gekommen. Hisham war gekommen, Hisham, der ihn zusammengeschlagen hatte, auf Befehl Alberts, und Jim dann eingeladen hatte – weil er wußte, daß Jim ihm trotzdem vertraute. Er hatte seine Adresse ausfindig gemacht, er hatte Mae gefunden. Dave kannte die Adresse, Isabelle kannte sie vielleicht. Sie warf sich ihm an den Hals. Sie bewohnte mit ihrem Mann ein ganzes Haus und warf sich ihm an den Hals. Würde mit ihm schlafen, wenn er es wollte. Aber er wollte nicht, nicht das. Als er aufstand, rempelte er das kleine Mädchen an, das sich schweigend an seine Mutter klammerte. Sie schaute zu ihm auf, grünen Rotz in den Nasenlöchern, schniefte, rieb sich mit ihrer kleinen, rosa Hand; er ekelte sich. Dann lief er los, es war windig, aber die Luft war nicht klar, sondern stickig, und er machte einen Umweg, um Isabelle zu sehen. Da war noch Licht. Er wollte klingeln, es war fast Mitternacht. Isabelles Mann sah er im ersten Stock, sie ließ sich nicht blicken. Der Mann räumte anscheinend auf, mit einer

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