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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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»Koriander, Majoran, Lorbeer und Pfeffer.« Auf dem Markt von Ur gab es alles - in Larsa hoffentlich auch.
    Verglichen mit der Metropole am Golf war Larsa ein verschlafenes Nest. Auf dem Markt gab es so gut wie keine Händler, und die Kunden schienen praktisch nichts zu kaufen. Nachdem Chloe das richtige Fleisch gefunden hatte, begriff sie, warum.
    Sie wickelte eben die Wildbretstücke ein, um sie neben das Schweinefleisch zu stecken, als ein Mann auf sie zukam. Er räusperte sich dezent. »Ja?«, fragte sie.
    »Das macht noch zwei Mina«, sagte er.
    Sie schaute den Metzger an.
    Er hob die Hände. »Der Steuereintreiber«, erklärte er.
    »Aber ich habe für alles zusammen bloß vier Mina gezahlt«, erklärte sie dem Steuereintreiber. »Wird Fleisch tatsächlich mit fünfzig Prozent besteuert?«
    »Wild und Schwein? Ja.«
    »Und wenn ich Hammel nehmen würde?«
    »Dann auch fünfzig Prozent.«
    »Taube?«
    »Fünfzig Prozent.«
    »Eine Feige?«
    »Fünfzig Prozent.«
    »Und wenn ich kein Geld für die Steuern übrig hätte - wenn ich alles für das Fleisch ausgegeben hätte?«
    »Dann müsste ich leider den Fleischer anweisen, die Hälfte des Fleisches zurückzunehmen, damit du deine Steuern bezahlen kannst.«
    Chloe wog zwei weitere Mina ab und zahlte den Steuereintreiber aus. »Möchtest du eine Quittung?«, fragte er und deutete dabei auf seinen Schreiber, der hektisch auf eine Tonscherbe kritzelte.
    »Kann ich den Betrag später absetzen?«, fragte sie.
    »Wie bitte?«
    »Nein, keine Quittung.« Chloe schlenderte an den Ständen vorbei und sah sich um. Jeder Kunde zahlte erst den Händler und anschließend den Steuereintreiber aus. Jeder Händler hatte einen eigenen Steuereintreiber. Nirg musste auf ihre Einkäufe genauso viel drauflegen - fünfzig Prozent.
    »Ich bin fertig«, stellte Chloe fest. Es war heiß geworden, und sie musste das Fleisch zubereiten, ehe es schlecht wurde. »Gehen wir.«
    Unter dem zum Markt führenden Torbogen wurden sie aufgehalten. »Habt ihr den Einkauf genossen, werte Damen?«, fragte ein Mann.
    »Nein«, erwiderte Chloe.
    »Jammerschade«, meinte er. »Für euch beide macht der Einkauf -«, er überschlug ihre Ausgaben, »zusammen -« Dann nannte er seinen Preis.
    »Wofür das denn? Wir haben alle Sachen bezahlt und die
    Steuern dazu! Das ist doch nicht zu glauben!«
    Nirg legte beschwichtigend die Hand auf Chloes Arm. »Wofür sollen wir dich bezahlen?«, fragte sie den Mann.
    »Das ist die Einkaufstaxe. Sie wird für die Pflege des Mark
    platzes verwendet, für die Instandhaltung der Buden, für die Bewässerung der Palmen, die hier Schatten spenden.«
    Chloe blickte über die Schulter zurück. Der Markt bestand aus geflickten, windschiefen Ständen, die müde an den Mauern lehnten, sowie drei in der Mitte des Platzes stehenden Palmen. Abseits des Marktes kauerte ein Lehmhaufen, ehemals ein Stufentempel, der inzwischen allerdings sämtliche Fassadenziegel verloren hatte und seit zu vielen Jahreszeiten im Wasser stand. Nur drei andere Kunden kauften ein, und das auch nur äußerst vorsichtig.
    »Damit würgt ihr eure Wirtschaft vollkommen ab«, sagte Chloe. »Wenn die Menschen nicht mehr einkaufen können, dann werden sie es auch nicht tun, und dann werden eure Markthändler arbeitslos. Alle werden sich das Nötigste von woanders holen.«
    »Das tun sie schon«, bestätigte er. »Wir besteuern sie bei der Rückkehr.«
    Chloe wechselte einen Blick mit Nirg; sie hatte nichts mehr bei sich, was als »Geld« durchgehen konnte. »Ich habe einen wirklich schrecklichen Tag hinter mir«, erklärte sie dem Steuereintreiber. »Angefangen hat er damit, dass mir eine Schlange auf den Kopf gefallen ist. Jetzt wird mir auch noch das Fleisch schlecht, und dann habe ich mein Geld und meine Zeit vergeudet. Wenn du deine Steuern haben willst, musst du mir wohl nach Hause folgen.« Sie marschierte einfach los. Nirg folgte ihr. Der Steuereintreiber brüllte ihnen hinterher, verfolgte sie aber nicht.
    Ohne von weiteren Steuereintreibern belästigt zu werden, erreichten sie das Tor jenes Anwesens, in dem die Hälfte ihrer Gruppe untergebracht war.
    Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatten, machten sich Chloe und Nirg über das Fleisch her. Nirg, eine Expertin an der Klinge, fing mit dem Kleinhacken an - während Chloe das Würzen übernahm.
    »Wo hast du das gelernt?«, wollte Nirg wissen. »Das ist kein Essen der Schwarzhaarigen.«
    »Nein, stimmt«, antwortete Chloe.
    »Aber andererseits bist du

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