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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Schafen«, grummelte der Sterndeuter.
    »Was ist denn?« Wenn sein Geliebter sich zum Reden aufraffte, würde der Tafelvater endlich in Ruhe essen können.
    »Sie hat Gelüste.«
    »Umm.«
    »Kaum habe ich ihr eine Sache besorgt, die sie unbedingt haben will, schon sieht sie die nächste. Das geht mir an die Substanz, glaub mir. Wahrscheinlich ist mir darum ... der Stern entgangen, der neue.«
    »Aber nur ein, zwei Nächte«, wandte der Tafelvater loyal ein. Zwischen zwei Bissen.
    »Dieses Weib kann vielleicht meckern. Eine richtige Ziege ist sie. Meckern und futtern. Was sie will, muss auf der Stelle her. Warum können wir nicht so leben wie die Leute im Krummen Weg?« Der Sterndeuter stöhnte. »Sie begreift einfach nicht, dass ein Sterndeuter und eine Schafshirtin, die nebenbei webt, zusammen nicht so viel verdienen wie ein Händler oder Kaufmann.«
    Der Tafelvater hätte ihr Genörgel mit Vergnügen ertragen, wenn er dafür so gut essen konnte. Seine Frau konnte nicht mal Wasser aufsetzen, ohne ihnen das Dach über dem Kopf anzuzünden. So wie zur Zeit war ihre Beziehung noch am angenehmsten; sie lebte mit den Kindern in den Marschen, während er mit dem Sohn irgendeines Förderers seiner Schule, zur Zeit mit Kalams jüngerem Bruder, in ihrem Haus in der Stadt wohnte. Seine Frau machte sich nichts aus der Stadt, und er war allergisch gegen Schilf. Der Sterndeuter interessierte sich nicht für sein Fleisch, er hatte seinen Teller beiseite geschoben, darum schnappte sich der Tafelvater die darauf liegende Keule und begann daran zu knabbern.
    »Es sind die fettesten, die sie je gesehen hat, sagt sie. Mit Schwänzen, wie ihr noch nie welche untergekommen sind.«
    »Schafe?«
    »Wovon sollte ich sonst wohl reden? Von Ziegen?«
    Der Vater stellte seine Ohren auf Durchzug, während er sich noch mehr von dem saftig gegrillten Fleisch auf sein Brot und in seinen Mund schaufelte. Genau darum trug er keinen Bart -der war nur im Weg, wenn man so gern schmauste wie er. Er verschluckte einen Rülpser und zerrte den nächsten Bissen vom Knochen. »Ist es eine neue Art von Schafen?«
    »Wie meinst du das, eine neue Art? Schafe sind Schafe. Sie sind wie Menschen. Es gibt schließlich auch keine neue Art von Menschen. Manche haben einfach mehr Fett auf den Rippen, andere sind dürr. Sie sind nicht neu, sie sind einfach anders.«
    »Sind die Schafe mit den fetten Schwänzen, die deiner Frau so gefallen, also eine andere Rasse von Schafen? Warum kauft sie nicht einfach eines? Ich kenne ein paar Leute, die -«
    »Nicht auf dem Markt, sondern auf den Weiden. Der Gemeindeweide im Norden«, erläuterte der Sterndeuter.
    Der Tafelvater kam so gut wie nie aus der Stadt, und dann gewiss nicht in den Norden. Er schnaubte. »Folglich gehören die Schafe jemandem.«
    »Genau.«
    »Tja«, schloss er, die Finger leckend. »Ich könnte -«, rülpste er. Ach, er hätte durchaus noch ein Häppchen essen können, aber nachdem Asa ihn so missbilligend ansah, vielleicht auch nicht.
    »Ich könnte ein paar Erkundigungen für dich einziehen. Herausfinden, wem sie gehören, was dafür verlangt wird. In der Richtung. «
    Der Sterndeuter lächelte und zeigte dabei seinen abgebrochenen Eckzahn. Der Tafelvater liebte dieses Lächeln, er liebte diesen Zahn. »Sie ist ausgegangen«, sagte der Sterndeuter. »Sie walken heute Filz in der Werkstatt, offenbar brauchten sie jede Hand.«
    Der Tafelvater wischte seine fettigen Hände am Saum seines Umhangs ab - er würde ihn sowieso gleich ausziehen. »Und was ist mit dem Himmel?«
    »Wie du so richtig gesagt hast, der ist auch in ein paar Stunden noch da. Die Sterne können warten.«
    Er nahm seine Hand.
    »Und wie war dein Tag heute?«, fragte seine Mutter.
    »Schön«, antwortete Nimrod.
    »Obwohl es nichts zu töten gab?«, warf sein jüngster Bruder Roo vorlaut ein.
    »Ich habe ein Mädchen getroffen«, erzählte Nimrod.
    »Ein Mädchen?«, wiederholte sein Vater. »Wo hast du ein Mädchen getroffen? Ich wusste gar nicht, dass es in der Stadt viele Jägerinnen gibt.«
    »Ich war nicht auf der Jagd. Es gibt hier nichts zu jagen. Mir fehlen die Berge.« Seine Mutter warf ihm einen flehenden Blick zu - nicht dieses Thema, nicht beim Essen, nicht schon wieder -, doch Nimrod beachtete sie nicht. »Ich bereue, dass ich jemals geheiratet habe und dass ich in die Stadt gekommen bin«, sagte er.
    Nirg, Nimrods Frau, sagte nichts dazu, sondern lud ihm schweigend neues Essen auf. Er würde sich später bei ihr

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