Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
Vom Netzwerk:
entschuldigen. Lea, seine zweite Frau, sah ihn zornig an. Sie würde ihm später irgendwas an den Kopf werfen.
    »Du hast noch ein Weib kennen gelernt?«, wiederholte Nimrods Vater. »Statt auf die Jagd zu gehen?«
    »Solltest du wirklich nach anderen Weibern Ausschau halten?«, wandte Nimrods Mutter ein. »Ich meine, du hast schon zwei bezaubernde Gemahlinnen, vielleicht . suchst du dir lieber noch einen Wildesel oder einen Hund?«
    »Dass er sich mit einem Wildesel einlässt, möchte ich keinesfalls«, bemerkte sein Vater. »Das würde kein gutes Licht auf meine Familie und meine Position werfen.« Sein Vater war der Lugal.
    Nimrod piekte sein Essen mit einem Dolch auf.
    »Wo bist du dem Weib begegnet?«, erkundigte sich sein kleiner Bruder, die Kröte.
    »In Vaters Amtsstube.«
    »Wann warst du denn dort?«, fragte sein Vater. »Da muss ich schon zum Tempel gegangen sein.«
    »Wieso war ein Weib in der Amtsstube deines Vaters?«, wollte seine Mutter wissen.
    Nimrod wusste, dass sie ein Abkommen hatten. Priesterinnen, gut, schließlich gehörte es zu den Pflichten seines Vaters Shem, ihnen seine Zeit zu widmen und ihnen beizuwohnen. Aber andere Frauen, noch dazu Stadtfrauen, duldete seine Mutter nicht. Das beschämte sie auf den Ratsversammlungen und den Treffen der Karums.
    »Sie hat einen Rock von Richter Ningal zurückgebracht«, antwortete Nimrod.
    »Das Weib, das sich auf mich erbrochen hat?« Sein Vater schob den Teller von sich weg.
    »Wir essen gerade«, ermahnte Lea Nimrod.
    »Mjam!«, schmatzte die Kröte.
    Nirg schaufelte ihren Brei in sich hinein. Nichts konnte Nirg vom Essen abhalten. Ein gestandenes Weib aus den Bergen, das keine unnötige Energie auf Tischgespräche und elegante Kleidung verschwendete. Ganz anders als die Frau, der Nimrod heute begegnet war. »Dein Schreiber war charmant wie üblich.«
    »Seine Aufgabe ist es nicht, nett zu den Leuten zu sein, sondern die Leute davon abzuhalten, dass sie mir meine Tageszeit stehlen. Die ist schließlich wertvoll!«
    »Darüber stimmt die Allgemeinheit ab«, wandte Nimrod ein. »Jedenfalls kam dieses Weib aus dem Haus gelaufen und hat mich über den Haufen gerannt.«
    »Ist sie hässlich, weil sie ein Weib ist?«, fragte die Kröte.
    Nimrod zuckte mit den Achseln. »Sie ist eine Khamitin. Dunkel wie alle Stadtfrauen.« Sein Blick huschte über die blonden Köpfe von Nirg und Lea. Beide waren wie Flachs und Weizen. »Geredet hat sie, als käme sie irgendwo aus dem Norden.«
    »Sie ist ein Flüchtling, eine Schafshirtin. Der alte Ningal hat sie aus reiner Herzensgüte aufgenommen, Roo«, erläuterte sein
    Vater.
    Nimrod entging nicht, wie seine Mutter seinen Vater ansah. Jeder wusste, dass Ningal ausschließlich Priesterinnen beiwohnte. Der oberste Richter von Ur würde eine ganze Reihe von Witwen unglücklich machen, ganz abgesehen davon, wie seine Kinder sich fühlen würden, wenn er sich mit einem Khamitenmädchen einließ. Noch schlimmer, mit einem Flüchtlingskind.
    In den Bergen war das alles viel einfacher, dachte Nimrod. Dort meinten die Menschen das, was sie sagten. Wenn jemand dich nicht leiden konnte, dann brachte er dich um. Wenn du jemanden nicht leiden konntest, brachtest du ihn um. Tiere waren ehrlich. Die Menschen in den Bergen waren ehrlich. Manchmal ermüdete es Nimrod, ständig abwägen zu müssen, welches Lächeln hier wohl ehrlich gemeint war und welches nicht.
    Es war an der Zeit, sich mit Kidu, dem künftigen En und Nimrods Freund, auf einen freundschaftlichen Ringkampf und auf ein paar kühle Bier zu treffen. Kidu war geradeheraus und ein guter Gefährte. Ein ehrlicher Junge aus den Bergen.
    Auch das Mädchen von heute war so gewesen. Ehrlich. Nein, sie stammte mit Sicherheit nicht aus der Stadt.
    »Eigentlich wollte sie dich sprechen«, erzählte er seinem Vater.
    »Warum, damit sie mich noch mal anspucken kann?«
    Die Kröte keckerte. Nimrod rammte ihm den Ellbogen in die Seite. Der kleine Strolch quiekte auf und ließ sich vom Stuhl fallen. Der erwartete Tadel erfolgte umgehend, bis Nimrod der kleinen Kröte wieder aufhalf und ihr noch etwas Essen auf den Teller geladen hatte. Jetzt lachte Leas Blick; sie konnte Roo nicht ausstehen. Nirg futterte ungerührt weiter.
    »Den Göttern sei Dank, dass ich heute ein bisschen früher losgegangen bin«, meinte sein Vater. »Morgen mache ich das ebenso, nur für alle Fälle.«
    Die Kröte zog eine Erbse ins Nasenloch hoch, gab dann einen lauten Hustenlaut von sich und spuckte sie aus

Weitere Kostenlose Bücher