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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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sorge sich um ihr Volk, ihr Land. Doch er wusste es besser. Es hatte keinen Sinn, sie zur Zielscheibe seines Zornes zu machen. Er würde sich nur wieder entschuldigen und ihr Schmollen ertragen müssen. »Natürlich nicht.« Er tätschelte ihre Hand. »Ich werde dir erzählen, was gesprochen wurde.«
    »Ich möchte Ensi sein«, sagte sie und drückte seinen Arm. »Niemand hat die Ausbildung, um meinen Platz einzunehmen, außerdem habe ich noch nicht einmal ein Kind geboren. Ich bin noch jung, Kidu. Und kräftig. Lass mich nicht fallen, nur um eine Laune jener Götter zu genügen, die uns verabscheuen und uns lediglich zu ihrer Erheiterung quälen. Bitte beschütze mich. Dann beschütze ich auch dich.« Die Zofen kamen keuchend in den Hof gelaufen, um Puabi noch vor dem Aussteigen einzuholen. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, und Cheftu sah ihr gesamtes Gefolge in dem Labyrinth von Bauten verschwinden.
    »Bring mir was zu essen«, befahl er einem Hilfspriester. »Ich bin in meiner Audienzkammer.« Wo er sich überlegen würde, wie er zu Chloe gelangen konnte.
    Ezzi verbeugte sich, als der En in einer Wolke von Weihrauchqualm in den Raum trat. Der Goldenhaarige setzte sich nicht, sondern grüßte Asa knapp mit verschränkten Armen. »Ich werde nicht über die Vergangenheit reden«, sagte er. »Wie dir mit Sicherheit bewusst ist, ist es mir aufgrund der entstandenen Situation verwehrt, den Wahrheitsgehalt deiner Prophezeiungen und ihre Richtigkeit zu überprüfen.« Ezzi befürchtete schon, Asa würde sich umdrehen und ihn als Dieb im Archiv bloßstellen. Doch der Moment verstrich, und der En wandte sich ab.
    »Die Ernte ist verloren. Ur steht ganz offiziell vor einer Hungersnot.« Er wirbelte auf dem Absatz herum. »Du behauptest, die Katastrophe ließe sich vermeiden, indem die Ensi abgesetzt wird. Wann soll das geschehen?«
    Der Sterndeuter trat vor den En hin. »Da diese Diskussion größtes Feingefühl erfordert, hielte ich es für besser, wenn wir uns alleine unterhielten. Unter vier Augen.« Er sah dem En offen ins Gesicht.
    Ezzi räusperte sich leise in die hohle Hand; er würde sich keinesfalls ausschließen lassen.
    Kidu musterte die Miene des Sterndeuters und schickte dann alle anderen hinaus. Ezzi rührte sich nicht, weshalb der En ihn mit hoch gezogener Braue ansah. Ohne sich umzudrehen, bekräftigte Asa, dass Ezzi dabeibleiben müsse. Der En bot ihnen weder Platz noch etwas zu trinken an; er zeigte keinerlei Gastfreundschaft, was Ezzi extrem unhöflich fand. Stattdessen verschränkte der Mann erneut die Arme, musterte beide Männer mit seinem kalten Bernsteinblick und erklärte, dass er ganz Ohr sei.
    »Die Ensi muss für das Wohl des Volkes sterben«, sagte Asa.
    Der En ließ sich in einen Stuhl fallen. »Das ist eine ganz andere Geschichte als jene, mit der du zuvor zu mir gekommen bist«, sagte er. »Was hat deinen Sinneswandel bewirkt?«
    »Wirst du mir glauben, oder brauchst du eine zusätzliche Be-stätigung durch die Sterndeuterin Rudi?«
    Der En reagierte nicht auf die Provokation, sondern legte schweigend die Fingerspitzen aufeinander und neigte den Kopf zum Zeichen, dass Asa fortfahren solle.
    »Erst kam die Mondfinsternis, dann stürzten Sterne durch Puabis Geburtshaus, und nun ist auch noch die Ernte verloren. Die Götter sind unzufrieden. Der Blutmond bedeutet, dass der Lehm nur mit Blut wieder glatt gestrichen werden kann. Nur auf diese Weise können wir uns von unserem Fluch befreien und vor dem Verhungern beschützen. Die Götter wollen es so.«
    Der En ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Was ist mit dem Lugal und mit mir?«
    »Dein Stern ist sicher und ungefährdet. Es geht allein um die Ensi.« Asa schluckte hörbar. »Nur um Puabi.«
    Alle drei schwiegen. Ezzi betrachtete das ausdruckslose Gesicht des Ens, dessen Augen allerdings die Luft nach einer Antwort zu durchsuchen schienen. »Wer wird ihr die Nachricht überbringen?«, fragte Kidu.
    »Nachdem es eine offizielle Beisetzung wird«, fuhr Asa fort, »müssen all ihre Zofen, Diener und so weiter zusammen mit ihr gehen, um ihr in Kur zu dienen.«
    Der En blinzelte. Sagte aber kein Wort.
    »Vielleicht können wir ja mit den Göttern handeln?«, schlug Asa vor.
    Immer noch sprach der En kein Wort. Stattdessen zog er fragend eine Braue hoch. Schließlich sagte er: »Sprich dich aus.«
    »Die Götter brauchen ein Opfer namens Ensi, aber sie brauchen nicht unbedingt Puabi -«
    »Wir ersetzen sie durch eine andere!«, mischte

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