Die haessliche Herzogin
trug, Waffen, Jagdhorn, zuletzt auch das Pferd.
Fiebernd, erschöpft, ganz allein erreichte er das Gebiet des Patriarchen von Aquileja. Kam nach Friaul. In den Palast des Patriarchen. Die Knechte grölten, wieherten, als der lausige, verlumpte Mensch behauptete, er sei der Herzog von Kärnten, Graf von Tirol, Enkel der Römischen Majestät. Der Patriarch, Feind der tirolischen Feudalherren, von Luxemburg allezeit sehr gefördert, nahm ihn ehrerbietig auf, schloß ihn in seine Arme. Langsam kam, nach Tagen, der erschöpfte, verstörte Fürst wieder zu sich. Knirschte, wob bösartige Pläne, sott Gift, spie Flüche und Drohungen in das Land, aus dem ihn seine Frau vertrieben .
Zweites Buch
In München der Kaiser Ludwig hatte seinen Sohn, den Markgrafen, den Brandenburger, um die Schulter gefaßt. Ging auf und ab mit ihm. Redete gütlich auf den Finsteren, Verdrießlichen ein. Der Brandenburger sah, trotzdem er erst fünfundzwanzig Jahre war, sehr männlich aus. Blonder, kleiner Schnurrbart, harte, graublaue, etwas stechende Augen in gebräuntem, magerem Gesicht. Er hatte den massigen Nacken der Wittelsbacher, war groß, sehnig. Aber der wuchtige, ungeschlachte Kaiser überragte ihn doch um ein beträchtliches . Durch die gemalten Scheiben kam das helle, fahle Licht des Schneetags. Wie sie so auf und nieder gingen, der Kaiser den Arm um die Schulter des Sohnes, schien es, als schleifte er den Zögernden, sich Sperrenden.
Nein, nein! Er konnte es nicht und konnte es nicht.
Er brachte es einfach nicht über sich, die Herzogin Margarete zu heiraten. Er hatte jetzt eine fünfjährige Ehe hinter sich mit Elisabeth, der dänischen Prinzessin. Sie war ein bescheidenes Geschöpf gewesen, etwas dürr, ja. Nun war sie tot, Gott gebe ihr die ewige Ruh.
Jetzt will er drei, vier Jahre ohne Frau sein. In Brandenburg seine Staatsgeschäfte betreiben, Ackerbau, Städtewesen hinaufbringen, die Wenden kleinkriegen.
Die tirolische Margarete heiraten, die ihren Mann auf so sonderbare Weise davongejagt hat? Die extravagante Person? Nein, danke! Sein kaiserlicher Vater werde ihn stets dienstwillig finden. Aber die Margarete heiraten, nein!
Der Kaiser richtete die riesigen, starren, blauen Augen auf den Sohn. Sein Widerspruch überraschte ihn nicht, erregte ihn nicht. Es war kein Vergnügen, die Tirolerin zu heiraten. Er an seiner Stelle hätte sich auch gesträubt. Aber er wußte, sein Ludwig war ein guter Sohn, ein einsichtiger Fürst, der begriff, daß Heirat das wichtigste politische Mittel war. Eine Gelegenheit wie diese kam nicht wieder. Hatte Wittelsbach Tirol, so war die Ländermasse geschlossen, so regierte Wittelsbach vom Nordmeer bis zur Adria. Er verstand durchaus, daß Ludwig es vorgezogen hätte, auszuschnaufen, etliche Jahre Witwer zu bleiben. Aber dafür war er Fürst und Wittelsbacher. Er konnte sich solche Bequemlichkeit nicht gönnen.
Der mürrische Markgraf häufte weiter seine verdrossenen Einwände. Abgesehen davon, daß ihm diese Margarete und alles um sie tief zuinnerst gegen den Strich gehe , sei es gewiß, daß der Papst die Ehe der Tirolerin mit dem Luxemburger nicht lösen werde. Die ganze Christenheit werde wie ein Mann Skandal schreien, wenn er sich jetzt mit der Frau eines andern vermähle. Der Kaiser erwiderte gelassen, er habe sein Leben lang Bann und Interdikt tragen müssen; er könne es seinem Sohn nicht sparen. Ein Wittelsbacher komme leider anders nicht voran.
Der Markgraf entzog sich seinem Vater, lehnte sich an den Tisch in unbehaglichster Laune, strich sich mechanisch den kleinen Schnurrbart. Die dänische Elisabeth sei keine Helena gewesen, ein Fürst könne nicht nach Schönheit der Gestalt freien, das wisse er. Aber die Margarete! Die plumpe Taille! »Kärnten !« sagte der Kaiser. Das überworfene Maul! »Tirol !« sagte der Kaiser. Die Hängebacken! Die schrägen, vorstehenden Zähne! »Trient! Brixen !« sagte der Kaiser.
Durch München ritten indes die tirolischen Herren, die die Verhandlungen führten. Es war eine prunkvolle Gesandtschaft, an ihrer Spitze die ersten Herren des Landes, Burgstall, Villanders, Schenna, Eckehard von Trostberg. Sie hatten keine Eile, waren sehr zuversichtlich, beschauten anerkennend, behaglich die helle, bunte Stadt, die unter Ludwig rasch hochkam, die neue, wohnliche Residenz, die er sich baute. Die Wittelsbacher waren umsichtige, feste Herren. Man mußte nur, damit sie einem nicht zu genau kamen, sich mit allen Mitteln sichern. Das taten die Tiroler
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