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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Rückkehr Einlaß, mitteilen. Man werde sich hüten, sich ins Unrecht zu setzen, Hand an ihn zu legen. Man werde ihm nur in der Grafschaft jede Herberge versagen. Verlasse daraufhin Johann das Land, schloß Schenna lächelnd, werde niemand ihn hindern.
    Im übrigen , fügte er freundlich und sehr ergeben hinzu, sei diesmal vorgesorgt. Selbst wenn der Herzog gewarnt werde, könne nichts mehr mißglücken. Er nahm den unterzeichneten Brief an sich, neigte sich, ging mit seinen unbehilflichen, ungleichmäßigen, schlendernden Schritten.
    Am andern Tag, einem Freitag, zog Johann mit kleinem Gefolge auf die Jagd. Das Wetter – es war Anfang November – hatte sich klar und blau angelassen, bald aber war Nebel eingefallen und feuchter, widriger Wind. Der Herzog war verdrießlich; was ihm Margarete über Agnes gesagt hatte, war doch nicht so leicht zu verdauen. Auch hatte sich sein Lieblingsfalke, ein schöner, grauweißer, norwegischer Gerfalke, verscheucht von einem größeren Raubvogel, verflogen.
    Jetzt zankte der Herzog mit dem Falkner herum, keifte, schrie.
    So brach er frühzeitig die Jagd ab, kehrte gegen Abend nach Hause. Fand die Zugbrücke aufgezogen, das Tor versperrt. Stand verwundert, dann verärgert, fluchend. Stieß ins Horn. Der Turmwächter erschien, sagte, er habe keinen Auftrag, den Herrn einzulassen.
    Der Herzog lief rot an, bellte dem Mann unflätige Schimpfworte zu. In der Zinne des einen Torturms war auf einmal Margarete, rief mit ihrer warmen, dunkeln Stimme, der Prinz von Luxemburg möge nicht weiterschreien, hier sei kein Platz für ihn, er möge sich andere Herberge suchen. Vielleicht in Taufers. Johann legte an auf sie. Sie war fort vor seinem Pfeil.
    Da stand er nun, schäumend und lächerlich, in seinem Jagdanzug vor dem versperrten Tor. Seine Begleiter tuschelten. Kalter Wind blies, es regnete. Ein paar seiner böhmischen Leute aus der Burg machten sich heran, erzählten kleinlaut, betreten, wie eine riesige Anzahl gutbewaffneter Tiroler das Schloß besetzt, sie hinausgeworfen habe.
    Der Herzog hielt noch eine Weile, kotig schimpfend auf die Feigheit seiner Leute, vor der hochgezogenen Zugbrücke. Aus der Burg kam Gelächter, Spottverse: »Wer steht vorm Tor? Wer schlottert im Wind?
    Ein Bettler? Ein Jud? Etwer vom Gesind?
    Es ist bloß der Graf von Tirol .«
    Fluchend zog Johann schließlich ab, nach Zenoberg.
    Das gleiche. Nach Greifenstein. Das gleiche. Es ging schon auf Mitternacht. Er war todmüde, heiser vom Schreien und Toben, zerschlagen. Fröstelnd, jämmerlich, nächtigte er im Freien.
    Morgen fahlte herauf. Der Herzog stieg auf sein Pferd, schmutzig, überwacht, die Glieder schmerzten ihn, der Magen war ihm hohl von Hunger. Er hatte nur mehr sechs von seinen Leuten um sich, die andern hatten sich sacht verlaufen.
    Es regnete unaufhörlich. Seine Begleiter sagten ihm, das Volk sei sehr einverstanden mit dem Geschehenen, lache, juble, feiere, höhne. Jene Verse brummten, lästige Insekten um seine Ohren: »Ein Bettler? Ein Jud?
    Etwer vom Gesind? Es ist bloß der Graf von Tirol .«
    Auf Nebenpfaden schlich er sich in die Burgen etlicher Adeliger, die er sich besonders verpflichtet hatte. Die Herren waren nicht da, die Kastellane hatten keine Weisung, verschlossene Tore. Es waren nur mehr vier von seinen Leuten bei ihm.
    Er irrte ziellos durch Weinberge, Forst. Regen, Regen. Er glaubte sich verfolgt, umstellt. Er kannte keine Furcht in der Schlacht; jetzt kroch es ihm ekel herauf.
    Er wollte nicht gehetzt und geschlagen sein wie ein toller Hund von einem Bauern, einem stinkenden Bürger.
    Er schlug sich höher in die Berge. Kam endlich zu einer abgelegenen Burg des Tägen von Villanders. Der kluge, vorsichtige Baron, er wollte sich, wenn möglich, auch mit den Luxemburgern verhalten, nahm ihn auf.
    Allein er wagte nur, ihm sehr heimliche, auf ganz kurze Zeit befristete Unterkunft zu geben. Johann lebte die wenigen Tage als ein unbekannter Ritter Ekkehard, ließ sich nicht sehen. Da klatschten ihm auch hier Fetzen jenes Liedes um die Ohren: »Etwer vom Gesind?
    Es ist bloß der Graf von Tirol .« Er machte sich fort, des Nachts, schlotterig, nur mehr zwei Knechte folgten ihm. Er war noch immer im Jagdkleid. Schmutzig, verschwitzt, stinkend, auf abgetriebenem, versagendem Roß, das auf den versumpften Nebenpfaden nicht mehr weiterkam, schlich er sich die Kreuz und die Quer durch sein Land. Wenn nur wenigstens dieser verfluchte Regen aufhörte! Er verkaufte den Schmuck, den er bei sich

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