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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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und schwer atmend der dumpfe, hilflose Mann, der solche Wirrnis das erstemal erlebte. Noch war es Abenteuer, vorübergehend, begrenzt. Aber bald wird es, in wenigen Wochen vielleicht schon, zu spät sein, bald wird er willentlich und unlösbar verknüpft sein.
    Er wollte ihn zurückhaben zu Margarete. Er wollte das Volk zurückhaben zu Margarete. Das Volk war dumm, instinktlos. Es war an sich gleichgültig, was es dachte. Jedes Tier war klüger und hatte mehr Instinkt.
    Aber es soll nicht sein, daß Margarete auch dies Letzte von sich fortgleiten sah.
    Er mußte vor allem dahin wirken, daß endlich diese alberne kirchliche Verfemung von ihr genommen wurde. Der Makel der kirchlich Ausgestoßenen scheuchte das Volk von ihr, scheuchte den Gatten von ihr. Denn war auch ihre Ehe mit Johann in aller Form gelöst, so daß sie der Kirche nicht mehr als Ehebrecherin galt, so war gleichwohl ihr Zusammenleben mit Ludwig vom Papste noch keineswegs sanktioniert. Die Kirche betrachtete ihre Ehe als Konkubinat, ihren Sohn und Kronprinzen Meinhard als Bastard. Belegte nach wie vor sie und ihren Mann mit dem Bann, ihr Land mit dem Interdikt. Wohl hatte der Markgraf Gesandte nach Avignon geschickt, jede Genugtuung angeboten, die der Heilige Vater fordern konnte; allein der Papst, von Kaiser Karl gehetzt, weigerte sich.
    Jetzt war Klemens tot, sein Nachfolger, der sechste Innozenz, stand stark unter dem Einfluß des Habsburgers. Der lahme Albrecht mußte selber alles Interesse haben, daß seine Tochter nicht mit einem Bastard, sondern mit dem von der Kirche anerkannten Erben Tirols vermählt sei. Schenna arbeitete mit einer an ihm ungewohnten Rastlosigkeit. Fuhr von Ludwig zu Albrecht, von Albrecht zu Margarete. Von München nach Wien, von Wien nach Tirol.
    Albrecht stellte Bedingungen. Er säte, er säte für die Zukunft. Seine Tochter wird durch die Vermählung mit Meinhard Anspruch haben auf das Land in den Bergen. Aber der junge Meinhard war ein Wittelsbacher. Auch die Wittelsbacher werden, in gewissen Fällen, Ansprüche machen. Es hatte sich gezeigt, daß das schwierige Land am Schluß immer dem verblieb, dem das Volk als seinem rechtmäßigen Herrscher anhing.
    Die Maultasch war nicht beliebt, aber als der einzige legitime Nachfahr der alten Grafen von Tirol vom Volk mit religiöser Selbstverständlichkeit als rechtmäßige Eignerin des Landes angesehen. Sie hatte darüber zu verfügen; wem sie es übermachte, der hatte das Volk auf seiner Seite. Albrecht verlangte nichts von Ludwig, dem Wittelsbacher; aber er forderte ein bindendes Testament von Margarete. Für den Fall, daß sie, ihr Gemahl Ludwig, ihr Sohn Meinhard ohne Leibeserben abgingen, solle das Land an die Herzöge von Österreich fallen. Eine Formsache. Eine reine Formsache, betonte er dem Herrn von Schenna. Dazu noch für einen höchst unwahrscheinlichen und unerwünschten Fall. Aber er war nun einmal ein Pedant; er verlangte diese, Margaretes, Unterschrift. Dafür verbürgte er sich, vom Papst für Ludwig und Margarete Lossprechung von Bann und Interdikt zu erwirken.
    Schenna hielt diesen Vorschlag für sehr vorteilhaft.
    Ihm waren die heiteren, umgänglichen Österreicher von jeher lieber als die dumpfen, gewalttätigen Bayern.
    Margarete saß über dem Schriftstück, allein; es war später Abend. Also den Habsburgern soll sie das Land übermachen. Nun ja, sie hat es dem Luxemburger zugebracht, dann dem Wittelsbacher; warum nicht dem Habsburger? Der lahme Albrecht war zweifellos der klügste und tüchtigste unter den deutschen Fürsten.
    Und sein Sohn, der Rudolf, kühn entschlossen, gescheit. Tüchtige Leute, die Habsburger. Sie werden sicher auch Tirol sehr tüchtig regieren. Sie hatten Österreich, Kärnten, Krain, die schwäbischen Vorlande, Görz, verwalteten Oberbayern. Sie werden Tirol nicht schlechter verwalten.
    Tirol! Ihr Tirol! Gerade erst hat sie es von Bayern losgeeist. Jetzt dann soll es zu sechs Ländern ein siebentes sein. Ein Verwaltungsobjekt für fremde Fürsten. Ihr Tirol!
    Nicht hitzig. Das alles zielt sehr ins Weite. Vorläufig ist ihr Sohn noch da. Er ist nicht so gescheit und kühn wie Rudolf, wie Albrechts Söhne. Er ist, zugegeben, ein etwas belangloser junger Mensch . Aber er ist ihr Sohn.
    Der Urenkel des Grafen Meinhard. Was geht eigentlich jene anderen Tirol an? Und wenn ihr Sohn vollkommen verblödet wäre; er ist Tirol.
    Sachte, sachte. Es will ihm ja niemand an. Für den Fall, daß er ohne Nachkommen – Er zielt sehr ins Weite, der

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