Die haessliche Herzogin
war, ging das Gerede um sie immer dicker und schwefliger.
Sie sei eine Hexe, hieß es, sie sauge den Männern nächtlich das Blut aus, sie könne an zwei Orten zugleich sein; in Tramin hatten sie, während sie leibhaft in Verona war, ein Weib auf dunkelrotem Pferd durch die Luft reiten sehen. Immer öfter mußte die Obrigkeit Leute stäupen lassen, die unehrerbietig von der Herzogin gesprochen hatten.
Margarete lag schlaff und faul herum an den Ufern des Sees. Stunde, Tag, Monat stand still. Fuhr die Barke unter den Bäumen hin, dann war der See plötzlich tot, Schatten weckten einen unheimlich, überfrostend aus dem warmen Hindämmern. Der Knabe Aldrigeto liebte sie also. Er war schlank, schön, die Blicke der Frauen feuchteten sich verlangend, wenn sie ihn trafen, und er liebte sie; aber sie war zu leer und ausgehöhlt, sich daran zu freuen. Fernher dachte sie an den Frauenberger: Schlafen ist das beste . Mit einem matten Verlangen wünschte sie nur eines: immer so bleiben, immer so dahindämmern in dem brütenden Sommer, schlaff, still verdunsten wie das besonnte Wasser.
Die Münchner Adelsgesellschaft, die bayrische Artusrunde, hatte sich mittlerweile konstituiert. Mit großem Zeremoniell vollzog sich Gründungsfeier, Aufnahme und Ritterschlag der einzelnen Mitglieder, Fahnenweihe, Krönung der Agnes von Flavon zur Königin des Bundes. Dann ein großes Turnier, Galatafeln, ausgedehnte Treibjagden.
Den jungen und gewalttätigen Herren des Bundes behagten die Grundsätze des Prinzen Friedrich außerordentlich. Sie waren da, sie waren jung, sie waren die Welt. Sie waren erfüllt von einem unbändigen Herrentum, randvoll von dem Bedürfnis, um sich zu schlagen, zu schreien, zu toben, einen endlosen, lustigen Lärm zu machen. Die Welt anzufüllen mit ihrer Jugend, die nicht wußte, wohinaus, ihrer ziellosen, zwecklosen Kraft, ihrem Durst, irgend etwas anzustellen, zu tun. Nun hatte Prinz Friedrich diesem vagen, gewalttätigen Drang einen schönen, klingenden Namen gegeben, etwas, das aussah wie Sinn, Idee, Ideal.
Die jungen, übermütigen, rauflustigen Barone fühlten sich plötzlich als Träger einer Mission, sie hatten Gott, Recht, Macht für sich, waren glücklich.
Wo soff und fraß man so gewaltig wie am Münchner Hof? Wo gab es größere Jagd? Wo gab es soviel Tote bei Turnieren, soviel festliches Gelärm? Die Brocken für die Narren und Zwerge, die zwischen den Beinen der Gäste herumkrochen, waren reicher als die Herrentafel manches kleinen Fürsten. Die jungen Barone waren so geschwellt von Rauflust, daß sie Wildfremde anfielen: »Gibt es eine edlere Frau als Agnes von Flavon ?« , und wenn der Gefragte erwiderte, er kenne die Dame nicht, ihn zu Tode fochten. Sie brannten nach ihren Jagden Bauernhäuser, ganze Forsten nieder zur festlichen Beleuchtung ihrer nächtlichen Gelage im Freien.
Die höfischen Tänze waren zu fein und zu umständlich. Die Sackpfeife quäkte an Stelle der Flöte, an Stelle der Harfe knurrte der Fotzhobel. Man tanzte grobe Bauernreigen, den Ridewanz, den Hoppeldei, andere plumpe, ungeschlachte Tänze, sang dazu, sich die Schenkel klatschend, unflätige Verse. Fuhr herum wie die wilden Bären, hob die Frauen hoch, daß die Röcke über den Kopf flogen, streckte sie unter maßlosem Gelächter auf wenig ehrbare Weise zu Boden. Man spielte Würfel, sinnlos, erhitzt, verspielte Höfe, Burgen, Herrschaften, schenkte sie vielleicht zurück, schlug gelegentlich den Partner tot. Dazwischen torkelten Besoffene, konnten den Wein nicht bei sich halten. Man sang grobe, schmutzige Lieder, durch die nächtlichen Gassen Münchens grinste, kreischte in grölendem Rundgesang das Lied des Frauenbergers von den sieben Freuden.
Der junge Herzog Meinhard ging dick, gutmütig, dümmlich und vergnügt in dem tosenden Getriebe herum, fühlte sich stolz als der Mittelpunkt dieses festlichen und berühmten Geweses, das in seinem Namen veranstaltet wurde. Lächelte jeden wohlwollend an, sagte, heute sei alles wieder besonders gut geglückt.
Blickte schwärmerisch zu dem schlanken, dunkeln Prinzen Friedrich auf. Streichelte seinen kleinen Siebenschläfer Peter, erzählte dem aufmerksam blickenden Tierchen, daß er sich sehr wohl fühle, daß das Regieren eine leichte, einfache Sache sei, viel angenehmer, als er erwartet habe.
Agnes ließ sich lässig und mit Wohlgefallen in der Verehrung und dem Überschwang dieser vielen Jugend treiben. Ganz leise merkte sie hier und dort eine sprödere Stelle der Haut
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