Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
gefällt. Dort finden wir sicher etwas Passendes.»
«Sie ist ’ne richtige Modedesignerin?» Madeleine reißt begeistert die Augen auf. «Cool! Da bin ich sofort dabei. Einheimische Künstler müssen unterstützt werden.»
«Na, dann los …»
Fünfzehn Minuten später erreichen wir «Pink Christmas». Inzwischen hat sich die Dämmerung über die Stadt gelegt, und der kleine Markt erstrahlt im Lichterglanz.
«Wahnsinn, ein glitzernder Mini-Markt in Quietschrosa», kommentiert Madeleine überschwänglich. «Bei uns in Haidhausen wird ja auch ein kleiner Christkindlmarkt abgehalten, aber der hier ist total niedlich, wie für Barbie und Ken.» Hingerissen betrachtet sie die wenigen Stände. «Ah, der gehört bestimmt Solveig. Sehr originell mit der coolen pinkfarbenen Mütze on top und kaum zu verfehlen.»
Solveig freut sich riesig über unseren Besuch. «Frau Amberger, wie geht es Ihnen, wieder gesund?», erkundigt sie sich. «Papa hat mir berichtet, dass Sie was ausbrüten.»
«Danke, Solveig, ich bin schon wieder auf dem Damm, die Tropfen haben wahre Wunder vollbracht. Praktisch über Nacht», antworte ich. «Erinnerst du dich an Madeleine?»
«Klar … Hey, wie geht’s, was treibst du immer so?» Sie mustert Madeleines Kopfputz. «Das sieht ja heiß aus! Gefällt mir sehr. Muss ich kopieren …»
«’tschuldigung …» Ein bulliger Kerl mit Glatze mischt sich in unsere Unterhaltung. «Ich such ’ne lustige Kindermütze. Vielleicht eine Spiderman-Kappe, in rot-schwarz, oder was ähnlich Ausgefallenes. Haben Sie etwas in der Richtung?»
«Ich denke schon, kleinen Moment … Schaut euch doch inzwischen ein bisschen um!», sagt sie zu uns und wendet sich dem Kunden zu.
Wir bestaunen die beachtliche Auswahl an Kopfbedeckungen, aus der Madeleine dann zwei rot-grün geringelte Kindermützen mit lustigen Bommeln herausfischt. «Wie findest du die? Zwei Gleiche, damit vermeidest du Streit.»
«Dazu habe ich auch passende Schals!» Solveig gesellt sich wieder zu uns.
«Öhm … Schals wollte ich eigentlich stricken», erwidert Madeleine. «Oder verkaufst du nur Sets?»
«Nee, natürlich auch einzeln», sagt Solveig. «Die sollen aber nicht für dich sein, oder? Schätze, dann wären sie um einiges zu klein.»
«Nicht für mich, wir suchen Weihnachtsgeschenke für meine zwei Neffen», antwortet Madeleine. «Die Kinder von Katja.»
Auf Solveigs schönem Gesicht macht sich ein Grinsen breit. «Katja hat tatsächlich zwei Jungs? Nicht zu fassen! Die schafft einfach alles. Sie haben es gar nicht erwähnt, bei Ihrem letzten Besuch, Frau Amberger.»
«Oh, das muss ich in der Aufregung über das Treffen mit deinem Vater vergessen haben», entschuldige ich mich errötend.
«Wie oft hat Katja mir erzählt, wie sie sich ihr späteres Leben einmal vorstellt …», redet Solveig weiter. «Und dass sie zwei Jungs möchte.»
«Ja, sie hatte schon immer ’ne Planungsmeise. Die überlässt nichts dem Zufall», antwortet Madeleine und kichert vergnügt, wie immer, wenn sie über ihre Schwester lästern kann.
«Ach …» Solveig seufzt. «Ich wünschte, wenigstens etwas von ihrer Zielstrebigkeit zu besitzen …»
«Sagt die erfolgreiche Frau mit eigenem Stand auf dem obercoolen Barbiepuppen-Markt», erwidert Madeleine feixend. «Hast du auch ’nen Laden? Dann besuche ich dich nach meinem Karibiktrip mal. Und ich empfehle dich natürlich auch allen meinen Freunden und Bekannten und den Modestylistinnen, mit denen mein Chef arbeitet. Die sind ständig auf der Suche nach witzigen Designern.»
Während Madeleine von ihrem aufregenden Fotopraktikum erzählt und Solveig von ihren noch unerfüllten Geschäftsplänen berichtet, suche ich zwei weitere Mützen aus. Ich habe nämlich beschlossen, Katja und Bernd auch Kopfbedeckungen zu schenken. Die kann man immer gebrauchen und länger tragen als ein, zwei Jahre, wie Madeleine gesagt hat. Dazu erstehe ich passende Schals für alle. Wie ich meine kleine Leni kenne, wird sie frühestens nächstes Weihnachten fertig.
«Hätten Sie gerne die Namen eingestickt?», fragt Solveig, als ich bezahle. «Das ist mein Extraservice. Kostenlos für Sie, dauert allerdings bis Sonntag.»
«Was für eine schöne Idee», sage ich. «Sehr gerne. Aber nur für die Kinder.»
«Warum nicht auch für die Eltern?», fragt Madeleine provokant. «Es müssen ja nicht die Vornamen sein. Mir würde
Weihnachtsjunkie
für meine geliebte Schwester und
Weihnachtsjunkies Ehemann
für meinen
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