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Die Häuser der anderen

Die Häuser der anderen

Titel: Die Häuser der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Scheuermann
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korrekt abgekocht ist. Luisa und Christopher haben sogar eine kleine Bar mit Campari und Kognak und solchen Sachen. Hat sie auch nicht abgebaut, zum Zeichen, dass sie mir vertraut. Ich habe sie das letzte Mal nicht angerührt. Beim Gedanken an die Bar beschleunigen sich meine Schritte automatisch. Wenn ich aus jeder Flasche einen Schluck nähme, würde es nicht auffallen. Kein bisschen. Und es wäre auch kein Trinken. Es wäre praktisch eine Verkostung. Auf jeden Fall werde ich mich zuerst um die Blumen kümmern.
    Ich komme an dem kleinen roten Haus vorbei, Kuhlmühlgraben Nummer 2, und erinnere mich an die ältere Frau, die hier früher lebte. Irgendwann, in dem letzten Jahr, als ich mit Frank hier wohnte, hat sie begonnen, ständig Gartenarbeit zu machen. Jahrelang war ihr Garten nichts Besonderes gewesen, und dann besaß sie auf einmal die tollsten Beete in der Umgebung. Ich bin mit Kitty, unserer alten Hündin, immer aus Neugier daran vorbei, und irgendwann habe ich begriffen, wieso sie dauernd draußen war: Sie hatte Whiskeyflaschen in der lockeren Erde zwischen den Pflanzen vergraben und nahm während der Arbeit immer mal einen Schluck daraus.
    »Schöner Garten«, habe ich einmal gerufen, einfach so.
    »Kommen Sie doch und sehen ihn sich ein bisschen an«, rief sie. Ihre Stimme war ganz kieksig, nicht mehr so deutlich.
    »Okay«, habe ich gesagt und dann den Garten bewundert. Im Haus hat man den laufenden Fernseher gehört, außerdem das Telefon und eine Männerstimme, die sich meldete, also war ihr Mann wohl schon in Rente und auch daheim. Nach einer Weile ist sie furchtbar nervös geworden und hat gesagt, »Entschuldigung, ich muss …«
    Sie holte eine der Flaschen zwischen den Büschen hervor. Es war ihr egal, dass ich zusah, und ich habe getan, als sei alles normal.
    »Was machen Sie bloß im Winter?«, habe ich sie gefragt, »wenn die Erde gefriert?«
    Sie hat ganz pfiffig geschaut und gesagt: »Dann lasse ich Eimer in die Erde ein, decke sie ab und mache eine dünne Schicht Erde drüber. Schöner, kalter Wodka.«
    Wir lachten beide darüber, wie clever sie war. Veronica hieß sie. Nach einer Weile haben sie sich scheiden lassen und sind beide weggezogen. Ich denke oft an sie, gerade in letzter Zeit, wo ich sie immer besser verstehe.
    Da bin ich. Das Klingelschild ist dezent und weist Frau Luisa Temper als Frau Doktor phil. und Herrn Christopher Berger als Professor aus. Wichtige Information für den Briefträger.
    Ich finde im Dunkeln das Schlüsselloch nicht und auch keinen Lichtschalter. Fluche leise vor mich hin. Plötzlich strahlende Helligkeit von der Seite, Benno bellt: Der Nachbar links ist aus der Tür getreten und hat den Bereich vor seiner Eingangstür geflutet. Ich sehe nicht hin. Habe endlich die Tür offen.
    »Guten Tag!«, ruft der Mann vorwurfsvoll. »Na, das ist ja der Benno!«
    Ist das der junge Kirch, der mit seiner Frau und der alten Mutter eingezogen ist, kurz bevor ich aus unserem alten Haus musste? Ich erinnere mich nicht. Er sich offensichtlich auch nicht an mich.
    »Ja. Bin-die-Hundesitterin«, sage ich sorgfältig und bleibe einen Moment stocksteif stehen, damit er mich begutachten kann. Alles ganz normal. Bin die Blumengießerin. Ich mache einen Schritt aus dem Licht, das den Eingangsbereich zu seinem Palast verschönert. Stehe im Dunkeln, so dass er nicht sehen kann, dass ich mir die Haare seit zwei Wochen nicht gewaschen habe. Die relativ frische Wunde über der Schläfe ist sowieso an der von ihm abgewandten Seite. Gut, mit dem Parka bin ich neulich ins Gebüsch gefallen –, aber es ist ja nicht umsonst ein Parka – gemacht, um ins Gelände zu gehen.
    Der Typ glotzt mich ziemlich lange an. Ich lächle und lächle. Etwas entschuldigend, ich will ihn ja nicht bei seinem gemütlichen Abend stören. Tut mir echt leid, war keine Absicht, falls ich doch zu laut geflucht haben sollte. Er ist höchstens vierzig. Trägt eine braune Strickjacke mit grauen Ledereinsätzen an den Ellenbogen, eine schwarze Flanellhose und Turnschuhe, die den Spießerlook wohl aufmotzen sollen.
    »Ach.« Sein Echsengehirn kommt hervorgekrochen und sonnt sich im Flutlicht.
    »Ich-gieße-jetzt-mal-die-Blumen.«
    »Ach, Sie sind das! Die sich ein bisschen dazuverdient!«
    Ich wende mich ab, immer noch lächelnd. Hebe nur die Hand zum Abschied. Was Luisa wohl über mich erzählt hat? Benno drückt sich an mir vorbei, er will endlich ins Haus. Er erinnert mich an unsere alte Hündin Kitty, die nach

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