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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Riesenlängen! Uneinholbar! Ja, zwei
und zwei paßt zusammen.“

    „Wovon redest du?“ fragte Gaby.
    „Vorhin ist mir nichts
aufgefallen. Erst jetzt, im Nachhinein, kommen meine grauen Zellen in Schwung.
Es war, als wir aus dem Parkhaus kamen und ich Frank Plunder quasi abführte. Da
sah ich den Wagen. Er parkte dort hinten bei der Drogerie, also in
unverdächtiger Ferne. Aber der Fahrer saß drin. Ein Kleinwagen war’s. Fabrikat?
Keine Ahnung. Farbe? Was Dunkles. Später fuhr der Wagen ab — da waren Sie schon
hier, Herr Glockner. Der Auspuff schepperte etwas. Und jetzt fällt mir ein, daß
ich das Geräusch schon mal gehört habe. Vorher. Weit hinter uns, als Klößchen
und ich vom Internat herkamen.“
    In die nachfolgende Stille
sagte Glockner: „Du meinst, das war Zapp. Er hat dich und Gaby im Wald
beobachtet — bei eurem Fund. Dann hat er vor dem Internat gelauert — auf dich,
denn du hattest die Tasche. Später hat er euch verfolgt bis hierher, aber eine
Falle gewittert, keinen Zugriff gemacht, sondern sich aufs Beobachten
beschränkt.“
    „Exakt.“ Tim klappte den Kragen
hoch.
    „Und nun“, fuhr Glockner fort,
„hat er einiges mitbekommen. Wann ist der Wagen weggefahren?“
    Tim überlegte. „Vielleicht vor
zehn Minuten.“
    „Dann hat er die
Radio-Durchsage gehört. Den roten BMW hat er sowieso gesehen. Vielleicht hat er
als einziger aufs Kennzeichen geachtet. Und jetzt ist er unterwegs, um uns
zuvorzukommen.“
    „Blöder Mist!“ schimpfte Gaby.
„Heh, unbekanntes Dackel-Frauchen! Melde dich! Dein Verhängnis ist dir auf den
Fersen.“
    Tim hob den Blick und sah dem
Kombi entgegen, der sich aus Richtung Murmel-Platz näherte. Mehrere lange
Antennen wippten im Dunst. Ein neugieriges Gesicht war hinter der
Windschutzscheibe.
    Ist das der Rundfunkreporter?
überlegte Tim. Na, der kriegt was zu hören.

8. Beates Selbstgespräche
     
    Beate Kottke liebte
Selbstgespräche. Sie war zwar erst 29 und weder verschroben noch einsam. Aber
Selbstgespräche wurden bei ihr zur Leidenschaft, und sie sah darin nur
Vorteile. Niemand konnte ihr widersprechen, es sei denn, sie selbst ging mit
sich unliebsam um; sie brauchte sich nicht zu scheuen, auch über Dinge zu
reden, die sie andern sonst niemals mitgeteilt hätte; und drittens förderte der
ungebremste, nur für sie selbst bestimmte Wortschwall den Redefluß.
    Heute hatte Beate allerdings
einen Zuhörer. Der erwiderte nichts, abgesehen von gelegentlichem Winseln, und
verstand auch nur die Hälfte. Beate, ein blondes Bonbon mit Kulleraugen und
etwas zuviel Lippenstift, redete also drauflos. Küßchen hörte zu. Küßchen war
ein Dackel und hieß so, weil er mit kühler Nase und flinker Zunge Küßchen
verteilte.
    „...stirbt man ja fast vor
Angst“, redete Beate, „unvorstellbar, was da los ist! Das waren Kriminelle.
Besonders der eine. Der andere hat ihn verfolgt. Nie wieder parke ich in dem
Parkhaus, wenn ich Heidrun besuche. Keine Sicherheit mehr. Und das an einem
Adventssonntag! Der eine ist geflohen. Der andere hat ihn verfolgt.
Wahrscheinlich Autoknacker. Oder ein Knacker und ein Autobesitzer. Nein, dafür
war der hintere zu jung. Höchstens 16, glaube ich. Noch keinen Führerschein.
Aber die Kriminellen fahren ja trotzdem. Huch, Küßchen! Jetzt hätte ich doch
beinahe die Straße verfehlt. Hier müssen wir rein.“
    Sie lenkte den roten BMW, ein
älteres Baujahr, in die Boraner Landstraße, wo es still war zu dieser Zeit.
Hier standen größtenteils Bürohäuser, die am Sonntag verwaist waren.
    „Ein Glück“, fuhr Beate fort,
„daß sie uns nicht bemerkt haben. Sind die vorbei gestürmt! Sowas von Tempo.
Als ginge es ums Leben. Der eine ist gegen den Wagen geprallt. Klar, das habe
ich gemerkt. Es war ja, als fliege er herein. Plupp! Bumm! Zum Fürchten! Am
liebsten wäre ich unter den Sitz gekrochen.“
    Küßchen saß im Fond und
schmatzte.
    Beate hörte die Kaugeräusche.
    „Heh, du!“ sagte sie über die
Schulter. „Beißt du schon wieder in die Polster! Hör auf! Aus, Küßchen! Der
Wagen gehört uns nicht. Erwin schimpft.“
    Erwin Polluk war ihr Freund.
Ein Handelsvertreter. Er reiste in Modeschmuck, machte gute Umsätze, hatte aber
einen grausig schlechten Geschmack und ließ sich gern von Beate beraten. Sie
stellte sozusagen die Kollektion zusammen, mit der er dann seine Großkunden
abklapperte: Kaufhäuser und Spezialshops, in denen sich Teenies ihre Dekoration
besorgten.
    Beate besaß inzwischen soviel
davon, daß sie

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