Die Haie vom Lotus-Garten
nämlich vor dem Parkhaus. Tim hatte den Arm um seine
Freundin gelegt, und sie lehnte sich an seine Schulter.
Der Streifenwagen, den der
Kommissar über Polizeifunk gerufen hatte, war eben abgefahren — mit Frank
Plunder als unfreiwilligen Gast. Er wurde ins Präsidium gebracht zur
Vernehmung. Immerhin war er 18, also volljährig, hätte also wissen müssen,
welchen kriminellen Bockmist er da verzapfte. Und natürlich hatte der
Schulsprecher auch genau gewußt, was er tat. Aber seine Gier nach dem Geld war
größer als die Bremse für Unrecht. Nun mußte er die Folgen tragen.
Gabys Vater hatte sich in den
Wagen gesetzt und telefonierte abermals mit dem Präsidium, gab alles durch, was
bis jetzt bekannt war.
„Vielleicht weiß die
BMW-Fahrerin gar nicht, was sie an Bord hat“, sagte Gaby.
„Du meinst“, fragte Tim, „sie
hat nicht gemerkt, daß die Beute-Tasche zu ihr reinflog?“
„Ist doch möglich, wenn sie mit
dem Dackel beschäftigt war.“
„Aber sie muß uns gesehen
haben. Wir sind vorbeigerannt wie ein Taifun.“
„So eine wilde Verfolgung kann
eine einzelne Frau im abenddunklen Parkhaus sehr erschrecken“, wurde Tim von
seiner Freundin belehrt. „Vielleicht hat sie sich ganz tief geduckt und ihrem
Dackel die Schnauze zugehalten, damit er nicht bellt. Und die Zuladung in Form
der Tasche geschah unbemerkt.“
„Dann wird sich die Frau nicht
melden“, sagte Glockner. Er war ausgestiegen und kam heran. „Nicht heute
jedenfalls. Sondern erst, wenn sie die Tasche entdeckt. Morgen, vielleicht.“
„Falls es sich um eine ehrliche
Person handelt“, wandte Tim ein. „Die Beute macht mindestens 80 000 Mark aus.
Plus die verschlossene Kassette. Bis 63 000 hatten wir gezählt. Um so einem
Geschenk zu widerstehen, braucht man Charakterstärke.“
Alle überlegten und mutmaßten.
Zeit verging. Dann wandte sich Kommissar Glockner seinem Wagen zu, der mit
geöffneter Fahrertür am Straßenrand parkte. Das Sprechfunkgerät, eingeschaltet
auf Polizeifunk-Frequenz, zirpte aufdringlich.
Glockner meldete sich, sagte
„Ja?“, stieß überraschte Wortbrocken aus und lauschte dann, deutlich betroffen.
Er legte auf und kam zurück. In
seinem markanten Gesicht vertieften sich sorgenvolle Falten.
„Jetzt haben wir den Salat.
Verdammt!“
Er starrte zu Boden und preßte
die Lippen aufeinander.
Keiner der TKKG-Bande fragte.
Wenn der Kommissar diese Miene zeigte, war die Situation brenzlig. Sonst wäre
er cool geblieben.
„Wir sind abgehört worden“,
sagte er dann. „Ein Rundfunkreporter, ein freiberuflicher, hat den Polizeifunk
abgehört. Und meine Durchsage ans Präsidium aufgeschnappt. Damit nicht genug —
hat doch dieser Blödmann — er heißt Robert Proit und arbeitet für den
Stadtsender Steile Antenne — sofort eine Radio-Durchsage veranlaßt: nämlich,
daß die Frau im roten BMW, unterwegs mit ihrem Dackel, kommend vom Parkhaus
Berliner Straße, sich sofort melden soll beim nächsten Polizeirevier. Weil sie
— der Idiot hat das tatsächlich durchgegeben — eine Tasche an Bord hat mit der
Bankraubbeute von Schneider und Pleitzke, nämlich mindestens 80 000 Mark.“
„Dieser Vollidiot!“ stieß Tim
hervor. „Das ruft doch alle Kriminellen auf den Plan.“
Glockner nickte. „Die auch.“
„Wen denn noch?“
„Den Bankräuber.“
„Den, auf den die Tasche
zurückgeht.“
Glockner nickte abermals.
„Aber ich denke, der ist
gefaßt. Das sagten Sie doch.“
„Ich dachte es auch. Weil man’s
mir so mitgeteilt hatte. Aber eben höre ich von den Kollegen: Leider ein
Irrtum. Der Verhaftete war’s nicht. Er hat ein wasserdichtes Alibi. Außerdem
hat man endlich Fingerabdrücke auf den zurückgelassenen Einbruchwerkzeugen
gefunden. Sie gehören zum wirklichen Täter.“
„Den kennt man nun?“ fragte
Tim.
„Er heißt Bruno Zapp, ist
mehrfach vorbestraft und äußerst gewalttätig. Ein ganz schwerer Junge.“
„Himmel!“ sagte Gaby. „Wenn der
die Durchsage gehört hat, ist die Frau in Gefahr.“
Glockner nickte. „Es geht jetzt
darum, wer den roten BMW zuerst findet.“
„Soll sich doch die Frau“,
sagte Gaby heftig, „sofort auf einem Revier melden. Das wäre ihre Rettung.“
Tim fühlte sich, als streiche
ihm ein Eiszapfen übers Rückgrat. Der Gedanke kam blitzartig und war so düster
wie der unfreundliche Abend.
„Ich glaube“, sagte der
TKKG-Häuptling, „es steht schlecht. Ich bin sicher, Bruno Zapp ist uns eine
Nasenlänge voraus. Ach was, Nasenlänge! Um
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