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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Eintrittskarten ausgeben und einen zweiten DJ
engagieren. Weil der eine schon Ringe sieht vom ständigen Geglotze auf die
heißen Scheiben.“
    Tim hatte die Kassette vor dem
linken Ohr geschüttelt, das gleiche Geräusch festgestellt und die betrübliche
Tatsache, daß Zerberus nicht ansprechbar war.
    „Ich brauche einen Hammer“,
erklärte der TKKG-Häuptling. „Schweres Kaliber. Meinetwegen auch ‘ne Axt.“
    „Willst du die Kassette
zertrümmern?“
    „Nur das Schloß. Ein wenig.“
    „Und wie?“ Karl war skeptisch.
    „Indem ich durch
Gewalteinwirkung Falle, Zuhaltung, Riegel, Zapfen, Feder und Nuß beschädige,
also die Innereien eines Schlosses. Dann geht der Deckel auf.“
    Zu dritt stiegen sie in den
Keller hinunter, wo Karl einen Hobbyraum hat mit Werkzeugen aller Art.
    Das schwerste erwünschte Gerät
war ein Spalthammer mit langem Stiel.
    Tim legte die Kassette auf den
Boden, also auf den ausgefransten Teppich, spuckte in die Hände und schwang den
Hammer beidhändig über dem Kopf.
    Die Kassette stand hochkant,
das Schloß zeigte himmelwärts. Der Hieb sauste herab mit zerstörerischer Wucht.
Metall schmetterte auf Metall. Die Kassette bohrte sich in den Teppich. Die
knackenden Geräusche aus dem Schloß verebbten. Und die Kassette klappte auf
nach beiden Seiten, als öffne sich ein stählernes Flügelpaar.
    „Da war Saft im Schwung“,
meinte Karl anerkennend. „Tja, was ist denn das?“
    Das Stahlgehäuse war prall
gefüllt, zugeschichtet bis an den Rand — mit Kreditkarten. Mit Plastikgeld in
unterschiedlichen Farben und tollkühnem Design.
    „Das sind Kreditkarten“,
stellte Tim fest.
    Karl und Klößchen waren noch
mit dem Staunen beschäftigt. Kreditkarten! In Gold, Silber, Platin, Kupfer und,
und, und... Nahezu alle Farben waren vertreten und alle bekannten
Kreditinstitute wie PAY MORE, die Konkurrenzfirma PAY NO MORE, UNIVERSAL MONEY,
BANKRUPTCY, EAGER SHOPPERS, PERSONAL DISASTER, PIRT OGE, ZZZ, STANDSTILL und
andere mehr.
    Ich glaub’ es nicht, dachte
Tim. Gehören die alle einem? Nein! Nie! Hier hat ein Sammler zugeschlagen. Aber
so harmlos wie die Jägerei auf Postwertzeichen ist das nicht.
    Er griff sich eine Handvoll.
    „Hört mal, wem diese
kompatiblen Piepen-Decoder gehören. Da hätten wir: Joachim Fringert, Karl-Otto
Säckler, Waldemar Nuss, Katharina-Johanna Slotsch, Irmentraut Streytfrey —
zweimal mit Ypsilon, Christian Döderisch, Edwin Jappmann, Sascha Glimieke,
Margot Müller, Sebastian Hinz und... Was sagt euch das?“
    Karl bückte sich und nahm
einige Kreditkarten. Er rückte an seiner Brille, hielt die Kärtchen dann gegen
das Licht, nämlich unter die Lampe.
    „Sie sind rauh an den Kanten.“
    Tim prüfte es mit dem Daumen
und bestätigte. „Sieht so aus, als wären die Dinger noch nicht ganz fertig. Und
die Unterschriften sind sich alle sehr ähnlich — graphologisch gesehen.“
    „Wahnsinn!“ stellte Karl fest.
    „Was ist so toll?“ fragte
Klößchen.
    „Die Karten sind gefälscht“,
erwiderte Tim.
    „Gefälscht?“
    „Offensichtlich. Nachprägungen.
Aber das Finish, die Endpolierung, hat noch nicht stattgefunden.“
    „Wo liegt der Sinn?“
    „Natürlich in der
Piepen-Beschaffung. Beziehungsweise in der Beschaffung geldwerter Gegenstände.“
    „Schokolade, zum Beispiel.“
Klößchen grinste.
    „Dein Vater verdient zwar ein
Schweinegeld mit eurer Schokoladenfabrik. Aber ich glaube nicht, daß die
Kreditkartenfälscher Schokolade einkaufen. Die halten sich mehr an Schmuck,
teure Uhren, Edelklamotten, Antiquitäten, Kunstgegenstände, Mountain Bikes der
Extraklasse und Gemälde.“
    „Was der Mensch eben so
braucht“, nickte Klößchen, „außer Schokolade. Und wie funktioniert das mit
diesen Fälschungen?“
    „Ich vermute mal“, sagte Tim,
„es sind Kopien von echten Kreditkarten, die mit genau den Daten, wie sie hier
drauf sind, ihren Inhabern zu bargeldlosem Einkauf verhelfen. Daten und Namen
hat man sich irgendwie besorgt. Außerdem verfügen die Fälscher über das
technische Know-how — das gewußt-wie — und über die Instrumente, um die
Fälschungen herzustellen. Wenn die Kärtchen fertig und perfekt sind, kann man
damit einkaufen — und Wochen später wundern sich Fringert, Säckler, Nuss,
Slotsch, Streytfrey, Döderisch und so weiter über die Belastungen auf ihren Konten.
Denn natürlich haben die Inhaber der echten Karten den Schaden.“
    „Da sind wir ja einer
Mordsschweinerei auf der Spur“, rief Klößchen.
    „Du

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