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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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erklärendem Hinweis auf die Fälschungs-Arie noch unbekannter
Ganovensubjekte. Die restlichen 10 Prozent der Geschädigten hatten
Anrufbeantworter und wurden auf diesem Wege gewarnt.
    Erstaunen. Betroffenheit.
Schreck. Erleichterung. Freude. Ungefähr in der Reihenfolge spielten sich die
Reaktionen ab. Und alle Gewarnten versicherten, sofort ihre Kreditkarten
sperren zu lassen — was ja zum Glück rund um die Uhr und auch am späten Sonntag
abend möglich ist.
    Tim hatte abermals bei Kottkes
angerufen — wieder ohne Erfolg. Und jetzt stand nur noch ein
Nachforschungs-Fernsprechen auf dem Programm.
    Dr. Dr. Wilhelm K. Schneider,
Bankier — 3345620... so lautete der Eintrag im Telefonbuch.
    Tim hatte gewählt. Nach dem
achten Läuten wurde abgenommen.
    „Bei Bankier Dr. Schneider“,
sagte eine gequälte Frauenstimme — gequält wegen der späten Störung.
    „Kommissar Jochendorf vom elfen
Dezernat“, schnarrte Tim in beamtischem Tonfall. „Ist Dr. Schneider zu
sprechen?“
    „Tut mir leid — nein.“
    „Ich weiß, es ist spät. Aber es
ist auch wichtig.“
    „Dr. Schneider hat sich bereits
zur Ruhe begeben.“
    „Sind Sie die Gattin?“
    „Nein.“ Sie lachte noch
gequälter. Offenbar war die mit der Frage verbundene Vorstellung ein Ansinnen.
„Ich bin die Haushälterin. Mia Koch ist mein Name.“
    „Ich halte es wirklich für
wichtig, jetzt gleich mit Dr. Schneider zu sprechen, Frau Koch. Und zwar
sofort.“
    „Fräulein Koch!“
    „Wie bitte?“
    „Ich bin ledig.“ Sie klang wie
reiferes Alter. „Alleinstehender Single, wie man heutzutage sagt.“ Sie hustete
gequält.
    „Würden Sie den Herrn Bankier
bitte wecken?“
    Zur Hölle! dachte Tim. Ist es
denn ein Unglück, wenn der Geldverwalter noch mal aus der Pennmulle krabbelt!
    „Ich weiß nicht.“ Mia Koch
zögerte. „Ihnen ist ja bekannt, Herr Kommissar, wie übel uns mitgespielt wurde.
Diese Aufregung ist für einen älteren Herrn ganz schrecklich. Dr. Schneider hat
mehrere Schlaftabletten zu sich genommen und zwei Glas Rotwein getrunken. Ich
fürchte, er ist etwas benommen.“
    „Sie haben doch bestimmt ein
Handy, Fräulein Koch. Ein Mobiltelefon. Wenn Sie ihm das ins Schlafgemach
bringen, braucht er sich nicht mal aus den Kissen zu wühlen. Sie setzen sich
auf die Bettkante, ja? Und halten ihm den schnurlosen Fernrufer ans geneigte
Ohr. Wecken müssen Sie ihn allerdings, Ihren Chef.“
    Sie seufzte abgrundtief. Aber
der Gedanke bei ihm, der offenbar Witwer war, auf der Bettkante zu sitzen,
hatte durchaus seinen Reiz.
    „Ich werde es versuchen, Herr
Kommissar. Könnten Sie uns nochmal anwählen — nämlich unser Mobiltelefon. Die
Nummer ist 3 34 56 21.“
    Tim sagte, er täte das gern,
legte auf und startete dann abermals, worauf ihm ein anderes Freizeichen — es
klang schriller — ins Ohr biß. Schon nach dem vierten Geklingel wurde
abgenommen; und Mia Koch sagte, sie sei es.
    Dann begab sie sich eine Treppe
hinauf und einen Flur entlang, wo Holzdielen knarzten. Mia war etwas kurzatmig
und ihr Schritt schwer. Schließlich verhielt sie, und zaghaft wurde an eine Tür
geklopft.
    „Lauter!“ sagte Tim. „Wenn er
narkotisiert ist, hört er das nie.“
    „Wie bitte?“ Sie hatte das
Handy ans Ohr genommen. „Ich ermächtige Sie, einzutreten und Ihren Chef an der
Schulter zu rütteln.“
    „Auf Ihre Verantwortung, Herr
Kommissar.“
    Jochendorf und Heipmüller
tragen jede Verantwortung, dachte Tim grinsend. Denn wie soviele
Verantwortungsträger lösen sie sich später in Luft auf.
    Eine Tür knackte. Schritte. Die
Tür wurde geschlossen. Schlief der Bankier oder war er mit Kniebeugen
beschäftigt am geöffneten Fenster? Nein. Er pennte; denn ein sägendes
Schnarchen dröhnte jetzt dem Handy entgegen.
    Das Schnarchen wurde lauter,
noch lauter — steigerte sich zu dem Nachtkonzert einer Rotte schlafender
Wildsäue. Jetzt prallten Hörschäden auslösende Schnarcher dem TKKG-Häuptling
ans Ohr. Und er begriff: Mia hatte das Handy aufs Kopfkissen gelegt, dem
Schlafenden genau vor die prustende Futterluke.
    „Herr Dr. Schneider!“ Ihre
Stimme flehte.
    Dann erhielt das Schnarchen
einen anderen Rhythmus, klang nämlich, als werde ein Preßluftbohrer an einer
Panzerplatte ausprobiert.
    Völlig klar: Mia rüttelte den
alten Herrn.
    Sie mußte lange rütteln und
geriet dabei völlig außer Atem. Aber dann endete das Schnarchen.
    Stille.
    „Schätzlein, was ist denn?“
Eine ermattete Männerstimme.
    „Pst, Wilhelm! Da ist

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