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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sagst es.“
    „Wem gehört die grüne
Kassette?“
    „Sie wurde von Bruno Zapp bei
dessen Einbruch ins Bankhaus Schneider und Pleitzke aus einem der geknackten
Schließfächer gestohlen. Aus welchem, wissen wir noch nicht. Der Kunde ist
jedenfalls ein organisierter Krimineller. Er wähnte diese heiße Kiste sicher
beim Bankhaus. Aber was ist heutzutage noch sicher? Außerdem... Moment mal!“
    Tim bückte sich, schüttete die
restlichen Kreditkarten-Duplikate aus der Kassette und zog einen Zettel hervor,
von dem er eine Ecke bemerkt hatte. Der Zettel war beschriftet. Aber entziffern
konnte es keiner der Jungs. Denn es waren chinesische Schriftzeichen.
    „Heiß!“ sagte Tim. „Auch wenn
wir’s nicht lesen können.“
    „Wieso?“ fragte Klößchen. „Wir
sind so blöd wie vorher.“
    „Nein. Denn ich glaube nicht,
daß sich die chinesischen Bankkunden bei Schneider und Pleitzke die Klinke in
die Hand geben. Vielleicht gibt es dort nur einen Kunden aus dem Reich der
Mitte. Der wäre unser Mann.“
    „Und die Leute hier müssen
gewarnt werden“, sagte Karl. „Damit sie ihre Originalkarte sperren lassen.“ Er
sammelte die Fälschungen ein und legte sie in die Kassette zurück. „Hoffentlich
sind’s nur Ortsgespräche! Und das um diese Zeit. Es ist schon verdammt spät.“
    „Für Katastrophenalarm ist es
nie zu spät“, meinte Tim.

16. Eine große Enttäuschung
     
    Es war noch kälter geworden,
und eisige Nebelluft umhüllte die Laternen wie Gazeschleier.
    Traugott Brigg, genannt Gotti,
stoppte den röchelnden Kastenwagen in der Rappelherz Straße, am Anfang der
Fußgängerzone.
    Im LOTUS-GARTEN brannte noch
Licht. Und der Duft von Haifischflossen-Suppe schwebte hinaus in die Nacht.
    „Ich bleibe bei Beate“, sagte
Michi. „Nochmal gehe ich heute nicht zu den Haien, in diese Höhle des Löwen.
Nein! Ich will nicht dabei sein, wenn du ihnen das schöne Geld übergibst. Das
zerreißt mir das Herz.“
    „Na gut!“ meinte Gotti, nahm
die Tasche und stieg aus.
    Beate und Michi sahen ihm nach.
Er schlurfte zum China-Restaurant, wo eben ein junges Pärchen ins Freie trat.
Die beiden diskutierten über die richtige Handhabung der Eßstäbchen, einer
Technik, die gierige Fresser zur Verzweiflung bringen kann. Das Mädchen, eine
kesse Rothaarige, war offenbar geübt, während sich ihr Begleiter besser mit
Löffel und Gabel auskannte.
    „...nein“, hörte Gotti im
Vorbeistreifen, „Suppe kannst du mit den Stäbchen nicht zu dir nehmen,
Karl-Werner. Da rinnt dir die Brühe am Elfenbein runter. Aber bei Chop-suey,
Glasnudeln und Won Ton geht’s super.“
    Gotti betrat das Lokal, ging
nach hinten, atmete tief und klopfte an die Privattür.
    Ling Sing Ti öffnete einen
Spalt und blickte heraus — etwa in einer Höhe von 151 cm, seiner Augenhöhe.
    „Was willst du?“ fragte er mit
seinem Brooklyn-Akzent.
    „Ich bringe was.“
    „Komm lein!“ nickte Ti, der
gemäß seiner ethnischen (völkischen) Herkunft nur schwer ein R sprechen
kann. Bei gewissen Wetterlagen gelang es ihm allerdings.
    Gotti trat in das Büro, und
wieder sank ihm das Herz in die Hose. Seit vorhin hatte sich nicht viel
verändert. Drako Blazen, der düstere Ex-Jugoslawe, lehnte noch immer an der
Wand, hatte aber das Säubern der Fingernägel beendet und trug jetzt ein Pflaster
am Daumen — dort, wo er sich geschnitten hatte.
    Günther Grünert, der feiste
Boss, fläzte hinter dem Schreibtisch und zündete eine salami-dicke Zigarre an.
Dabei benutzte er ein langes Kaminzündholz und paffte grünliche Wolken aus dem
linken Mundwinkel. Ein ungnädiger Blick war auf Gotti gerichtet.
    „Komm nicht wegen jeder
Scheißkarte! Erst wenn du mindestens fünf zusammenhast, läßt du dich hier
blicken. Verstanden?“
    „Ich komme wegen was anderem“,
erwiderte Gotti und beschloß insgeheim, die Kartendaten von Friedrich
Sittersdorf, dem Oldie im Vampirmantel, nicht weiterzugeben. Nein, die nicht!
Einmal eine gute Tat tun! Auch wenn es die Schuldentilgung um 250 DM
zurückwarf.
    „Weshalb?“ schnappte Grünert.
    „Ich... äh... habe Geld.“
    „Was für Geld?“
    „Es sind etwa 80 000.“ Gotti
hob die Tasche und schwenkte sie hin und her.
    Grünerts Froschaugen quollen
noch weiter hervor. Drako Blazen rülpste. Aber das klang sehr interessiert,
sozusagen geldgierig. Ti, der kleine Chinese, riß die schmalen Augen so weit
auf, daß aus Schlitzen Rundungen wurden.
    „Das ist ja sehl intelessant“,
meinte er. „Wohel hast du das

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