Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
gehüllter Mann lag. Hinter ihm kam Lawrence, der das andere Ende trug.
Vorsichtig, aber schnell, rannten die beiden mit der Bahre über die Terrasse, die Treppe in der Kaimauer hinunter und über den Sand auf das Ufer zu. Sie kamen genau im richtigen Augenblick an, nicht eine Sekunde wurde verschwendet. In dem Moment, als das Boot in seichtes Wasser kam, erreichten Tucker und Lawrence mit der Bahre das Ufer und wateten in die ruhige Brandung hinaus. Vorsichtig hoben sie sie über die Seite des Bootes auf das Deck. Über den mit Decken verhüllten Mann wurden Netze gelegt, und unmittelbar darauf stieß Sam Tucker das Fischerboot wieder zurück in tieferes Wasser, während Lawrence in den Bug kletterte. Sekunden später hatte Lawrence sein Hemd ausgezogen. Er holte aus einem Winkel einen zerrissenen, völlig ramponierten Strohhut hervor, stülpte ihn sich über den Kopf und riß eine Hakenstange aus ihrer Halterung. Die Verwandlung war komplett. Aus Lawrence, dem Verschwörer, war ein lethargischer einheimischer Fischer geworden.
Das kleine Flachboot wendete, wobei es die spiegelglatte Oberfläche des Wassers aufwühlte, und fuhr dann aufs offene Meer hinaus. Der Motor tuckerte jetzt ein wenig lauter als zuvor. Der Kapitän wollte mit seiner verborgenen Fracht vom Strand wegkommen.
Sam Tucker winkte. Als Lawrence nickte und die Hakenstange ins Wasser tauchte, stapfte Tucker aus der flachen Brandung heraus und ging schnell zum Bengal Court zurück.
Peter Jensen sah zu, wie das Fischerboot in Richtung der Landspitze in tiefes Wasser fuhr. Mehrere Male beugte sich Lawrence nach vorn und ordnete die Netze, überprüfte dabei aber wohl eher den Zustand des Verletzten auf der Bahre. Von Zeit zu Zeit schien er dem Mann am Ruder leise etwas zuzurufen. Inzwischen war am Horizont die Sonne aufgegangen. Es würde ein heißer Tag werden.
Peter sah, daß — oben auf der Terrasse — die zweiflügelige Tür von Alison Booths Zimmer immer noch offen stand. Da es jetzt heller war, konnte er außerdem erkennen, daß im Inneren geschäftige Aktivität herrschte. Zweimal kam Sam Tucker heraus. Er trug hellbraune Plastiktüten bei sich, die er auf dem Innenhof ablegte. Dann trat ein zweiter Mann aus der Tür — der Assistent des Arztes. Er hielt einen großen Zylinder oben am Hals und hatte in der anderen Hand einen schwarzen Koffer. Beides stellte er auf die Steine, bückte sich dann hinter die Kaimauer, und stand gleich darauf wieder auf, zwei längliche Dosen in der Hand — Spraydosen, vermutete Jensen -, von denen er eine Tucker gab, als dieser durch die Tür kam. Die beiden Männer sprachen kurz miteinander, dann gingen sie in das Zimmer zurück.
Keine drei Minuten waren vergangen, als Tucker und der Gehilfe des Arztes erneut auftauchten. Es sah fast komisch aus, da sie sich beide nebeneinander rückwärts auf die Tür zubewegten. Jeder von ihnen hatte einen Arm ausgestreckt und eine Spraydose in der Hand, aus der Sprühnebel schoß.
Tucker und der schwarze Gehilfe sprühten systematisch das Innere des Zimmers aus.
Als sie fertig waren, gingen sie zu den Plastiktüten, dem Koffer und dem großen Zylinder hinüber. Sie nahmen die Gegenstände an sich, unterhielten sich kurz und bewegten sich dann auf den Rasen zu.
Draußen auf dem Meer hatte das Fischerboot inzwischen die Hälfte des Weges zur Spitze der Bucht zurückgelegt.
Dann hatte es angehalten. Jetzt schaukelte es auf der ruhigen Wasseroberfläche leicht hin und her und bewegte sich nicht mehr vorwärts. Peter sah, wie sich die in der Entfernung winzig erscheinende Gestalt Lawrence’ im Bug aufrichtete, dann wieder niederkauerte, dann wieder aufstand. Der Kapitän gestikulierte heftig, er schien aufgeregt zu sein.
Plötzlich nahm das Boot wieder Fahrt auf, aber jetzt wendete es langsam und fuhr in eine andere Richtung. Es behielt seinen ursprünglichen Kurs nicht bei — falls die Landspitze wirklich das Ziel gewesen war. Statt dessen fuhr es jetzt auf das offene Meer zu.
Jensen blieb noch fünfzehn Minuten auf dem nassen Sand liegen und beobachtete, wie aus dem kleinen Boot ein schwarzer Punkt im grauschwarzen Meer wurde, auf dem sich das orangefarbene Sonnenlicht spiegelte. Er konnte die Gedanken der beiden Jamaikaner nicht lesen. Er konnte nicht sehen, was jetzt auf dem Boot geschah, das sich so ungewöhnlich weit draußen auf dem Wasser befand. Aber er wußte einiges über Gezeiten und Strömungen, und zusammen mit dem, was er in den letzten drei Stunden
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