Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
als Wache hier.
Dem Halidon war klar, daß McAuliff nicht nachgeben würde-Alex würde ihm nichts sagen. Also befahl er Alex mit vorgehaltener Waffe, das Lager zu verlassen. Als sie auf einem Pfad auf das Grasland zugingen, begann McAuliff langsam zu verstehen, wie gründlich die Halidon arbeiteten – jedenfalls der kleine Teil davon, der jetzt für ihn sichtbar wurde.
Zweimal auf ihrem Weg durch die dichte Vegetation befahl ihm der Mann mit der Waffe stehenzubleiben. Dann waren einige kurze, krächzende Papageienschreie zu hören, die auf die gleiche Weise beantwortet wurden.
»Das Lager ist umstellt, Mr. McAuliff«, sagte der Halidon leise. »Ich bin sicher, daß Whitehall und Tucker und auch Ihre Träger das jetzt wissen. Die Vögel, die wir gerade nachgemacht haben, singen nachts nicht.«
»Wohin gehen wir?«
»Wir werden uns mit jemandem treffen. Genauer gesagt – mit meinem Vorgesetzten. Gehen Sie bitte weiter.«
Sie kletterten noch einmal zwanzig Minuten. Aus dem langsam ansteigenden Hügel im Dschungel wurde plötzlich offenes Grasland – ein Feld, scheinbar aus einem anderen Terrain herausgerissen und dann über einem fremden Land fallen gelassen, das von Regenwald und hohen Bergen umgeben war.
Das Mondlicht wurde nicht von Wolken abgehalten, und so war das Feld in ein mattes Gelb getaucht. Mitten in dem wilden Gras standen zwei Männer. Als sie näher kamen, sah McAuliff, daß einer der beiden etwa drei Meter hinter dem ersten stand, mit dem Rücken zu ihnen. Der andere Mann hatte ihnen das Gesicht zugewandt.
Der Halidon, der ihnen entgegensah, trug zerlumpte Kleidung, aber dazu eine weite Feldjacke und Stiefel. Das Resultat war ein sonderbar ungepflegtes, paramilitärisches Aussehen. Um seine Taille war ein Pistolengürtel mit einem Holster geschlungen. Der Mann, der drei Meter entfernt
stand und in die entgegengesetzte Richtung starrte, war mit einem Kaftan bekleidet, der in der Mitte von einem dicken Seil zusammengehalten wurde.
Wie ein Priester. Regungslos.
»Setzen Sie sich auf den Boden, Dr. McAuliff«, befahl ihm der Mann mit der merkwürdig zerlumpten Kleidung in knappem, befehlsgewohntem Ton.
Alex setzte sich. Die Anrede mit seinem Doktortitel war für ihn ungewohnter als für sie.
Der Mann, der ihn vom Lager hierhergeführt hatte, ging auf die Gestalt des Priesters zu. Die beiden Männer unterhielten sich leise, während sie langsam auf die grasbewachsene Ebene hinausschritten. Über einhundert Meter gingen sie in das blaßgelbe Feld hinein.
Dann blieben sie stehen.
»Drehen Sie sich um, Dr. McAuliff«, befahl der Schwarze bei Alex schroff. Er hatte die Hand auf das Holster gelegt. Alex drehte sich im Sitzen um und blickte jetzt auf den leicht abfallenden Dschungel, aus dem er und der Läufer gekommen waren.
Das lange Warten war zermürbend. Aber McAuliff verstand, daß seine stärkste Waffe – vielleicht die einzige, die er noch hatte – ruhige Entschlossenheit war.
Entschlossen war er. Aber nicht ruhig.
Er hatte Angst, die gleiche Angst, die er früher schon einmal gehabt hatte, im Dschungel von Vietnam. Es hatte keine Rolle gespielt, wie viele Soldaten bei ihm gewesen waren. Er hatte darauf gewartet, daß er Zeuge seiner eigenen Vernichtung wurde.
Ein Käfig der Angst.
»Es ist eine ganz außerordentliche Geschichte, nicht wahr, Dr. McAuliff?«
Diese Stimme. Mein Gott! Er kannte diese Stimme.
Er stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und wollte sich nach hinten drehen. Seine Schläfe krachte in den harten Stahl einer Pistole. Ein stechender Schmerz schoß ihm durch Gesicht und Brust. Als der Schmerz seinen Höhepunkt erreichte, bildeten sich grelle Blitze vor seinen Augen. Dann
ließ er nach und wurde zu einem dumpfen Pochen. McAuliff spürte, wie ihm das Blut den Nacken hinunterlief.
»Sie werden so sitzenbleiben, während wir uns unterhalten«, sagte die Stimme.
Wo hatte er sie schon einmal gehört?
»Ich kenne Sie.«
»Sie kennen mich nicht , Dr. McAuliff.«
»Ich habe Ihre Stimme schon einmal gehört – irgendwo.«
»Dann haben Sie ein bemerkenswertes Gedächtnis. Es ist so vieles passiert ... Ich werde keine Zeit verschwenden. Wo sind Piersalls Dokumente? Ich brauche Ihnen sicher nicht zu sagen, daß Ihr Leben und das der Menschen, die Sie nach Jamaika gebracht haben, davon abhängt, ob wir sie bekommen oder nicht.«
»Woher wissen Sie überhaupt, daß sie einen Nutzen für Sie haben? Was, wenn ich Ihnen sagen würde, daß ich Kopien davon gemacht
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