Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
leise und schnell. »Verdammt noch mal, wenn ich beobachtet werde, dann werden Sie ebenfalls beobachtet!«
»Das haben wir berücksichtigt ...«
»Mir gefällt das Ganze nicht. Was soll ich Warfield sagen? Daß er mich in Soho aussteigen lassen soll?«
»Warum nicht? Sagen Sie ihm, daß Sie sich ein bißchen amüsieren möchten. Sie haben morgen früh keine Termine. Amerikanern gefällt Soho, also ist es völlig normal. Sie sind kein leidenschaftlicher Spieler, aber ab und zu wetten Sie schon mal.«
»Du lieber Himmel! Erzählen Sie mir jetzt auch noch was über mein Sexualleben?«
»Das könnte ich, aber ich tue es nicht.« Jetzt war wieder die heisere, laute Stimme mit dem nordenglischen Dialekt zu hören. »Haben Sie vielen Dank, Sir. Sehr freundlich von Ihnen, Sir. Ich bin sicher, daß ich meine Freunde jetzt finden werde.«
Mit schnellen Schritten ging der Mann durch den Nebel in Richtung Hatton Garden davon. McAuliff spürte, daß er am ganzen Körper bebte. Seine Hände zitterten. Um sich zu beruhigen, suchte er in der Tasche nach seinen Zigaretten. Es war ein wohltuendes Gefühl, als sich seine Finger um das Metall des Feuerzeuges schlossen.
Es war fünf Minuten vor zwölf. Er würde nach Mitternacht noch einige Minuten verstreichen lassen und dann gehen. Laut seinen Anweisungen sollte er >ins Savoy zurückgehen<. Ein anderes Treffen würde vereinbart werden. In dieser Nacht? Am frühen Morgen? Oder sollte >ins Savoy zurückgehen‹ einfach bedeuten, daß er nicht mehr länger an der Ecke High Holborn und Chancery Lane warten mußte? Daß er in dieser Nacht machen konnte, was er wollte?
Die Worte waren klar, aber ihre unterschiedlichen Interpretationen klangen alle plausibel. Wenn er wollte, konnte er - mit einigen Unterbrechungen — nach Soho fahren, zu Hammond. Das Netz seiner Beobachter würde die Tatsache vermelden, daß Warfield nicht zu dem Treffen erschienen war. Diese Möglichkeit stand ihm offen.
Mein Gott ! dachte Alex. Was geschieht mit mir? Worte und Bedeutungen, Möglichkeiten und Alternativen. Die Interpretation von — Befehlen!
Wer zum Teufel wagte es, ihm Befehle zu geben?
Er war kein Mann, dem man befehlen konnte!
Aber als seine Hand, mit der er die Zigarette zum Mund
führte, zitterte, wußte er, daß er es doch war — und zwar auf unbestimmte Zeit. Eine Zeit in einer Hölle, die er nicht ertragen konnte. Er war nicht mehr frei.
Die Radiumzeiger seiner Armbanduhr standen übereinander, es war Mitternacht. Sie sollten sich alle zum Teufel scheren! Er würde Alison anrufen und ihr sagen, daß er noch auf einen Drink vorbeikommen wolle — sie fragen, ob sie etwas dagegen habe. Hammond konnte ruhig die ganze Nacht in Soho auf ihn warten. Wo war er noch mal? The Owl of Saint George. Idiotischer Name!
Hammond sollte sich zum Teufel scheren.
Da schoß der Rolls-Royce aus dem Nebel vor Newgate. Der tiefe Motor dröhnte auf vollen Touren, eine laute Störung in der ansonsten stillen Straße. Er fuhr vor McAuliff an den Bordstein und hielt abrupt an. Der Chauffeur stieg aus, lief um die lange Motorhaube des Wagens herum und öffnete die hintere Tür für Alex.
Das alles geschah so schnell, daß McAuliff ohne zu zögern seine Zigarette wegwarf und verwirrt einstieg. Er hatte noch nicht ganz realisiert, daß plötzlich wieder alles ganz anders aussah. In der rechten Ecke des gewaltigen Rücksitzes saß Julian Warfield, dessen zarter Körper vor dem großzügigen Interieur des Wagens noch kleiner wirkte.
»Es tut mir leid, daß ich Sie bis zur letzten Minute habe warten lassen, Mr. McAuliff. Ich wurde aufgehalten.«
»Gestalten Sie Ihre Geschäfte immer mit der höchstmöglichen Geheimniskrämerei und dem eindrucksvollsten Schockeffekt? « fragte Alex, der sich in den Sitz zurücklehnte und erleichtert feststellte, daß er mit fester Stimme sprach.
Warfield lachte sein hartes Altmännerlachen. »Verglichen mit Ross Perot bin ich ein Anfänger.«
»Trotzdem gelingt es Ihnen, mich zu beunruhigen.«
»Möchten Sie etwas trinken? Preston hat sich hier eine Bar einbauen lassen.« Warfield deutete auf die mit Filz verkleidete Rückenlehne des Vordersitzes. »Ziehen Sie einfach an der Schlaufe da.«
»Nein, danke. Vielleicht werde ich später etwas trinken, jetzt nicht.« Langsam. Langsam, McAuliff, sagte er zu sich
selbst. Verrate dich um Himmels willen nicht. Hammond wird auch die ganze Nacht warten. Vor zwei Minuten wolltest du ihn noch warten lassen!
Der alte Mann zog einen
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