Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
jedesmal mitgekommen. Für ein paar Tage, manchmal für Wochen ...«
Die erste Auseinandersetzung mit David Booth ereignete sich in Korsika. Die Vermessung fand an der Küste und im Meer im Gebiet von Capo Senetose statt. David reiste nach der Hälfte der für das Projekt veranschlagten Zeit an, um wie üblich zwei bis drei Wochen zu bleiben. Während dieser Zeit fanden viele sonderbare Telefonate und unerklärliche Treffen statt, die ihn allem Anschein nach so beunruhigten, daß er immer nervöser wurde. Männer flogen in kleinen schnellen Flugzeugen nach Ajaccio, andere kamen in Fischkuttern und kleinen seetüchtigen Booten übers Wasser. David verschwand
für Stunden, dann wieder für Tage. Alison kehrte nach ihrer Arbeit im Gelände immer erst nachts ins Hotel des Teams an der Küste zurück. Ihr Mann konnte ihr sein Verhalten nicht verheimlichen, auch nicht die Tatsache, daß seine Anwesenheit in Korsika keineswegs ein Beweis seiner Liebe zu ihr war.
Sie erzwang eine Entscheidung, zählte die Punkte auf, die er nicht abstreiten konnte, und gab Davids Erklärungen den Namen, den sie verdienten — dilettantische Lügen. Er war zusammengebrochen, hatte geweint, gebettelt und seiner Frau schließlich die Wahrheit gesagt.
Um einen Lebensstil aufrechtzuerhalten, den er sich auf ehrliche Weise nicht leisten konnte, war David Booth in den internationalen Drogenhandel eingestiegen. Er arbeitete hauptsächlich als Kurier. Seine Teilhaberschaft an einer kleinen Im- und Exportfirma war ideal für die Arbeit. Das Unternehmen, das Kunsthandwerk für Dekorationszwecke verkaufte, war eigentlich gar kein Unternehmen. Es war nicht besonders erfolgreich, eher — wie es sich für die Eigentümer geziemte — ein Hobby als ein wirkliches Geschäft. David konnte viele Reisen machen, ohne die Aufmerksamkeit der Behörden zu erregen. Der Grund für seine Einführung in die Welt der Kriminellen war ziemlich banal — Spielschulden, zu denen noch Alkohol und Frauengeschichten kamen. Einerseits blieb ihm keine andere Wahl, andererseits wurde er gut bezahlt und hatte keine moralischen Bedenken.
Alison jedoch um so mehr. Die Vermessungen waren ›echt‹, ein Beweis dafür, wie gut Davids Arbeitgeber darin waren, ahnungslose Mitarbeiter aufzuspüren. Man vermittelte David die Namen von Vermessungsteams an bestimmten Orten im Mittelmeerraum und sagte ihm, er solle sie anrufen und die Dienste seiner in Fachkreisen bekannten Frau anbieten. Dabei fügte er hinzu, daß er heimlich etwas zu ihrem Gehalt beisteuern werde. Ein reicher, verliebter Ehemann, dem daran lag, seine berufstätige Frau glücklich zu machen. Alle seine Angebote wurden angenommen. Und da er für Alison ›Aufträge‹ besorgte, bekamen seine Reisen eine zweifache Berechtigung. Für seine Tätigkeit als Kurier boten
sich jetzt weitaus mehr Möglichkeiten als allein durch sein Unternehmen.
Alison drohte, die Vermessung in Korsika sofort zu verlassen.
David geriet in Panik. Er war fest davon überzeugt, daß er und Alison getötet werden würden. Er schilderte seine Auftraggeber so anschaulich als internationale Verbrecherorganisation ohne Gewissen, daß Alison, die um ihrer beider Leben fürchtete, nachgab. Sie willigte ein, ihre Arbeit in Korsika fortzuführen, machte aber deutlich, daß ihre Ehe beendet war. Nichts würde diese Entscheidung mehr ändern können.
Wenigstens glaubte sie das damals.
Eines Nachmittags entnahm Alison bei der Arbeit im Gelände — um genau zu sein: auf dem Wasser — einige Hundert Meter von der Küste entfernt Bohrproben vom Meeresboden. In dem kleinen Kabinenkreuzer befanden sich zwei Männer - Agenten von Interpol. Sie verfolgten Booth schon seit einigen Monaten. Interpol war dabei, eine riesige Menge an Beweisen zu sammeln. Das Netz zog sich langsam zu.
»Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß sie auf seine Ankunft gut vorbereitet waren. Mein Zimmer war in etwa so privat, wie deines heute abend sein sollte ...«
Die beschrieben die Situation in drastischen Worten. Während ihr Mann von einer internationalen Verbrecherorganisation gesprochen hatte, schilderten ihr die Männer von Interpol eine andere Welt voller Schmerz und Leid und sinnlosem, furchtbarem Tod.
»Sie waren gut darin«, sagte Alison. Die Erinnerung daran stand in ihren Augen, ihr Lächeln war mitfühlend und traurig. »Sie zeigten mir Dutzende von Fotos. Kinder, die sich vor Schmerzen krümmten, junge Männer, Mädchen, die am Ende waren. Ich werde diese Bilder nie
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