Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
Polizei immer noch nicht einschalten?«
McAuliff zögerte. Er hatte Hammond zugesichert, daß er nicht zur jamaikanischen Polizei gehen würde, gleichgültig, welche Gründe er hatte, bevor er die Sache nicht mit einem Kontaktmann besprochen und die Erlaubnis dazu erhalten hatte. »Noch nicht, Bob.«
»Wir sprechen von einem alten Freund!«
»Er ist noch nicht überfällig, Robert. Ich kann ihn nicht als vermißt melden. Und da ich unseren alten Freund kenne, möchte ich ihn auch nicht in Verlegenheit bringen.«
»Ich würde an deiner Stelle Alarm schlagen, immerhin haben zwei Fremde seine Sachen abgeholt!« Hanley war wütend, und McAuliff konnte es ihm nicht verdenken.
»Wir wissen doch gar nicht, ob das Fremde waren. Du kennst Tuck. Er heuert Leute an, als wäre er am Hof von Erik dem Roten. Ganz besonders dann, wenn er Geld hat, mit dem er um sich werfen kann. Bob, weißt du noch —Kimberley. « Er meinte es nicht als Frage. »Du lieber Himmel, Sam hat das Gehalt von zwei Monaten verpulvert, um eine landwirtschaftliche Kommune aufzubauen.«
Hanley lachte. »Ja, Alter, das weiß ich noch. Er wollte diese haarigen Bastarde ins Weingeschäft bringen. Er ist ein Ein-Mann-Friedenskorps mit einem unruhigen Schwanz ... In Ordnung, Alex, wir warten bis morgen. Ich muß nach Port Antonio zurück. Morgen früh melde ich mich bei dir.«
»Wenn er bis dahin nicht aufgetaucht ist, werde ich die Polizei verständigen, und du kannst dein Untergrundnetz aktivieren — ich bin sicher, daß du inzwischen eines aufgebaut hast.«
»Da hast du verdammt recht. Wir alten Globetrotter müssen doch für unseren Schutz sorgen. Und zusammenhalten.«
Die grelle Sonne auf der heißen, schmutzigen Straße und das stinkende Mundstück des Telefonhörers brachten McAuliff zu dem Entschluß, ins Courtleigh Manor zurückzukehren.
Später, vielleicht am frühen Abend, würde er nach dem Fischgeschäft namens Tallon’s und seinem arthritischen Kontakt suchen.
Er ging die Matthew Lane Richtung Norden und fand in der Barry Street ein Taxi. Es war eine zerbeulte Limousine undefinierbaren Typs, die ganz gewiß nicht aus diesem Jahrzehnt stammte, wahrscheinlich auch nicht aus dem letzten. Als er sich hineinsetzte, stieg ihm der Geruch von Vanille in die Nase. Vanille und Pimentöl, der Duft von Jamaika — wundervoll am Abend, erdrückend während des Tages in der brütenden Hitze des Äquators.
Während das Taxi das alte Kingston, den Hafenteil der Stadt, verließ, in dem von Menschen verursachter Zerfall und eine üppige, tropische Flora darum kämpften, nebeneinander bestehen zu können, starrte Alex mit einem beklemmenden Gefühl der Verwunderung auf die modernen Gebäude des neuen Kingstons, die plötzlich vor ihm aufragten. Diese kühlen, glatten Gebilde aus Beton und getöntem Glas wirkten im Vergleich zu den nahen, langen Reihen der verdreckten, winzigen Wellblechhütten fast obszön. Die Slums waren die Heimat ausgemergelter Kinder, die träge und ohne Energie mit abgemagerten Hunden spielten, und schwangerer, alt aussehender junger Frauen, die Lumpen auf aus dem Hafenbecken gezogene Seile hängten mit der trostlosen, verhaßten Aussicht, wieder einen Tag hinter sich bringen zu müssen. Die modernen, glatten, sauber geputzten Obszönitäten befanden sich weniger als zweihundert Meter von noch schrecklicheren menschlichen Behausungen entfernt — verrotteten,
mit Ratten verseuchten Lastkähnen, auf denen jene Menschen hausten, die ihre Würde schon fast verloren hatten. Zweihundert Meter.
Plötzlich begriff McAuliff, wer in diesen Gebäuden residierte — Banken. Drei, vier, fünf, sechs Banken. Nebeneinander, gegenüber, alle in Wurfweite eines Bankschließfachs.
Banken.
Sauberes, glattes, getöntes Glas.
Zweihundert Meter.
Acht Minuten später fuhr die eigenartige, uralte Limousine die von Palmen gesäumte Auffahrt des Courtleigh Manor hinauf. Zehn Meter hinter dem Tor hielt der Fahrer den Wagen plötzlich mit einem Ruck an. Alex, der sich vorgebeugt und gerade seine Brieftasche herausgezogen hatte, stützte sich auf dem Vordersitz ab, während sich der Fahrer schnell entschuldigte. Dann sah Alex, daß der Jamaikaner eine gefährlich aussehende, fast einen Meter lange Machete aus dem abgenutzten Sitzbezug neben sich zog und sie unter seinen Sitz legte. Der Fahrer grinste.
»Für den Fall, daß jemand in die alte Stadt will, Mann. Die Barackenstadt. Dort habe ich immer ein langes Messer bei mir.«
»Ist das
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